A Sousa Celebration

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
12. Mai 2017
Abgelegt unter:
Klassik

Kristjan Järvis auf Chandos: „A Sousa Celebration“

Kristjan, der jüngste Sohn Neeme Järvis (*1972), gibt sich die Ehre und legt mit dem Royal Scottish National Orchester anlässlich des 85. Todestages des berühmten US-Komponisten John Philip Sousa (1854 – 1932) eine echt funkelnde „Sousa Celebration“ vor. Was die knapp 70 Albumminuten bieten ist pfiffig und effektvoll instrumentiert und auch spieltechnisch anspruchsvoll. Sousa, der hierzulande praktisch ausschließlich über eine handvoll zündender Märsche bekannt ist, rückt durch diese Kompilation in das Umfeld der von den Wiener „Sträußen“ inspirierten Unterhaltungsmusik des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Er erweist sich gewissermaßen als ein US-Pendant zu Julius Fučík (s. o.). Dass Sousa ein absoluter Star in der US-Unterhaltungsmusik seiner Zeit war, belegen aber auch die vielen, bereits aus der Frühzeit der Phonographie stammenden Tonaufzeichnungen.

Natürlich dürfen bei einer Sousa Celebration auch die unverwüstlichen so bekannten wie beliebten Märsche „The Washington Post“, „Semper Fidelis“ und erst Recht „The Stars and Stripes Forever“, die indirekte zweite Nationalhymne der USA, nicht fehlen. Doch der „König der Marschmusik“ war keineswegs nur ein Marschierer. Er hat vielmehr auch diverse Tänze komponiert und ebenso auf dem Feld der Operette gewirkt. Dabei zeigte er sich stets als ein geschickter und eleganter Arrangeur sowie effektsicherer Instrumentator. Für Letzteres stehen etwa die reizenden Humoresquen über Gershwins „Swanee“ und Jerome Kerns „Look for the Silver Lining“. Beide Stücke dürften dank der pfiffig integrierten Geräuscheffekte Lacher beim Publikum ausgelöst haben. Aus seinen Operetten gibt es Auszüge aus „The Irish Dragoon“, „El Capitan“ sowie den hübschen, aber wenig typischen Tango aus „The Gliding Girl“ zu hören. Ansprechend ist auch die Walzerfolge „Sandalphon“, welche Sousa für die Schwester des US-Präsidenten Grover Cleveland erstellte. Die für seine Welt-Tournee im Jahre 1911 komponierte Orchestersuite „Dwellers of the Western World (Bewohner der Westlichen Welt)“ ist ebenfalls vertreten: In ihren drei Sätzen werden die Volksgruppen der USA, freilich sehr stereotyp, porträtiert: „The Red Man“, „The White Man“ und „The Black Man“. Zweifellos ein Kind seiner Zeit, ist das Ganze, da sehr effektsicher gemacht, immer noch sehr nett anhörbar.

Die Schotten unter Kristjan Järvi interpretieren die Stücke mit viel Schmiss, großer Spielfreude und eingefangen in einem besonders kraftvollen, satten Sound, der auch darauf beruht, dass die Stücke hier in Fest- und Feierlaune, also mit deutlich verstärkter Orchesterbesetzung als üblich gegeben werden. Wen das nicht stört, der dürfte an diesem Album sehr viel Spaß haben.

Dank des hochauflösenden SACD-Formats ist das bereits im CD-Modus vorzüglich klingende Album auch für Klang- und Technikfreaks von Interesse.

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Erschienen:
2017
Gesamtspielzeit:
68:26 Minuten
Sampler:
Chandos
Kennung:
CHSA 5182
Zusatzinformationen:
Royal Scottish National Orchestra; Dirigent: Kristjan Järvi

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