Jurassic Park 3D

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
24. Dezember 2013
Abgelegt unter:
3D

Film

(4/6)

Bild

(5/6)

Ton

(6/6)

Extras

(4/6)

Frischzellenkur für die Dinos: Spielbergs Jurassic Park erstmalig in 3D

Steven Spielbergs Jurassic Park löste 1993 eine weltweite Dino-Begeisterung aus. Es war zwar nicht die erste ihrer Art, aber es dürfte der bislang wohl größte Dino-Hype gewesen sein. Nie zuvor waren nämlich auf der Kinoleinwand die massigen Bewohner der Urzeit derartig überzeugend, zum Teil als frühe CGI-Animationen und auch mit Hilfe von Animatronics realisiert, zu sehen gewesen.

Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums hat Universal die nachträglich in 3D konvertierte Version auch hierzulande, ab 5. September, kurzzeitig auf (allerdings nur wenige) Kinoleinwände gebracht. Kurioserweise scheint in Österreich die 3D-Version überhaupt nicht in die Kinos gelangt zu sein. Nun, seit dem 5. Dezember, kann man sich aber den mittlerweile fast schon nostalgischen Dino-Klassiker in 3D auch mit nach Hause nehmen.

Zwar ist die Filmhandlung simpler gestrickt als die deutlich raffiniertere Buchvorlage von Michael Crichton. Spannend und dank einer Reihe humoriger Gags zudem sehr unterhaltsam ist das Dino-Spektakel aber auch noch nach nunmehr 20 Jahren.

Jurassic Park auf 3D-Blu-ray

Direkt gesagt: Die 3D-Version des Films sieht insgesamt prima aus und bereitet besonders großen Spaß. Im ebenfalls auf der 3D-BD vertretenen einzigen Extra, der rund 9-minütigen Kurzdoku „The World of Jurassic Park 3D“ (ebenfalls in 3D) erläutert Steven Spielberg, wie begeistert er von der von StudioD ausgeführten 3D-Konvertierung zu James Camerons Titanic 3D gewesen ist. Dass StudioD nun auch das Spielberg’sche Dino-Opus bearbeiten sollte, erklärt sich fast von selbst. Dessen Macher kommen anschließend zu Wort. Anhand von Beispielen wird dabei deutlich, dass beim nachträglichen Hinzufügen eines stereoskopischen Effekts auch immer wieder das ins Spiel kommt, was z.B. die Pixar-Leute als „Neuschöpfen“ bezeichnen. Gemeint sind damit behutsame Eingriffe in Form von Hinzufügen einzelner Bildelemente, um das 3D-Resultat echter und überzeugender zu machen. So ist etwa den verregneten nächtlichen Szenen mit dem T-Rex eine zusätzliche animierte Ebene hinzugefügt worden, welche für den Eindruck sorgt, dass Regentropfen auch nach vorn aus dem Bild herausfallen. Das hilft, einen sterilen, unnatürlichen Guckkasteneffekt zu vermeiden und lässt den nachträglich eingefügten Raum natürlicher erscheinen. Dabei ist für das so überzeugende Konvertierungsergebnis aber sicher auch mitentscheidend, wie sorgfältig Spielbergs Kameramann Dean Cundey in den Einstellungen die Perspektiven gewählt hat, um bereits in 2D einen möglichst optimalen plastischen Eindruck der jeweiligen Bildkomposition zu erhalten.

Für die 3D-Konvertierung wurde nicht der vielfach zu Recht bemängelte Transfer der 2011er BD-Edition, sondern ein neu angefertigter 4K-Transfer zugrunde gelegt. Dessen Bild wirkt sehr frisch. Es zeigt neben satten, natürlichen Farben, gute bis sehr gute Schärfe, ist detailreich und weist außerdem guten Kontrast und soliden Schwarzwert auf. Rauschen ist gegenüber früher nur noch ganz vereinzelt in dunkleren Bereichen als dezentes Grieseln zu erkennen. Das zuvor sehr aufdringliche Filmkorn ist mit Hilfe von digitalen Rauschfiltern praktisch eliminiert worden, wohl um den gewünschten 3D-Effekt nicht zu beeinträchtigen. Dabei ist unübersehbar sorgfältig und behutsam, keinesfalls 08/15 gearbeitet worden. Von Verschlimmbesserung durch (wie in anderen Fällen) resultierende wachsartig geglättete Oberflächen kann für mein Empfinden hier wirklich nicht die Rede sein. Derart natürlich erscheint die Detailzeichnung. Insbesondere einzelne der frühen CGI-Shots können ihr Alter jedoch nicht verbergen: Sie wirken eindeutig zu soft. Insgesamt funktionieren die Spezialeffekte, auch die mit Animatronics realisierten Dino-Szenen, aber immer noch erstaunlich gut. Dabei werden die altersbedingt zwangsläufigen, aber letztlich geringfügigen Einschränkungen wie auch die hin und wieder zu beobachtenden leichten Ghosting-Artefakte gegenüber dem alles überstrahlenden, elegant komponierten Raumeffekt kaum noch als wirklich störend registriert.

Von einzelnen Momenten abgesehen, wartet die 3D-Version mit sehr ausgeprägter, dabei trotzdem natürlich erscheinender Raumtiefe auf, welche dem Film in seiner Wirkung beträchtlich unter die Arme greift. Man könnte meinen, Spielberg habe Jurassic Park von vornherein in 3D konzipiert und in nativem 3D gedreht. Entsprechend dichter dran fühlt man sich jetzt am Geschehen, und die scheinbare physische Präsenz des Gezeigten verstärkt die Spannung und damit auch die Gänsehaut ungemein. Nie zuvor haben insbesondere die T-Rex-Attacken, die Jagd-Szenen mit den Raptoren in der Küche oder auch die Dino-Stampede derart packend und mitreißend gewirkt.

Das visuelle Spektakel erhält durch die, nicht nur in Englisch, sondern auch in Deutsch (!), technisch aufgepeppte, ungemein druckvolle 7.1-Surroundtonkulisse seine angemessene, dabei in Teilen geradezu atemberaubend wuchtige akustische Ergänzung.

Merkwürdig ist dafür freilich, dass die zweite BD im Set (Film in 2D nebst Boni) völlig identisch mit der 2011er Ausgabe ist. Darüber hinaus kann der überlegene neue 4K-Transfer auf der 3D-BD nicht alternativ auch in 2D wiedergegeben werden: Diese Funktion ist gesperrt! Das bedeutet, dass im Paket als 2D-Version ausschließlich der alte, technisch unbefriedigende Transfer komplett frei zugänglich ist, denn nur bei einem 3D-fähigen TV-Gerät kann man das System überlisten indem man den 3D-Modus abschaltet und so dennoch die 2D-Version anschauen. Diese merkwürdige vorweihnachtliche „Überraschung“ macht das Kuriosum perfekt.

Fazit: Jurassic Park in 3D ist schon eine tolle Sache, die dem Film über eine Frischzellenkur geradezu neues Leben einhaucht, ihn moderner erscheinen lässt. Universals Veröffentlichungspolitik mutet dagegen schon sehr seltsam an (s.o.). Aber davon abgesehen gilt: Ab sofort gibt’s bei mir Spielbergs inzwischen schon nostalgisches 1993er Urechsen-Abenteuer nur noch in 3D zu sehen.

Zur Erläuterung der Wertungen lesen Sie bitte unseren Hinweis zum Thema Blu-ray-Disc versus DVD.

Regisseur:
Spielberg, Steven

Erschienen:
2013
Vertrieb:
Universal Home Entertainment
Kennung:
3BD-Set (3D BD + 2D BD)
Zusatzinformationen:
USA 1993

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