Maurice Jarre im Doppelpack bescherte uns jüngst das rührige Tadlow-Label. Dieses Mal handelt es sich dabei nicht um Neueinspielungen, sondern um begrüßenswerte Wiederveröffentlichungen. Dabei ist die Musik zu The Message (auch Mohammad, Messenger of God) • Mohammed — Der Gesandte Gottes (1977) im alten LP-Schnitt vorhanden, Lion of the Desert • Omar Mukhtar — Löwe der Wüste (1980) hingegen liegt jetzt erstmalig vollständig auf Tonträger vor.
Die Filme
Sowohl Mohammed — Der Gesandte Gottes als auch Omar Mukhtar — Löwe der Wüste sind vom syrisch-amerikanischen Regisseur und Filmproduzenten Moustapha Akkad (1930—2005) inszeniert worden. In beiden Fällen steht Anthony Quinn auf der Liste der Darsteller. Bei The Message gilt dies allerdings nur für die internationale, englischsprachige Version, in der Quinn als Hamza, Mohammeds Onkel, zu sehen ist. Parallel drehte Akkad den Film nochmals in Arabisch, mit arabischen Darstellern. (Ob die arabische Version eventuell auch eine andere Musik enthält, konnte nicht ermittelt werden.)
Bereits im Vorfeld der Produktion kam es zu einer Kontroverse, da das Ansinnen, einen Film über den Propheten Mohammed zu drehen, insbesondere in orthodox muslimischen Kreisen als überaus problematisch gesehen wird. Das Problem liegt dabei insbesondere in einer eventuellen Darstellung des Propheten selbst, seiner Familie und seiner Gefährten — siehe dazu den weiterführenden Link im Anhang.
Die Geburtsstunde des Islams wird in The Message zweifellos mit beträchtlichem Aufwand in Szene gesetzt. Aber trotz seiner Schlachtenszenen und verschiedener atmosphärisch stimmiger Wüstenpanoramen wirkt der Film wie ein langatmig inszenierter Bilderbogen. Dass man dabei den Helden selbst nicht zu sehen bekommt ist zusätzlich gewöhnungsbedürftig. Das entscheidende Problem des Streifens sind aber die zu starken Vereinfachungen im extrem gerafften Handlungsablauf und sich zum Teil daraus ergebende Klischees. An den Kinokassen floppte er komplett und wurde in den arabischen Ländern obendrein auch noch mit einem Aufführungsverbot belegt. Dessen ungeachtet scheint der Film inzwischen offenbar islamischen Organisationen zu Werbezwecken geeignet. Hätte Moustapha Akkad nicht dank seiner Funktion als ausführender Produzent der Halloween-Filmreihe John Carpenters gut verdient, hätte er wohl kaum das nächste Projekt in Angriff nehmen können.
In Omar Mukhtar — Löwe der Wüste verkörpert Anthony Quinn die Titelfigur. Omar Mukhtar (Umar al Muchtar) war Koranlehrer und Dorfvorstand (Muchtar). Er organisierte und leitete von Anfang an in der im östlichen Teil Libyens gelegenen Cyrenaica den Widerstand der Senussi gegen die italienischen Besatzer, die sich 1911, im Italienisch-Türkischen Krieg an der Libyschen Küste festgesetzt hatten. Den Italienern gelang es nur scheibchenweise und unter verlustreichen Rückschlägen, Libyen unter ihre Kontrolle zu bringen. Nach 20 Jahren Guerillakrieg geriet Omar Mukhtar 1931 in Gefangenschaft und wurde öffentlich hingerichtet. Der Freiheitskampf ging trotzdem weiter. Erst 1935 gewannen die Italiener endgültig die Oberhand. Acht Jahre später dann, am 13. Mai 1943, war mit der Kapitulation der deutsch-italienischen Heeresgruppe Afrika auch die italienische Okkupation endgültig beendet.
Mit Muammar al-Gaddafi hatte der Film Akkads allerdings einen Sponsor, der das, besonders in den USA, hetzerisch kommentierte filmische Porträt arabischen Widerstandes gegen westliche Fremdherrschafft zusätzlich in Misskredit brachte. Der 35 Millionen $ teure Streifen floppte in den USA und ging auch in Europa ziemlich unter. Dabei ist Omar Mukhtar — Löwe der Wüste keineswegs schlecht gemacht. Er ist flüssig inszeniert, gut fotografiert und besitzt ebenso beachtliche Actionszenen. Auch in der Zeichnung seines muslimischen Helden bleibt Regisseur Akkad angenehmerweise durchweg auf dem Teppich. Überzogene Propaganda sowie triefendes Heroenpathos bleiben ausgespart, und dass er nicht ausschließlich die Italiener die Bösen sein lässt, zeichnet den Film ebenfalls aus. Dafür gibt es emotional packende Szenen, die z. B. durch Überblenden von Filminszenierung mit Dokumentarmaterial besonders eindringlich sind. Omar Mukhtar — Löwe der Wüste ist eindeutig der flüssigere der beiden Filme und hätte eine qualitativ hochwertige Videopräsentation verdient.
Der Komponist Maurice Jarre (1924—2009)
Maurice Jarre wurde am 13. September 1924 in Lyon geboren. Seine Eltern waren russischer Herkunft. Sein Vater fungierte als technischer Direktor eines französischen Radiosenders. Zur Musik kam der junge Maurice erst im Alter von 16 Jahren, als er nach einer schicksalhaften Begegnung mit der 2. Ungarischen Rhapsodie von Franz Liszt Dirigent werden wollte. Doch für eine Ausbildung am Klavier war er zu diesem Zeitpunkt bereits zu alt, und zuerst stand einer Musikerlaufbahn auch noch der Wille des Herrn Papa im Wege. Und so nahm der junge Jarre an der Sorbonne ein Ingenieurstudium auf. Bald wechselte er dann ans Pariser Konservatorium, wo er Unterricht in Komposition bei Jacques de la Presle und Felix Passerone erhielt. Zusätzlich nahm er Privatstunden bei Louis Aubert und Arthur Honnegger, die nicht am Konservatorium unterrichteten. Vom Dirigenten Charles Münch stammte eine Empfehlung, die der junge Mann beherzigte: Schlagzeuger zu werden. Zu den zu bewältigenden Aufgaben des Musikstudiums gehörte es, sich mit den musikalischen Idiomen von insgesamt fünf Nationalitäten eingehender zu beschäftigen. Jarre wählte Russland, Indien, Japan, Südamerika und Arabien. Daraus sollte er späterhin noch manchen Nutzen ziehen können.
Nach dem Abschluss seiner Ausbildung arbeitete er zuerst für das Theater als Percussionist und wirkte 4 Jahre lang — übrigens zusammen mit Pierre Boulez — als Arrangeur für die Compagnie Renauld-Barrault. Ab 1951 arbeitete er mit dem französischen Schauspieler, Theaterregisseur und Intendanten Jean Vilar zusammen, der soeben die Leitung des Pariser Théâtre National Populaire übernommen hatte. Jarre komponierte nun in großem Umfang Bühnenmusiken für Stücke unterschiedlichsten Charakters, wie Richard III., Der Prinz von Homburg, Don Juan und Macbeth.
1952 entstand die erste Filmkomposition für einen Kurzfilm über das Pariser Kriegsmuseum, Hôtel des Invalides, des Regisseurs Georges Franju (1912—1987). Dies wurde der Ausgangspunkt einer fruchtbaren Zusammenarbeit, in welcher der Komponist noch zwei weitere Kurzfilme — Sur le pont dAvignon (1956) und Le théâtre national populaire (1956) — sowie ab La tête contre les murs • Mit dem Kopf gegen die Wände (1958) noch insgesamt fünf weitere, jetzt abendfüllende Franju-Projekte vertonte. Franju gilt als ein Meister des fantastischen Realismus. Zu den eigenwilligen, mitunter surrealistisch anmutenden Bildkompositionen dieses Regisseurs entwickelte Jarre seinen späterhin so markanten, an ungewöhnlichen Schlagwerk- wie auch skurrilen Instrumentationseffekten reichen Musikstil, mit Pleins feux sur l’assassin • Der Mitternachtsmörder (1961) und Thérèse Desqueyroux • Die Tat der Therese D. (1962). Aus dieser so wichtigen, von vielen Filmmusikfreunden zu wenig wahrgenommenen Frühphase des Maurice Jarre ist der am leichtesten zugängliche Franju-Horrorfilm Les yeux sans visage • Augen ohne Gesicht (1959) sehens- wie hörenswert — der in den deutschen Kinos auch unter dem reißerischen Titel Das Schreckenshaus des Dr. Rasanoff gezeigt wurde.
Jarre besaß beachtliches melodisches Talent. Daher rühren die in vielen seiner Musiken unmittelbar eingängigen und oftmals markanten Themen, wie der Doktor-Schiwago-Hit „Laras Thema“. Was das Typische, Unverwechselbare in den guten Jarre-Filmmusiken angeht, ist es insbesondere ein ausgeprägter Sinn für Rhythmus, der in den ungewöhnlich und archaisch wild zugleich anmutenden Perkussionssätzen so typisch zum Ausdruck kommt. Gekoppelt werden die Schlagwerkeinsätze mit rauem, mit viel Flatterzunge gespieltem Blech. Im musikalischen Fluss stechen besonders häufig Märsche, aber ebenso elegante Walzer hervor. Eine gewisse Verwandtschaft besitzt Jarres Musik zu der von Dimitri Tiomkin. Damit sind freilich nicht unmittelbare stilistische Gemeinsamkeiten gemeint: Jarre und Tiomkin sind nahezu unverwechselbar. Hier geht es vielmehr um die beiden Komponisten eigene, sehr individuell ausgeprägte Handschrift des Komponierens und dabei insbesondere um die vergleichbare Neigung zu Rhythmik und einer gehörigen Portion ungebändigter Wildheit im so unverwechselbar gegen den Strich des Gewohnten gebürsteten sinfonischen Gesamtklang. Dass es dabei mitunter auch mal etwas lärmend und grobschlächtig zur Sache geht, eint Jarre und Tiomkin ebenso. Im Einsatz der Mittel war Jarre vereinzelt auch mal ähnlich extravagant wie Bernard Herrmann, z. B. wenn er in Paris brûle-t-il? • Brennt Paris? (1966) insgesamt 12 Klaviere benötigt. In Lion of the Desert sind es derer immerhin „nur“ vier.
Hier vereint die Komponistenpersönlichkeiten wohl das beiden im Blut liegende Russentum. Jarres stilistische Vorbilder liegen denn auch in erster Linie im Osten Europas. Zu nennen wären Igor Strawinsky, Sergej Prokofjew und in ganz besonderem Maße Béla Bartók — man höre hier das Konzert für zwei Klaviere, Schlagzeug und Orchester oder auch die diesem zugrunde liegende Sonate für zwei Klaviere und Schlagzeug.
1962 erfolgte mit der Musik zu David Leans Lawrence of Arabia • Lawrence von Arabien der internationale Durchbruch. Bis zum Beginn des neuen Jahrtausends hat Maurice Jarre rund 200 Musiken für Film und Fernsehen komponiert, darunter seinen zweiten Welterfolg, wiederum für David Lean: Doktor Schiwago (1965). Mit dem daraus entlehnten absoluten Jarre-Hit „Laras Thema“ sowie (mit Abstand dahinter) dem eingängigen Hauptthema zu Lawrence von Arabien sind allerdings auch schon die beiden Filme genannt, mit denen der Name Jarre von breiteren Schichten von Kinogängern in erster Linie in Verbindung gebracht wird. Damit ist die „Hitliste“ von Maestro Jarre also leider bereits zu Ende. Was freilich nicht bedeutet, dass es darüber hinaus nicht so manches Hörenswertes gäbe. Genannt seien davon neben den beiden, in diesem Artikel vorgestellten Filmmusiken nur die Highlights: The Night of the Generals (1967), Ryans Daughter (1970), Soleil rouge (1971), The Island At The Top Of The World (1974), The Man Who Would Be King (1975) und auch die Musiken der beiden TV-Serienvertonungen Shogun (1980) und Tai-Pan (1986).
Nicht alles davon ist derzeit im regulären Angebot der Händler verfügbar. Dafür sind drei weitere, ebenfalls beachtliche Arbeiten des Franzosen in vorzüglichen Editionen bei Film Score Monthly (FSM) erhältlich: Grand Prix (1966), The Life and Times of Judge Roy Bean (1972), und Crossed Swords (1977). Der ebenfalls recht originelle Mad Max: Beyond Thunderdome (1985) ist kürzlich ebenfalls bei Tadlow erschienen.
Auch darüber hinaus wäre sicher noch so manches es wert dem Interessierten zugänglich gemacht zu werden. Das betrifft zunächst einmal die wichtigen, aus der Frühzeit des Komponisten stammenden Arbeiten für die Filme von Georges Franju, aber auch seine Theatermusiken und Konzertwerke. Längst nicht immer ergeben Jarres Filmmusiken abseits der Filme in Gänze gehört auf annähernd gleichbleibendem Niveau rangierende Höralben. Gerade gegen verschiedene der späteren Kompositionen (etwa ab Anfang der 1980er) kann man außerdem Bedenken vorbringen. So hat seine in diesen Jahren zunehmende Hinwendung zu einem deutlich weicher gespülten Orchestersound und in ganz besonderem Maße der Einsatz von viel bis ausschließlich am Synthesizer erstellter Musik — etwa in No Way Out (1987) oder The Mosquito Coast (1986) nicht durchweg überzeugt. Mag man beim Fantasy-Horror in Dreamscape (1984) den Synthesizer noch akzeptieren, bleibt dagegen schleierhaft, was dieser in Witness (1985) oder gar beim lyrischen Dead Poets Society (1989) überhaupt zu suchen hat. Das gilt auch für die exzessive solistische Verwendung der Ondes Martenot, z. B. in The Bride (1985). Aber das ist natürlich auch Geschmacksache. Im Falle von Witness und Dead Poets Society mag jeder mit den ebenfalls zugänglichen rein orchestralen Konzertsuiten vergleichen und für sich entscheiden.
Diejenigen, die sich eher für den kantigeren Sound des frühen Jarre begeistern können, dürften sich an vereinzelten gelungenen Rückbesinnungen im häufiger recht blassen Spätwerk erfreuen, etwa in Moon Over Parador (1988). Ebenfalls noch sehr ansprechende Musikteile finden sich in drei zu den allerletzten Filmkompositionen Jarres zählenden Vertonungen: in Le jour et la nuit (1997), Sunshine (1999) und I Dreamed of Africa (2000). Maurice Jarre ist am 28. März 2009 im Alter von 84 Jahren in Los Angeles gestorben.
The Message und Lion of the Desert auf Tadlow
Dem Vergessen entgegenzuwirken ist die hinter dem vorliegenden Doppel-CD-Album steckende Absicht. Auf dem bereits 1990 von James Fitzpatrick für Silva produzierten CD-Album „The Epic Film Music Of Maurice Jarre“ (FILMCD 060) konnten nur die beiden LP-Albenschnitte beider Musiken vereint werden. In der Zwischenzeit ist es Fitzpatrick erfreulicherweise gelungen vom musikalisch reichhaltigeren der beiden Jarre-Scores, Lion of the Desert, eine Sicherungskopie der vollständigen 24-kanaligen Studiomaster zu retten. Diese digital zu überspielen bereitete zwar einige Mühe, aber der Aufwand hat sich gelohnt. Nicht nur, dass sich die auf der CD-1 jetzt vollständig vorliegende Musik insgesamt als wertvoll erweist, auch klanglich ist das zu Hörende in Dynamik und Transparenz um Klassen besser als vom alten Silva-Album gehört. Von der Musik zu The Message hingegen (vertreten auf CD-2) existiert allein noch der stereophone LP-Master. Der Toningenieur Gareth Williams hat dessen klangliche Einschränkungen im Rahmen des Machbaren durch behutsame Eingriffe am Mischpult abgemildert, das Klangbild dadurch ein Stück aufpeppen können.
In Lion of the Desert steht Rodolfo Graziani (Oliver Reed), General und später Marschall von Italien, für die äußerst rücksichtlos betriebene Unterwerfung der italienischen Kolonien in Nordafrika. Stimmig ist „Giovinezza“, die Hymne des faschistischen Italiens unter Benito Mussolini (Rod Steiger), die musikalische Kennzeichnung für General Graziani und zugleich stellvertretend für die italienischen Aggressoren. Diese stehen hier allerdings nicht wirklich im Zentrum des Interesses, sondern ihr Widerpart, der tapfere Omar Mukhtar. Entsprechend wird Giovinezza auch nur zitiert, aber praktisch nicht variiert (wenn man von einer Casino-Bandversion innerhalb der Source-Cues einmal absieht). Omar Mukhtar hingegen, der Held der Geschichte, wird dafür vom Komponisten Jarre ausgiebig geadelt. Sein ausladendes, breit ausschwingendes Thema wird eingangs vom Englischhorn angestimmt und anschließend vom vollen Orchester vorgetragen. Mit diesem, Erhabenheit und Würde ausstrahlenden, prächtigen musikalischen Einfall gestaltet Jarre den gesamten Score sehr überzeugend. In vielfältigen Varianten wird das Hauptthema immer wieder gekonnt eingesetzt, z. B. als Trauerode mit Chor in den Szenen vom Elend in den italienischen Konzentrationslagern oder in der machtvollen Schlussapotheose als erhaben-kraftvoller Marsch der Freiheit. Im sehr groß besetzten London Symphony Orchestra kommt eine umfangreiche, auch mit ethnischem Instrumentarium durchsetzte Schlagwerksektion zu Wort, die außerdem noch von vier Klavieren raffiniert unterstützt wird. Diese liefern zur „Italian Invasion“ eine ungewöhnliche, impressionistische Untermalung. Der komplette Score mit knapp 65 Minuten ist auf CD-1 vertreten. Außerdem finden sich noch eine handvoll interessanter Alternativ-Cues, wie das Finale ohne Chor. CD-2 enthält darüber hinaus noch eine Reihe von Source-Cues aus Lion of the Desert.
The Message (auf CD-2) wird ebenfalls primär von einem Thema bestimmt. Dieses ist dem Ruf des Muezzins nachempfunden. Auch The Message verfügt über recht wuchtig auskomponierte Passagen, die durchaus Wirksamkeit besitzen. Gegenüber Lion of the Desert ist die Musik jedoch thematisch deutlich unscheinbarer und außerdem insgesamt nicht ein vergleichbar abwechslungsreiches Hörerlebnis. Etwas, das wohl auch durch den — entsprechend der zeitlich so weit zurückliegenden Filmhandlung — gewollten sehr archaisierenden Tonfall verursacht wird.
Neben den o. g. Source-Cues von Lion of the Desert gibts dann noch einen Bonus: „Giubileo“ eine rund 12-minütige Kantate für Chor und großes Orchester, eine Auftragsarbeit des Vatikans, anlässlich des Heiligen Jahres 2000. Das drei Sätze umfassende Stück verarbeitet im ersten die Musik zur KZ-Szene aus Lion of the Desert, im zweiten kommt die Musik des abgelehnten (rejected) Score zu River Wild (1994) zum Tragen und der dritte, recht „Carmina-Burana-verdächtige“ Satz basiert auf Musik aus Solar Crisis (1990). James Fitzpatrick dirigiert die Prager Philharmoniker nebst Chor. Alles in allem handelt es sich hier um eine ansprechende Zugabe, auch wenn der Chor stellenweise etwas blass intoniert.
Ein sehr solide gemachtes, 16-seitiges, informatives Begleitheft rundet auch bei dieser Tadlow-Produktion das Bild positiv ab. Wertungsmäßig halte ich fette viereinhalb Sterne im Sinne einer Albumwertung für angemessen. Dafür steht allerdings in erster Linie der besonders feine Lion of the Desert, der auch in Gänze, ohne Durchhänger als sehr feines Jarre-Höralbum der Top-Klasse funktioniert, wobei The Message für sich genommen bei „nur“ dreieinhalb Sternen anzusiedeln wäre.
Fazit: Tadlows Jarre-Doppelalbum ist ein sehr würdiger Ersatz für das 1990 erschienene Silva-CD-Album „The Epic Film Music Of Maurice Jarre“ (FILMCD 060). Damals konnten nur die in etwas bescheidener Qualität zur Verfügung stehenden LP-Albenschnitte beider Filmmusiken vereint werden. Auf dem aktuellen Tadlow-Doppel-CD-Album kann der Jarre-Freund die interessantere der beiden Kompositionen, Lion of the Desert, nicht allein erstmalig vollständig, sondern außerdem in eindeutig verbesserter Tonqualität genießen. The Message konnte zwar nur im erhalten gebliebenen Albumschnitt präsentiert werden. Aber auch hier ist behutsam Hand angelegt, das klangliche Ergebnis ein Stück verbessert worden. Neben einer Reihe von Alternate- und Source-Cues zu Lion of the Desert hat James Fitzpatrick noch eine nette, selbst produzierte Zugabe hinzu gepackt: „Giubileo“, eine rund 12-minütige Kantate für Chor und großes Orchester, die Altmeister Jarre im Jahre 2000 komponierte.
Das ergibt zusammen knapp unter 140-Minuten feinen Jarre zum sehr fairen Preis. Da sollte nicht an eventuellen Kleinigkeiten herumgemeckert, sondern beherzt zugegriffen werden, oder?
Weiterführender Link: Zur Kontroverse um Moustapha Akkads The Message siehe Werner Ende: Mustafa Aqqads „Muhammad“-Film und seine Kritiker (1981)
Hier finden Sie einen Überblick über alle bei Cinemusic.de besprochenen CDs des Labels Tadlow Music.
Dieser Artikel ist Teil unseres Spezialprogramms zu Pfingsten 2010.
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