Hook strikes again! Dieses Mal trägt die Verfilmung des bekannten Märchens um den Jungen, der nie erwachsen werden möchte, nicht den Namen des berühmten Piratenkapitäns, sondern (wie normal üblich) den des besagten Knaben, also Peter Pan(s). Aber ebenso natürlich dürfte der Leser unmittelbar an die mitreißende Musik von Altmeister John Williams zu Hook (1991) denken, wenn er die CD mit der Filmmusik von Peter Pan in den Händen hält. Und mit dem Vergleich zu Hook liegt man auch sehr richtig, denn James Newton Howards neuester Streich lehnt sich deutlich an den berühmten Vorläufer-Score an.
Vorweg gesagt: Was der gute Howard für Peter Pan auffährt, ist insgesamt eine handwerklich solide, aber zugleich auch recht routiniert ausgeführte Angelegenheit. Im Gegensatz zur episch und breit angelegten Williams-Musik zu Hook wirkt Howards Peter Pan fast durchweg — trotz der im Tutti vergleichbar großen Orchesterbesetzung und des ebenfalls nicht kleinformatigen Chors — deutlich weniger machtvoll. Neben James Newton Howard sind übrigens noch fünf weitere Orchestratoren aufgeführt.
Natürlich fehlen dem Score, beispielsweise in der Feenmusik „Tinkerbell“, weder der übliche Nussknacker-Einschlag (Flöten, Fagott, Harfe und Celesta) noch die unverwüstlichen, praktisch unverzichtbaren Mickey-Mousing-Effekte. Einige Passagen erinnern etwas an Danny Elfman (besonders an Edward Scissorhands) und manche Teile weisen merklichen Pop-Einschlag (Keyboards und Rhythmik) auf. Einen Hauch Folk nebst höfischer Tanzmusik gibts in „Come Meet Father“: hier erhalten auch Pan- und Blockflöten sowie Mandolinen einen charmanten kleinen Auftritt. Ein wenig „Carmina Burana“ findet sich in „I Do Believe In Fairies“ und natürlich fehlt auch ein ansprechendes Abenteuer-Thema mit merklichem Williams-Touch nicht. Es wird neben hübschen kleinen fanfarenähnlichen Einsätzen des Blechs in „Fetch Long Tom“ markant ausgespielt — übrigens einer der Tracks, in denen die Nähe zum grandiosen Hook am größten ist. Als weitere (Williams-)Referenzen kommen auch die beiden Harry-Potter-Scores in Betracht.
Als etwas störend und den Gesamteindruck leicht verwässernd empfinde ich die gelegentlich aufscheinenden Popeinflüsse und ebenso die in Teilen etwas dominante Klangsynthetik (z. B. in „Flying“). Mir erscheint dies etwas zu vordergründig und aufgesetzt, aber das ist letztlich auch Geschmackssache. Alles in allem ist Howards Peter Pan in der CD-Präsentation eine ansprechende Komposition, aber kaum mehr, und gegenüber dem berühmten und sehr vielseitigen 91er Williams-Pendant doch klar ein Leichtgewicht, das sich mit Elan und Verve der Referenz nur sehr bedingt messen kann. Zwar bewegen sich beide Musiken im Rahmen lange bewährter Vertonungsstandards, die musikalischen Lösungen von Williams erscheinen dabei allerdings im Vergleich fast durchweg deutlich inspirierter und eleganter, sind virtuos auf Hochglanz poliertes Handwerk auf Top-Niveau. Im finalen großen Säbel-Duell wird Hook gar zur originellen Korngold-Sea-Hawk-Hommage.
Alles in allem liegt zwischen beiden Scores in jedem Fall mehr als eine komplette Galaxie auf der Cinemusic.de-Wertungsskala. Insofern reicht es unterm Strich aber immer noch für solide drei Sterne, was ja keineswegs für flau steht, sondern immerhin eine kleine Empfehlung bedeutet.