Paul Verhoevens neuester Film, Hollow Man • Unsichtbare Gefahr, wird am 12. Oktober 2000 in den deutschen Kinos gestartet. Der Film dürfte wohl eine tricktechnisch brillante Synthese aus den Stoffen zu „Der Unsichtbare“ und „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ sein. Ein Wissenschaftler (dargestellt von Kevin Bacon) entwickelt einen Stoff, mit dem Dinge unsichtbar werden. Bei einem Selbstversuch wird er transparent, aber auch zunehmend bösartig, extrem gewalttätig und damit zur außerordentlichen Bedrohung für seine Umgebung …
Jerry Goldsmith knüpft in seiner Komposition zu Hollow Man stilistisch besonders an jene von Basic Instinct und von The Haunting • Das Geisterschloss an. Die mit knapp 52 Minuten erfreulich lange Varèse-CD präsentiert eine überwiegend atmosphärisch angelegte, unheimlich-düstere Komposition. Für breite Melodik bietet der Stoff keinen Raum und Goldsmith präsentiert daher für die Titelfigur auch ein geheimnisvoll-dunkles Thema. In den ruhigen kühlen, klanglich schwülen Passagen brodelt es unter der scheinbar glatten Oberfläche; die Gewaltausbrüche werden musikalisch durch furiose Orchesterattacken gestaltet. Zwar sind die Strickmuster des Gebotenen auch hier nicht grundsätzlich neu, aber der Komponist hat den bei diesem Projekt zur Verfügung stehenden größeren Zeitrahmen dafür genutzt, die Klangstrukturen besonders sorgfältig zu gestalten und auszufeilen.
Beim Ansehen der betreffenden Filme habe ich Goldsmiths Gespür für das, was ein Film an Musik braucht, schon häufiger bewundert, wobei der reine Höreindruck nicht unbedingt ebenso überzeugend ist. Vermutlich trifft dies auch für diese Musik zu. Die Filmmusik zu Hollow Man ist überaus hörenswert und belegt in jedem Fall die handwerkliche Eleganz des Altmeisters, aber das Zeug zum Ohrwurm fehlt ihr – wohl zwangsläufig. In einigen Passagen glaubte ich sogar, einen Hauch der in früheren Kompositionen so gekonnt verwendeten avantgardistischen Einflüsse zu verspüren. Allerdings nervten mich mitunter die speziell in den Spannungsmusiken ausgiebig eingesetzten Synthesizer-Rhythmen und -Effekte. Mögen diese im Rahmen des Films durchaus die Handlung vorantreiben, von den Bildern gelöst, wirken sie doch etwas langatmig und ermüdend. Nun, das ist natürlich auch Geschmackssache. Die tontechnisch hervorragende Produktion, aufgenommen mit DSD = Direct-Stream-Digital-Technology, erhält eine eindeutige Empfehlung.
Fazit: Bei Jerry Goldsmiths Komposition zu Paul Verhoevens Ausflug ins Fantasy-Horror-Genre, Hollow Man • Unsichtbare Gefahr, handelt es sich in jedem Fall um perfekt gestaltetes Handwerk. Die geheimnisvoll-bedrohliche und in den Gewaltausbrüchen auch furiose Musik ist eher atmosphärisch, denn melodisch angelegt und dürfte besonders im Film überzeugen. Allein von der tontechnisch brillanten CD gehört, ist der Eindruck ebenfalls grundsätzlich positiv. Zwar empfand ich die äußerst raffinierten Klangstrukturen als reizvoll, aber infolge ihrer zum Teil kräftigen Elektronik-Unterstützung mitunter doch als etwas monoton und langatmig. Wie auch immer, die Wirkung im Film ist primär entscheidend und allein für das außerordentlich perfekte Handwerk ist eine eindeutige Empfehlung zweifellos angemessen.