In Plein Soleil • Nur die Sonne war Zeuge (1959) verfilmte Regisseur René Clemént die Story zum ersten Mal; die Hauptrolle spielt hier Alan Delon – Wim Wenders widmete sich ebenfalls dem Ripley Stoff in „Der amerikanische Freund“ (1976). Bei Cleménts Erst-Film-Version der Story handelt es sich um einen raffinierten Psycho-Thriller, der sich vom Remake in manchem deutlich unterscheidet. Die homoerotischen Aspekte der Story lässt Clemént unberücksichtigt, dafür erweist sich Dickey (der hier Phillip heißt) als sadistischer Quäler, dem es Spaß macht, von ihm Abhängige zu erniedrigen. Ausgefeilter ist hier das der Ermordung Dickeys vorausgehende, sich steigernde „Katz und Maus“- Spiel der Kontrahenten, in dem Tom raffiniert die todbringende Initiative an sich reißt. Der ruhig beginnende Film gewinnt, nachdem Tom Ripley die Identität des Toten angenommen hat an Tempo und wird zum ausgefeilten raffinierten Kriminalspiel. Der seinerzeit erforderliche „moralisch saubere“ Schluss – in dem Tom Ripleys Verbrechen schließlich doch entdeckt wird – wirkt heutzutage zwar konventionell, ist allerdings in seiner Machart nicht unintelligent und daher durchaus überzeugend. Alles in allem ist René Cleménts Film ein interessantes und gleichwertiges Pendant zur Neuverfilmung des Stoffes von Regisseur Anthony Minghella. Die adäquate musikalische Untermalung für die Erstverfilmung schuf der italienische Komponist Nino Rota.
Der Film auf DVD
Kinowelt präsentiert den Film auf DVD in sehr ansprechender Bild-Qualität. Schärfe und Farbe können durchweg als sehr gut bezeichnet werden, nur ganz vereinzelt ist leichtes Bildrauschen erkennbar. Das zum Videotransfer eingesetzte Filmmaterial war in sehr gutem Zustand: merkliche Bildschäden sind nicht vorhanden.
Den Ton gibt es Deutsch und Französisch in passablem Mono auf gutem Lichtton-Niveau. Allerdings ist dem deutschen Ton zeitweilig ein (recht dezentes) periodisch wiederkehrendes Störgeräusch überlagert – ein Schönheitsfehler, der speziell auf DVD nicht vorkommen sollte.
An Zusatz-Material gibt es neben einem Original-Trailer in Französisch und einem Wiederaufführungs-Trailer in englischer Sprache, Starinfos, eine Fotogalerie (in der man sich auch eine Kollektion internationaler Filmplakate ansehen kann) sowie ein rund 25minütiges informatives Interview mit Regisseur René Clemént.
Trotz kleiner Mängel beim Ton verbleibt eine Empfehlung für die ansonsten ansprechende DVD, besonders als Doppel-Pack zusammen mit der Neuverfilmung, aber auch solo.
Fazit: Patricia Highsmiths Mr.-Ripley-Stoff in zwei Verfilmungen: Das im Frühjahr in den Kinos gezeigte Remake von Regisseur Anthony Minghella, Der talentierte Mr. Ripley, sowie der Erstling, Regisseur René Cleménts Plein Soleil • Nur die Sonne war Zeuge (1959). Beide Versionen haben ihre Reize und sind auch im Vergleich interessant, da sie ihre Geschichte und Charaktere differenziert behandeln. Die beiden Kinowelt-DVDs sind sehr ansprechend geraten und seien dem Interessierten daher klar empfohlen.
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