Lost

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
3. November 2006
Abgelegt unter:
CD

Score

(2.5/6)

Zweimal Michael Giacchino von Varèse:

Die Mystery-TV-Serie Lost stammt aus der Feder von Erfolgsautor J. J. Abrams (Alias, Lois & Clark — The New Adventures of Superman). 48 Überlebende eines Flugzeugsabsturzes müssen auf einer unbewohnten Insel mitten im Südpazifik versuchen zu überleben, bis Rettung kommt. Die Chancen dafür stehen schlecht, ist die Maschine doch weit vom geplanten Kurs abgestürzt. So stehen die Überlebenden vor diversen Zerreißproben. Sie müssen miteinander auskommen, und dann verfügt das kleine Landstück offenbar noch über ein unheimliches Geheimnis, das die Robinsonade der fast 50 beeinflusst. Die mysteriöse Bezeichnung „The Eyeland“ für das zweite Stück auf der CD spricht da bereits für sich (Erstausstrahlung im dt. TV: 04.04.2005, 1. Staffel bereits auf DVD erhältlich).

Von Lost-Autor J. J. Abrams stammt übrigens der flaue Main Title, ein belangloses, rein synthetisches Klanggebräu. Anschließend gibt’s 26-mal Giacchino, der auch für die Vertonung der TV-Serie Alias — Die Agentin verantwortlich zeichnet. Die Gesamtspielzeit des Albums ist mit rund 65 Minuten allerdings beeindruckender als das, was man über diese Zeit insgesamt zu hören bekommt. Zum Großteil bestehen die Cues nämlich aus betont misterioso klingenden atmosphärischen Teilen sowie aus von einfachen Ostinati- und/oder Rhythmusstrukturen dominierten Actionpassagen. Zwischendrin wabert häufiger der Synthesizer, aber es blüht auch ein melodisches Blümlein, in Form eines lyrischen Pianothemas. Häufiger enden die Stücke etwas abrupt, wodurch weniger der Eindruck einer klar zusammenhängenden Komposition entsteht. Schon eher hat man hier das Gefühl, Cues aus einer musikalischen Library serviert zu bekommen, bei der die einzelnen Stücke vielseitig verwendet (angepasst) werden können. Das ist zwar alles nun sicher nicht einfach schlecht gemacht, funktioniert aber wohl mehr zusammen mit dem Bild denn als reines Höralbum. Dafür fehlt dem Ganzen einfach eine gehörige Portion Struktur. Damit dürfte die CD wohl in erster Linie bei Fans der Serie ein Plätzchen im CD-Regal erhalten.

Bei Mission: Impossible III hat Serien-Autor J. J. Abrams sogar Regie geführt und seinen Komponisten Michael Giacchino gleich mitgebracht. Gegenüber Lost spürt man das deutlich größere Musikbudget im wesentlich detaillierter ausgeführten Orchestersatz und ebenso, wenn der hier deutlich größere Klangkörper aus der Reserve tritt. Im Gegensatz zu den stärker synthetisch durchsetzten TV-Vertonungen spielt Klangsynthetik dieses Mal nur eine untergeordnete Rolle. Thematisch hat Giacchino auf zwei Themen Lalo Schifrins zurückgegriffen, der die 1967er-TV-Serie vertonte. Das jazzig-schmissige TV-Hauptthema bleibt im Gegensatz zur beim ersten Kinoevent von Danny Elfmans Mitstreitern, Larry Mullen, Adam Clayton und Craig Armstrong arg zeitgemäß „verschlimmbesserten“ Fassung erfreulicherweise praktisch unangetastet. „Factory Rescue“, Track zwei des Albums, gestaltet Giacchino mit einem weiteren Thema des Schifrin’schen Originals, „The Plot“. Anschließend beherrscht allerdings das bekannte, rhythmisch markante Schifrin-Hauptthema den weiteren Verlauf der insgesamt ebenfalls rund 65 Albumminuten, tritt in motivischer Gestalt häufig in Erscheinung und bildet quasi das Rückgrat des Scores. Im hörbar actionreichen Klanggeschehen wird das berühmte Schifrin-Hauptthema durchweg geschickt gehandhabt und auch recht vielschichtig eingebunden. Allerdings wirken die fortwährenden, meist eher einfachen Ostinato-Strukturen auf Dauer denn doch etwas ermüdend. Der Hör-Charme von Die Unglaublichen wird hier klar nicht erreicht. Das liegt auch mit daran, dass lyrische Kontraste nur allzu sparsam — dazu ausschließlich im ersten Drittel der CD — vertreten sind und außerdem recht unscheinbar ausgefallen sind. Insofern ist der Gesamteindruck bei aller erkennbaren handwerklichen Solidität in der Ausführung denn doch etwas gemischt. Straffen durch Programmieren hilft den Eindruck zu verbessern. In einer individuell zusammengestellten Suite sollte das Finalstück „Schifrin und Variations“ nicht fehlen.


Mehrteilige Rezension:

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Erschienen:
2006
Gesamtspielzeit:
65:01 Minuten
Sampler:
Varèse Sarabande
Kennung:
VSD-6721

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