Sergej Prokofjew: Filmmusik zu Sergej Eisensteins Iwan der Schreckliche

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
7. Mai 2018
Abgelegt unter:
CD

Score

(6/6)

Das filmmusikalische Œuvre Sergej Prokofjews ist eher klein. Zwischen 1932 und 1948 hat der russische Komponist nämlich nur insgesamt sieben Filme vertont. Im Zentrum stehen dabei die Kompositionen für die von Sergej Eisenstein inszenierten berühmten zwei Propagandafilme, Alexander Newski (1938) und der ursprünglich als Dreiteiler geplante Iwan der Schreckliche, dessen 1. Teil 1944 uraufgeführt und sogar mit dem Stalinpreis ausgezeichnet worden ist. Der zweite Teil war Anfang Februar des Jahres 1946 fertig geschnitten. Seine Darstellung des von inneren Feinden umgebenen und in seinen brutalen Handlungen gegen seine Widersacher von tiefer Paranoia getriebenen Iwan hat allerdings insbesondere Stalin, der sich als Nachfolger dieses, den Staat stärkenden und die Expansion des Territoriums nachhaltig initiierenden ersten russischen Zaren (1530–1584) sah, offenbar derart irritiert, dass er den Film durch das ZK verbieten und im Archiv verschwinden ließ. Zwar sollte das Filmprojekt weitergeführt werden, doch der eh von schwacher Gesundheit gezeichnete Eisenstein verstarb bereits im Februar 1948, im Alter von nur 50 Jahren, an einem Herzinfarkt. Vom dritten Iwan-Filmteil existiert daher nur ein kurzes Fragment. Teil zwei kam erst 1958, fünf Jahre nach dem Tod des Diktators, im Zuge der Entstalinisierung in die Kinos. Sergej Prokofjew verstarb am selben Tag wie Stalin, am 5. März 1953: eine bittere Ironie der Geschichte.

Der Film

Der erste Filmteil schildert, in Annäherung an die Dramen William Shakespeares, die frühen Jahre des Herrschers, ausgehend von der Zarenkrönung 1547 bis zur scheinbaren Abdankung und der grandiosen Rückkehr des schließlich vom Volk in einer Bittprozession in den Kreml zurückgeholten Monarchen im Jahr 1565.  Höhepunkte sind die Auseinandersetzung mit den Tartaren, die damit verbundene Eroberung von Kazan und die Bildung der „Opritschniki“, eine Art früher Vorläufer der vergleichbar grausamen sowjetischen Geheimpolizei NKWD. Übrigens wie auch im Hollywood-Kino jener Zeit war es auch im russischen Pendant offenbar nicht üblich, die Darsteller zumindest annähernd realistisch älter werden zu lassen. Selbst im Sequel lässt Eisenstein nämlich alle Darsteller noch genauso frisch aussehen wie zuvor. Die zwar weit verbreitete, geradezu legendäre Bezeichnung für den in der russischen Geschichte bedeutenden Zar Iwan IV. als „der Schreckliche“ ist allerdings irreführend. Sie beruht auf einer ungenauen Übersetzung von „Grosny“: wesentlich treffender wären die Begriffe „der Bedrohliche“, „der Strenge“ oder auch „der Furchteinflößende“.

Die Handlung im zweiten Teil, „Die Verschwörung der Bojaren“, reflektiert auf die Jahre 1565–1569. Im Zentrum stehen die Konflikte mit den die Zarenherrschaft elementar bedrohenden Fürsten, den Bojaren, und herausragenden Einzelfiguren, wie Iwans langjährigem Vertrauten, dem Fürsten Kurbski, der, zuerst lange Zeit treuer Weggefährte und Freund, im Jahr 1564 in Ungnade fiel und sich daraufhin mit den Polen militärisch verbündete.

Noch ausgeprägter als bei Alexander Newski (1938) ist bei Iwan der Schreckliche die kaum als realistisch zu bezeichnende, vielmehr ausgeprägt stilisiert erscheinende Inszenierung. Iwan bildet eine geradezu exzentrische Mixtur aus deutschem Stummfilmexpressionismus (mit häufig überproportioniert riesigen, langgezogenen Schatten) und theaterhaft anmutender Mimik und Gestik. Es gibt fast keine Außenaufnahmen. Das Meiste spielt sich in den eher katakombenhaften Gemäuern des Kremls ab. Neben den mitunter schon etwas fantastisch anmutenden Kulissen unterstreicht das dem Zuschauer direkt zugewandte Agieren der Darsteller das betont künstliche, allzu betont theatermäßige denn überzeugend filmisch wirkende Flair. Im Zusammenwirken mit Prokofjews so ungemein prägnanter Musik resultiert dabei zugleich eine ausgeprägt opernhafte Wirkung – wobei etwa Mussorgskis „Boris Godunow“ unmittelbar in den Sinn kommt.

Besonders eindringlich in der Krassheit der Wirkung ist der finale Höhepunkt des 2. Teils, das mörderisch endende Fest mit den orgiastisch tanzenden Opritschniki und dem schwachsinnigen, schwer angetrunkenen Zarenneffen Wladimir. Dieser verrät unbewusst das auf  den Zaren geplante Mordkomplott, worauf ihn dieser in die Zarengewänder einkleiden lässt und Wladimir kurz darauf dem Anschlag zum Opfer fällt. Ein Szenenkomplex, der dank des erbeuteten deutschen Agfacolor-Filmmaterials in Farbe gedreht werden konnte. Dieser ist dank der ebenfalls völlig stilisierten, eher unwirklichen Farbgebung (Blutrot, Giftgrün und Blau in Kombination mit Schwarz und Gold) von sowohl fantastischer als zugleich auch alptraumhafter Wirkung. Bemerkenswert ist dazu noch, dass die Agfacolor-Teile dieser Sequenz bislang in den allermeisten Präsentationen nur schwarzweiß zu sehen waren.

Prokofjews Filmmusik zu Iwan der Schreckliche im Konzertbetrieb und auf Tonträger

Prokofjew war es leider nicht vergönnt, analog zu Alexander Newski (1938) auch seine Filmmusik zu Iwan der Schreckliche von eigener Hand in eine Konzertbearbeitung zu überführen. Dabei steht die Iwan-Filmmusik in ihrem episch-kraftvollen Duktus qualitativ ihrem Vorgänger, mit dem sie zudem auch stilistisch verwandt ist, keineswegs nach. Neben volksliedhaft lyrischen Passagen, arienhaften Liedern sowie Chorpartien findet sich in der Iwan-Musik aber auch mehr an grob-martialisch und betont archaisierenden Klängen, etwa in den dämonisch und wild erscheinenden Tänzen und Gesängen der Opritschniki, die ein wenig an Orffs „Carmina Burana“ erinnern.

Abram Stasewitsch (1907–1971), der Dirigent der Filmmusikeinspielung brachte im Jahr 1961 anlässlich der Feierlichkeiten zum 70. Geburtstag von Prokofjew, eine eigene Bearbeitung heraus, arrangiert in Form eines Oratoriums mit obligatem Sprecher. Der Wert dieser sehr freien Bearbeitung ist freilich sehr umstritten. Sie gestattet sich neben diversen eher redundanten Wiederholungen im Ablauf der Musik auch allzu große Freiheiten in deren Chronologie. In ganz besonderem Maße sind es die sehr pathetisch vorgetragenen Kommentare des Erzählers, die zudem die Musik öfter überlagern, welche letztlich als störender Fremdkörper erscheinen. Das unzweifelhafte Verdienst von Stasewitsch liegt jedoch darin, dass seine international am bekanntesten gewordene Version diese Filmmusik breiteren Kreisen erstmalig ins Bewusstsein gerückt hat. Von dieser etwa 70 Minuten dauernden Fassung der Filmmusik ist die erste nichtrussische Produktion, erschienen im Jahr 1977 bei EMI mit dem Philharmonia Orchestra unter der Leitung von Ricardo Muti, eine der geläufigsten Einspielungen des Stasewitsch-Oratoriums geblieben.

Interessanterweise ist sogar noch drei Monate vor dem Erscheinen der Stasewitsch-Fassung von der Union der sowjetischen Komponisten das achtsätzige Oratorium „Lieder und Chöre aus der Filmmusik zu Iwan der Schreckliche“ aus der Feder von Prokofjews langjährigem Assistenten Levon Atovmyan begutachtet worden, die einige Änderungen empfahl. Dazu kam es jedoch nicht mehr, denn Atovmyan – siehe auch Schostakowitsch’ The Gadfly – erlitt kurz darauf  mehrere Schlaganfälle. So ruhte seine Fassung bis ins Jahr 2007 vergessen in seinem Privatarchiv. Am 28. Januar 2012 erlebte diese Version in London ihre Welturaufführung.

Das Attribut, erstmalig die originale, vollständige Filmmusik auf Tonträger vorzulegen, beanspruchte Vladimir Fedoseyews Einspielung mit dem Tschaikowski Sinfonieorchster – erschienen auf Nimbus im Jahr 2000. Diese enthält das von Prokofjew komponierte Partiturenmaterial, welches im Glinka-Museum aufbewahrt wird, und ist als Urtextausgabe verlegt beim Musikverlag Sikorski in Hamburg. Diese Einspielung, wie auch die 2004 erschienene Chandos-Version unter Valeria Polyansky bringen die Ausflüge Prokofjews in die Klangwelten der russisch-orthodoxen Liturgie erstmalig annähernd so zu Gehör, wie diese auch im Film zu hören sind. Auch wenn diese Stücke von Prokofjew nicht selbst komponiert, sondern „nur“ arrangiert worden sind, besitzen sie nicht nur im Film eine mitentscheidende Bedeutung. Sie verleihen nämlich auch beim reinen Hören dem Ganzen eine zusätzliche besondere Note. Die bei Fedoseyews Einspielung nun ebenfalls enthaltene Fanfare und die Polonaise für die Szene am polnischen Königshof  (vom Komponisten aus seiner Schauspielmusik zu „Boris Godunow“ entlehnt) finden sich nicht im Oratorium. Diese beiden Piecen tauchten jedoch bereits zuvor im Jahr 1990 erstmalig wieder als integrierter Bestandteil einer Näherung an die originale Iwan-Filmmusik auf: im von Christopher Palmer erstellten, rund einstündigen „Concert-Scenario“ unter Neeme Järvi auf Chandos. Diese Fassung verzichtet auf den Erzähler, spart allerdings auch sämtliche liturgischen Gesänge aus.

Der Vollständigkeit halber seien noch zwei weitere Fassungen der Filmmusik erwähnt: Das vom Kompositions-Professor Michail I. Tschulaki stammende Ballett (1975) und eine weitere (dritte) Oratorienversion von Michael Lankester (1989).

Prokofjews Filmmusik zu Iwan der Schreckliche live zum Film

Bereits im Jahr 1995 hat John Goberman in New York eine rund 90-minütige Zusammenstellung von Szenen aus Eisensteins Iwan mit Livemusik aufgeführt. Die dazu erforderlichen Musikmaterialien hatte William David Brohn anhand der Filmtonspur und des Aufführungsmaterials der Stasewitsch-Oratorienfassung erstellt. Es wird allerdings von gravierenden Problemen bei der Aufführung berichtet: nämlich dass von einem zumindest als ausreichend zu bezeichnenden Zusammenspiel (also annähernder Synchronität) zwischen Film und Musik keine Rede sein konnte. Von der einige Jahre zuvor ebenfalls von Goberman initiierten Aufführung des kompletten Alexander Newski mit Livemusik existiert eine BMG-RCA-CD mit den Sankt Petersburger Philharmonikern unter der Leitung von Yuri Termikanow. Auch wenn über dieses Event eher positiv berichtet wird, wird beim Anhören der CD schnell klar, dass es sich hierbei kaum um einen wirklich konsequenten Versuch einer Rekonstruktion der Originalmusik handelte, sondern vielmehr um eine eher recht grobe Näherung, die sich (klanglich stark angelehnt an Prokofjews Alexander-Newski-Kantate) beträchtliche Freiheiten nimmt. Der Vergleich mit Frank Strobels akribischer Alexander-Newski-Filmmusik-Rekonstruktion, die deutlich weniger pathetisch erscheint als die Kantatenversion, offenbart die mitunter recht eklatanten Unterschiede – erschienen auf Capriccio im Jahr 2004.

Zum 125. Geburtstag von Prokofjew am 16. September 2016 im Konzerthaus Berlin

An diesem denkwürdigen Datum sind beide Teile von Iwan der Schreckliche (in der im Jahr 1986 rekonstruierten Fassung des Films) im Rahmen des Musikfestes Berlin nun erstmalig mit der live gespielten Originalmusik aufgeführt worden – ausgestrahlt auf arte am 31. Oktober 2016. Am Pult des über die gesamte Programmdauer von rund drei Stunden vorzüglich und praktisch punktgenau disponierten Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin stand ein Spezialist für Derartiges: der Dirigent Frank Strobel. Die vokalen Partien wurden ebenso vorbildlich bestritten von Marina Prudenskaya (Alt), Alexander Vinogradov (Bass), dem Rundfunkchor Berlin sowie drei Kinderstimmen. Dafür musste das im Film eingesetzte Musikmaterial zuvor aufwändig rekonstruiert werden. Die dafür herangezogene Tonspur ist technisch nicht nur besonders unzulänglich, sondern mittlerweile auch durch den Zahn der Zeit zusätzlich beeinträchtigt. Die russische Lichttontechnik jener Zeit war qualitativ noch längst nicht vergleichbar mit diversen zeitgleichen Pendants aus Hollywood, welche häufiger sogar trotz ihres Alters erstaunlich klar und frisch klingend erhalten geblieben sind.

Das Capriccio-Album ermöglicht es jetzt also erstmalig, Prokofjews Filmkomposition so zu erleben, wie diese schließlich an den Film angelegt worden ist. Es ist eine spannende akustische Reise, denn der Vergleich mit der so genannten „Original-Filmmusik“ macht schnell deutlich, dass es sich dabei abgesehen von mitunter kräftigen Abweichungen in den Tempi auch längst nicht 1:1 um das Material handelt, welches einem im Film begegnet. Dass die Urfassungen einzelner Stücke im Rahmen der Postproduktion noch verändert werden, ist nicht ungewöhnlich. Wie groß allerdings in einzelnen Fällen die Anzahl an erforderlichen Alternativversionen sein konnte, das belegt geradezu exemplarisch Miklós Rózsas Komposition zu William Wylers Ben-Hur (1959). Auch im Fall von Iwan der Schreckliche erfolgten unüberhörbar noch recht umfangreiche Änderungen. Die überlieferte Urtext-Partitur spiegelt dazu allerdings schon das substanziell praktisch komplette Musikmaterial wieder. Nachträglich erfolgte Änderungen betreffen in erster Linie abweichende Arrangements sowie eine Reihe von Stücken, die häufiger als in Prokofjews Partitur angegeben verwendet worden sind, d.h. zu verschiedenen Szenen in unterschiedlicher Länge angepasst auftauchen.

Prokofjew war ja bekannterweise von der Zusammenarbeit mit Eisenstein außerordentlich beeindruckt, nicht zuletzt, da sich dieser der außerordentlichen Bedeutung von Filmmusik in einem Maße bewusst war, das auch heutzutage längst nicht selbstverständlich ist. An der Vertonung des zweiten Iwan-Filmteils hat der Komponist aus gesundheitlichen Gründen kaum direkt teilnehmen können. Wohl ähnlich wie Vaughan Williams im Fall von Scotts letzte Fahrt (1948) gegenüber dem Dirigenten Ernest Irving verfuhr, dürfte auch Prokofjew Abram Stasewitsch die notwendigen Bearbeitungen des übersandten Musikmaterials anvertraut haben.

Die zur Eröffnung beider Filmteile identisch erklingende „Ouvertüre“ verdeutlicht das Prinzip, wie hier mit dem vom Komponisten gelieferten Material gearbeitet und die ursprünglich nur wenig über eine Minute dauernde  Erstfassung um rund eine weitere Minute verlängert worden ist. Direkt zu Beginn taucht das dem Zaren Iwan als Leit-/Erinnerungsmotiv zugeordnete, fanfarenhafte Thema auf, welches im Verlauf des Films ebenfalls häufiger erscheint als es in der Originalpartitur zu finden ist: z. B. zu Beginn des zweiten Filmteils in der Szene am polnischen Königshof (CD 2, Track 3). Der an dieser Stelle ebenfalls kurz angespielte „Geordnete Tanz“ ist ebenfalls häufiger anzutreffen. Dies gilt außerdem für „Tod der Glinskaja“, und „Schuiski und die Hundeknechte“. Letzteres bildet eine Art von Aktions-Motiv, das immer dann eingesetzt wird, wenn Iwan gegen die störrischen und korrupten Bojaren vorgeht. Außerdem ist der ursprünglich als Prolog zum ersten Filmteil vorgesehene Blick in Iwans Kindheit auf Wunsch der Produktion in Form einer Rückblende im zweiten Teil platziert worden. Daraus resultieren insgesamt auch die gegenüber der Filmpartitur etwa 25 Minuten an zusätzlich eingesetzter Musik. Übrigens ist auch diese vom Strobel-Team rekonstruierte Filmfassung der Musik inzwischen beim Musikverlag Sikorski für Aufführungen verfügbar.

Das auf dem Capriccio-Album als „Prolog“ vorangestellte, im lyrischen Volkston gehaltene Lied „Das blaue Meer“, wurde im Film nicht verwendet. Hierbei handelt es sich also um ein Outtake, auf das wegen seiner Schönheit – wie auch die vorherigen Musikfassungen – ebenso Frank Strobel verständlicherweise nicht verzichten wollte. Prokofjew hat sich übrigens, wie auch andere Komponisten bereits vor und nach ihm, gelegentlich selbst beliehen. Das warm klingende ebenfalls volkliedhafte „Die tartarische Steppe“ (CD 1, Track 18) wird in seiner zur selben Zeit in Arbeit befindlichen Oper „Krieg und Frieden“ wiederverwendet, als Thema für den russischen Oberkommandierenden Kutusow. James Horner hat es sich übrigens ebenfalls ausgeliehen und dieses melodische Kleinod in seiner Musik zum Bürgerkriegsepos Glory fast 1 : 1 zitiert.

Dabei ist die Bezeichnung „Ouvertüre“ für die als Hintergrund zum Rollenvorspann erklingende Musik etwas verwirrend. Diese sollte besser als „Vorspannmusik“ bzw. „Main Title“ bezeichnet werden. Die „Ouvertüre“ in Christopher Palmers Concert-Scenario hingegen verdient diese Bezeichnung: Sie bildet nämlich ein frei zusammengestelltes Potpourri aus Themen der Filmmusik, das mit dem Film streng genommen nichts zu tun hat. Leider ist im Begleitheft zum Capriccio-Album auf die bei den „Original-Score-Alben“ von Nimbus und Chandos (s. o.) vorbildlich praktizierte  Zuordnung der einzelnen Stücke zu den betreffenden Filmszenen verzichtet worden. Dadurch wird die Übersicht und Zuordnung des Musikmaterials erschwert. Etwas enttäuschend ist darüber hinaus der zur Thematik eher dürftige, insgesamt wenig informative, allzu allgemein gehaltene Begleithefttext. Eigentlich zu erwartende eingehendere Infos sowohl zur Restauration der Filmmusik als auch zur sehr ansehnlichen Berliner Filmpräsentation, fehlen komplett. Dafür sind immerhin die gesungenen Texte mehrsprachig enthalten.

Fazit: Von einigen Schwächen im Begleitheft einmal abgesehen, ist die knapp anderthalb Jahre nach der Berliner Aufführung nun auch auf CD erhältliche Strobel-Interpretation in höchstem Maße zu begrüßen. Es ist eine nicht zu unterschätzende, hier vorbildlich bewältigte Herausforderung sowohl für den Dirigenten als auch das beteiligte Ensemble, über rund drei Stunden zum präsentierten Film stimmig und selbst in den Gesangseinlagen annähernd Lippensynchron vorzutragen. Damit bildet diese Edition zweifellos die definitive Fassung der Iwan-Filmmusik und ist damit auch, aber keineswegs nur, als Ergänzung der zuvor erschienenen Fassungen (s. o.) eindeutig und nachhaltig zu empfehlen.

Komponist:
Prokofjew, Sergej

Erschienen:
2018
Gesamtspielzeit:
117:10 Minuten
Sampler:
CAPRICCIO (2-CD-Set)
Kennung:
C5311
Zusatzinformationen:
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, Dirigent: Frank Strobel

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