Rameau | Gluck | Cherubini | Cimarosa

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
28. April 2021
Abgelegt unter:
Klassik

Charles Mackerras wurde durch sein Dirigierstudium bei Václav Talich in Prag auch zum Liebhaber tschechischer Musik und hat sich dabei insbesondere um die internationale Verbreitung der Musik von Leoš Janáček hochverdient gemacht. Ein weiterer Beleg für seine Vielseitigkeit zeigt sich im bereits in Kindheitstagen erwachten Interesse an der Musik des Barock. Er bemerkte dazu einmal: „Ich habe mich stets bemüht, nicht nur ein Gelehrter und Musikwissenschaftler zu sein, sondern versucht alte Musik auf die Art und Weise zu interpretieren, wie es sich die Komponisten vorgestellt haben. Zugleich habe ich auch Wissen über das Dirigieren von Musik aller Epochen eingebracht. Der richtige Klang ist ein bisschen rau. Es stimmt, dass ich mich besonders für die Musik von Janáček interessiere, die ebenfalls etwas rau klingt.“

Das vorliegende Album vereint die für Philips im Januar 1965 erfolgten Einspielungen der Ballettkompositionen zu „Orpheus und Eurydike“ vom Opernreformator und Meister der Vorklassik Christoph Willibald Gluck sowie zu „Castor et Pollux“ vom französischen Barockmeister Jean Phillippe Rameau, dessen Musik in den 1960ern interessanterweise kaum noch Beachtung fand. Nikolaus Harnoncourts elf Jahre später entstandene Aufführung und Einspielung von „Castor et Pollux“ mit dem Concentus musicus Wien wurde zum ersten Meilenstein einer neuen Rameau-Rezeption.

Auch wenn diese beiden Mackerras-Einspielungen nicht vom  Geist der historisch informierten Aufführungspraxis unserer Tage getragen sind, so erweisen sie sich auch in ihrer „konventionelleren“, quasi romantischen, aber keineswegs biederen Art als nach wie vor ebenfalls gültige Darstellungen, die ihren Eindruck beim Hörer nicht verfehlen. Wer sich am üppigeren, vollen Orchesterklang nicht stört – historisierende Darstellungen klingen deutlich schlanker und luftiger – der wird hieran seine Freude haben.

Zwei feine Zugaben bringen die Albumspielzeit auf satte rund 71Minuten: Opernouvertüren, von Cherubini  (Anacréon) und Cimarosa (Il matrimonio segreto). Beide Ouvertüren, für deren Einspielung übrigens Restzeit der Aufnahmesitzungen für das besagte Philips-LP-Album genutzt wurden sind jetzt erstmalig überhaupt auf Tonträger veröffentlicht. Tontechnisch betreut von Vittorio Negri klingen sie zweifellos solide, sind aber zugleich etwas halliger und weniger transparent geraten als das was von Decca-Teams in aller Regel erreicht worden ist. Übrigens, auch die beiden stilistisch völlig anders gelagerten Strauß-(Sohn)-Ouvertüren (Die Fledermaus, Der Zigeunerbaron) des Kaleidoscope-Albums (siehe dort) sind bei dieser Gelegenheit ebenfalls noch mitgeschnitten worden.

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Erschienen:
2020
Gesamtspielzeit:
70:39 Minuten
Sampler:
Decca Eloquence
Kennung:
ELQ4829364 (Universal Music)
Zusatzinformationen:
London Symphony Orchestra; Dirigent: Sir Charles Mackerras

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