Am 16. Juli 2009 startete das nunmehr sechste Harry-Potter-Filmabenteuer, Harry Potter und der Halbblutprinz, in den Kinos. Es ist der zweite Streich von Regisseur David Yates und Hauskomponist Nicholas Hooper. Atmosphärisch zunehmend düster, die im ersten Film noch kindlichen Protagonisten langsam erwachsen werden und dabei auch pubertieren lassend, präsentiert sich das Fantasy-Universum der Erfolgsautorin J. K. Rowling im aktuellen Kinofilm.
Während die Bedrohung durch die dunklen Kräfte Lord Voldemorts wächst und die Hormonhaushalte von Harry und seinen Freunden Ron und Hermine besonders hoch schwappen, tummelt sich allerdings Nicholas Hoopers Musikuntermalung erneut in bescheidener und in Anbetracht des Stoffes bieder anmutender (TV-)Langeweile. Zu dem, was es dieses Mal über immerhin eine pralle Stunde zu hören gibt, passt damit in weiten Teilen das bereits zum Vorläufer, Harry Potter und der Orden des Phönix, Geschriebene. Ein wenig John Williams — in Form des Themas der Eule Hedwig und ein Schnipsel der Quidditch-Fanfare — allein macht auch dieses Mal noch längst keine adäquate Vertonung. In der insgesamt eher blass denn kraftvoll erscheinenden Musik gibt es dazu kaum etwas, das als markanter thematischer Einfall bezeichnet zu werden verdient. Und echte Höhepunkte gibt’s auch nicht zu entdecken. Allzu viel rein atmosphärische Musikteile, die infolge in Serie zum Einsatz kommender recht einfacher Ostinatotechniken kompositorisch recht simpel anmuten, bilden kaum eine als fesselnd zu bezeichnende Spannungsdramaturgie. Und darüber hinaus wird nicht wirklich thematisch-motivisch ge- und verarbeitet und so die Komposition überzeugend zusammengehalten. Ebenso wenig findet sich eine Portion Monumentalität. Zumindest hin und wieder gekonnt die Muskeln des großen Orchesterapparats spielen zu lassen, einen kraftvollen energiegeladenen Orchestersatz zu präsentieren, das scheint dem Komponisten völlig abzugehen. Ein weiteres Mal erweist sich Hooper nahezu ausschließlich als Meister des Unscheinbaren.
Geradezu schmerzlich vermisst man die kompositorische Raffinesse, Eleganz, aber auch die Vielseitigkeit sowie den instrumentatorischen Schliff der Williams’schen Kompositionen zu den ersten drei Filmen. An dieser sehr verhaltenen Feststellung vermögen auch zwei durchaus ansprechende Momente des Scores nur wenig zu ändern. Da ist einmal das religiös angehauchte Chorstück „In Noctem“ (Track 2), bei dessen Chorsatz allerdings ähnlich wie bei der mitunter eingebundenen Klangsynthetik Hans Zimmer um die Ecke lugt. Hierbei handelt es sich zwar um ein ebenfalls schlichtes, aber recht nettes Stück, eines, das im Film jedoch nur arg bruchstückhaft aufscheint. Auf dem Album ist es in der Konzertversion der End Credits bereits am Anfang platziert worden, was ein nicht völlig korrektes Bild ergibt. Die bemerkenswerte Nummero zwei ist „Farewell Aragog“ (Track 17). Es besitzt den Charme eines keltischen Volksliedes und geht besonders gut ins Ohr. Doch auch dies vermag insgesamt nur wenig der im Überfluss vorhandenen Blässe auszugleichen. So wirkt die mitunter etwas fragmentarisch anmutende Komposition über die gesamte Länge des Albumschnitts schnell ermüdend.
Programmieren von um mindestens ein sattes Drittel gekürzten Zusammenstellungen führt immerhin zu einem verbesserten, insgesamt passablen Hörfluss. Das Ergebnis ist dann zwar recht gefällig, aber ein nur ansatzweise mitreißender oder gar Gänsehaut erzeugender Effekt will sich auch dann nicht einstellen. Im Film dürften Hoopers unauffällige Klänge nur wenig bemerkt werden. Aber was nur in der Lage ist, nicht störend aufzufallen, das vermag auch sonst kaum zu beeindrucken und damit nicht nachhaltig in Erinnerung zu bleiben.
Wertungsmäßig liegen die Dinge also auch bei Harry Potter und der Halbblutprinz praktisch identisch wie bei der Vorläuferkomposition. Somit bleibt nur die Hoffnung auf das noch bevorstehende Finale der Harry-Potter-Saga im wiederum von David Yates derzeit in der Mache befindlichen, als Zweiteiler angelegten, siebten Filmabenteuer. Mögen Produzenten und Regisseur nicht nur ein Einsehen haben, sondern außerdem eine Einigung mit dem offenbar an einer Rückkehr zum Projekt interessierten John Williams finden. Für Altmeister Williams hätte dies zweifellos das Zeug, ein würdiger Schwanengesang seiner Hollywoodkarriere zu werden.
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