Jetzt brüllen sie wieder: Die Turbo-Dinos von Jurassic World
Als es Steven Spielberg mit seinem 1993er Jurassic Park gelang, eine weltweite Dino-Begeisterung auszulösen, reichte diese in Folge auch noch für zwei weitere Dino-Abenteuer aus: Lost World: Jurassic Park (1997, Regie: Steven Spielberg) und Jurassic Park III (2001, Regie: Joe Johnston). Und jetzt, 14 Jahre nach dem dritten Teil der Saga, platziert Universal unter der Regie von Colin Trevorrow mit Jurassic World eine erneute Fortsetzung, die inhaltlich allerdings ausschließlich an den 1993er Erstling anknüpft.
Am Duo aus Ex-Navy-Soldat Owen Grady (Chris Pratt, geläufig aus dem vorjährigen Guardians of the Galaxy) und der etwas langweiligen Claire Dearing (Bryce Dallas Howard), Leiterin des neuen Dino-Parks, Jurassic World, hängt es dieses Mal, das Schlimmste zu verhüten, wenn, wie gewohnt, die Dinge aus dem Ruder laufen. Und natürlich fehlen auch zwei etwas nervige Kids (eine Anleihe an Jurassic Park) in Form zweier Neffen von Claire Dearing nicht. In reinem Popcorn-Kino-Fahrwasser bewegt sich der neue Story-Aufguss, bei dem, man ist in Jurassic World natürlich mit der Zeit gegangen, genetisch veränderte Hybrid-Dinosaurier die ganz besonders publikums-wirksamen und damit den Investoren Geld bringenden Attraktionen sind. Frei nach: T-Rex war gestern, heute muss es schon etwas mehr sein. Allem bisherigen dieser Art soll nun ein ganz besonderes aufgepeppt-urzeitliches Turboungeheuer namens „Indominus rex“ den Rang ablaufen. Das kommentiert Owen Grady mit: „Keine gute Idee!“ Und damit soll er, wen wundert’s, Recht behalten.
Jurassic World besitzt dank einiger netter Einfälle in jedem Fall passablen Unterhaltungswert: etwa, wenn die sich bereits in Jurassic Park als hoch gefährlich erwiesenen Raptoren von Owen Grady zum Aufspüren und zur Jagd auf entlaufene Dinos abgerichtet und eingesetzt werden.
Zwar ist auch das Vorbild von 1993 reines Unterhaltungskino ohne besonderen Anspruch. Unter diesem Gesichtspunkt ist er m. E. aber immer noch klar der überzeugendste des Jurassic-Quartetts. Das liegt einmal daran, dass Spielberg den Plot äußerst geschickt mit den Mitteln des klassischen Spannungs- und Actionkinos zu gestalten wusste und der Film außerdem auch noch ein ansprechendes Quäntchen vom Geist von Michael Crichtons raffinierter Romanvorlage transportiert. Teil zwei, Spielbergs Lost World: Jurassic Park von 1997 ist aufwändiger als Teil eins inszeniert. Ebenfalls sehr unterhaltsam, weist er jedoch im Plot einige besonders markante Logiklöcher auf. Darum vermag er auch nur hinter dem überraschend pfiffig gemachten Jurassic Park III von Joe Johnston Platz zu nehmen, welcher im Ranking den zweiten Platz belegt. Den aktuellen Jurassic World verorte ich damit wertungsmäßig auf dem letzten Platz. Colin Trevorrows aktueller paläontologischer Ausflug besitzt natürlich dank aktueller CGI-Technik visuell eindrucksvolle Momente und ist auch insgesamt durchaus goutierbar, aber eben keinesfalls mehr. Infolge seiner wenig interessant angelegten und zweidimensional bleibenden, klischeehaften Figuren, die in sehr banalen, mitunter dümmlichen Dialogen kommunizieren, und einem etwas enttäuschenden Finale, vermag er es nicht wirklich einen der vorderen Ränge zu beanspruchen. Dessen völlig ungeachtet hat der aktuelle Film der Reihe alle Erwartungen um ein Vielfaches übertroffen und als erster Film überhaupt bereits am Startwochenende weltweit mehr als eine halbe Milliarde US-Dollar eingespielt. Und wie nicht anders zu erwarten ist bereits Jurassic World 2 in Angriff genommen worden, der im Juni 2018 in die Kinos kommen soll. Aber das ist noch nicht alles: Es steht bereits eine Jurassic-World-Trilogie im Raum.
Jurassic World auf Blu-ray
Direkt gesagt: Jurassic World in 3D habe ich seinerzeit im Kino als eine glatte Katastrophe empfunden. Zum eher matschigen, insbesondere überhaupt keinerlei Schärfentiefe besitzenden und entsprechend wenig detailfreudigen Bild kam noch das wohl enttäuschendste 3D, dass ich bisher (bin immerhin seit den 3D-Revivals der 1980er im „Geschäft“) überhaupt zu Gesicht bekommen habe. Jede Menge Doppelkonturen beeinträchtigten eine ohnehin blasse, in den Bildebenen häufiger wie scherenschnittartig hintereinander montiert wirkende und damit völlig künstlich und unnatürlich erscheinende 3D-Präsentation. Dazu bildet das Bild der 2D-BD im Vergleich einen erstaunlichen, sogar überraschend hochwertigen Kontrast. Es wirkt zwar etwas türkisstichig und weist leicht überhöhten Kontrast auf, zeigt aber ansonsten gute bis sehr gute Schärfe und viele Details. Nur in dunklen Bildbereichen versinken diese allerdings zu schnell im Schwarz. Hin und wieder sticht bei der noch überwiegend auf konventionellem Filmmaterial (in 35 mm und 70 mm) aufgenommenen Produktion auch mal etwas Filmkorn hervor.
Der äußerst dynamische und mit vielen räumlichen Effekten aufwartende englische Original-Ton in DTS HD 7.1 Master Audio mag noch etwas detail- und druckvoller sein, aber auch sein deutsches Pendant in „nur“ DTS 5.1 schlägt sich prima, liegt ganz dicht auf. Akustisch vermag damit die Heimkinoanlage ihre Zuschauer in jedem Fall besonders überzeugend ins Zentrum des Geschehens zu versetzen.
Ordentlich, aber nicht gerade spektakulär ist die Bonikollektion. Neben sieben „Unveröffentlichten Szenen“ (rund 6 min.) und dem ca. 16-minütigen Einblick in die Umsetzung der Spezial-Effekte in „Dinosaurier streifen wieder umher“ wartet das im Zentrum stehende, mit rund 30 Minuten längste Feature, „Willkommen zu Jurassic World“, mit den wertigsten Infos auf.
Fazit: Jurassic World sieht von BD zumindest in 2D technisch erheblich besser aus, als nach der äußerst bescheidenen 3D-Kinopräsentation von mir erwartet. Jurassic World wurde nicht nativ in 3D gedreht, sondern ist im Rahmen der Postproduktion konvertiert worden. 2013 hatte auch Spielbergs 1993er Erstling eine vorzügliche dreidimensionale Frischzellenkur erhalten: Jurassic Park 3D sieht wirklich derart überzeugend aus, dass man meint, der Film sei in nativem 3D gedreht worden. Da ist es doppelt schade, dass für diese Besprechung allein eine 2D-Blu-ray zur Verfügung gestellt worden ist und somit zum 3D-Aspekt der Home-Video-Version von Jurassic World leider keine Aussage gemacht werden kann.
Zur Erläuterung der Wertungen lesen Sie bitte unseren Hinweis zum Thema Blu-ray-Disc versus DVD.