Passover Psalm

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
13. Oktober 1999
Abgelegt unter:
CD

Korngolds „Passover Psalm (Passah-Psalm)“ ist neben Janáceks „Glagolitischer Messe“, wie auch der „Psalm 83“ Zemlinskys, eher ein reizvoller Füller. Als Auftragswerk für den Rabbi Jakob Sonderling entstand das kleine Werk in Hollywood und wurde dort 1941 auch uraufgeführt. Als einzige geistliche Komposition in Gesellschaft der großen Filmkompositionen, ist der „Passah-Psalm“ besonders für den Kenner und Liebhaber interessant. Auch hier finden sich die unverkennbaren Instrumentenkombinationen (Harfe, Klavier und Solovioline ragen in einem Orchester ohne Holzbläser heraus), die auch für andere Werke des Komponisten charakteristisch sind. Dieser Psalm ist eine von den Zeitläufen unberührte, sicher nicht bedeutende, aber einfach schöne Komposition.

Die bis Ende der achtziger Jahre immer noch recht unglücklich verlaufene Rezeptionsgeschichte Korngoldscher Musik scheint inzwischen, dank einer liberaleren Haltung in den Betrachtungsweisen durch die öffentliche Kunstkritik, positiv zu verlaufen. Die lange Zeit gültige Ideologie, „Musikgeschichte müsse sich stets linear vorwärts entwickeln, ein Komponist der zähle, müsse in seinem Werk stets den vordersten Stand des Materials repräsentieren ist brüchig geworden“ (Gottfried Eberle). Als ein, bei aller Kühnheit in der Harmonik, doch „letzter Romantiker“ erschien der Komponist im Umfeld der Schönbergschule für die Kunstkritik lange Zeit einfach nur als Anachronist. Dabei rangierte in den zwanziger Jahren speziell die Oper „Die tote Stadt“ in der Beliebtheit beim Publikum zeitweilig sogar vor dem „Rosenkavalier“ von Richard Strauss. Die Zäsur durch Aufführungsverbot und Emigration taten ein übriges das Werk „aus den Ohren aus dem Sinn“ zu vertreiben. Nach dem zweiten Weltkrieg gab es für Korngold dann in Europa für lange Zeit keine echte Chance mehr: Zum einen galten andere Töne als zeitgemäß, zum anderen wurde ihm auch sein Hollywooder Zwischenspiel, für Kritiker wohl ein Abstieg in „filmusikalische Niederungen“, negativ angerechnet. Dass er in dieser Zeit die Entwicklung der neuartigen Kunstform Filmmusik entscheidend mitgeprägt hat, wird erst heute langsam anerkannt. Inzwischen dürfte Erich Wolfgang Korngolds Zeit doch endgültig gekommen sein: Gerade die vermehrt auf Tonträger vorgelegten kleinen Werke sind ein wichtiges Indiz hierfür.


Mehrteilige Rezension:

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Erschienen:
1998
Gesamtspielzeit:
61:35 Minuten
Sampler:
Decca
Kennung:
460 213

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