Firewall

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
15. November 2006
Abgelegt unter:
CD

Score

(3/6)

Beim vorliegenden Varèse-Alben-Duo wetteifern Alexandre Desplat und John Powell um die Gunst der Filmmusikfreunde. Auf beiden Alben geht es in Teilen ziemlich deftig zur Sache, bleibt dem Hörer nur begrenzt Zeit zum Atemholen.

Alexandre Desplat blieben nur ganze 10 Tage um Harrison Fords partiell wohl recht überdrehtes Actionspektakel Firewall zu vertonen. Der Komponist arbeitet mit einem Mix aus orchestralen und synthetischen Klängen. Mit zum Teil an Marco Beltrami, aber in der Verwendung der Elektronik auch an John Powell erinnernden Klangstrukturen baut Desplat solide Suspensepassagen und in Teilen rasante Actionteile. Kontrast dazu bietet das in Track 9 und im Schlusstrack des Albums leider nur kurz anklingende lyrische Familien-Thema mit Goldsmith-Touch.

Powells Score zum mittlerweile dritten Mutanten-Spektakel, beruhend auf einem Marvel-Comic X-Men: The last Stand • X-Men: Der letzte Widerstand, ist eine breitorchestrale Schlachtplatte mit Choreinlagen sowie sparsam eingesetzter Elektronik. Sicher läuft der Komponist besonders in der zweiten Albumhälfte Gefahr mit einem zuviel an klanglichem Bombast den Zuhörer zu erschlagen — der die eher wenigen gelungen lyrisch auskomponierten Passagens vielleicht umso mehr genießt. Dass dabei kräftig Fingerabdrücke von John Williams und mitunter auch seinen Genre-Nachfolgern, Allan Silvestri, John Ottmann und Edward Shearmur, vorhanden sind, ist verzeihlich. Alles in allem unterstreicht Powell hier eben nochmals seine Fähigkeiten, dem groß besetzten Sinfonieorchester farbige und effektvolle Klänge zu entlocken, etwas, das er erst kürzlich bei den komödiantischen Robots besonders charmant unter Beweis gestellt hat.

Neben einem in der rhythmischen Begleitfigur an Superman erinnernden, etwas kurzatmigen Heroenthema (erstmalig in Track 2) spielt noch ein weiterer thematischer Gedanke eine wichtige Rolle. Das hier gemeinte orientalisch anmutende „Phoenix-Thema“ blüht in den letzten beiden Stücken besonders schön auf und hält das Gebotene zwar nicht über die gesamte Albumspielzeit gleichermaßen, aber zumindest über weite Teile — besonders im letzten, krachenden Drittel — ordentlich zusammen. Dabei ist der mehrstimmige Chorsatz besonders im vorletzten Stück, „Phoenix rises“, recht beachtlich geraten. Handwerklich durchaus in Ordnung, musikalisch auf geläufigen Action-Vertonungspfaden von  Superman bis zu The Mummy returns wandelnd, das darf, ja muss man hier schon attestieren. Wer kraftvolle und energiereiche Actionkost bevorzugt, dürfte auf seine Kosten kommen. Eventuell ist Straffen durch Weglassen einiger Stücke dabei behilflich, den Gesamteindruck noch ein entscheidendes Quäntchen zu verbessern. Wertungsmäßig kommen hier schon fette drei Sterne in Betracht.

Fazit: Im Angebot ist zweimal durchaus solide gefertigtes, allerdings auch eher schematisiertes Suspense- und Actionscoring ohne besonders bemerkenswertes oder ausgefallenes Profil. Das steht aber nun keineswegs für eher mau. Das zu Hörende ragt schon ein Stück aus dem eher mittelmäßigen Einheitsbrei heraus. Drum gibt’s jeweils auch drei Cinemusic.de-Sterne und die damit verbundene „kleine Empfehlung“ für das in beiden Fällen professionell gefertigte klingende Souvenir zum Film. Ob man dieses allerdings nun wirklich in seiner Sammlung braucht oder ob es anhand bereits in ausreichender Zahl vorhandener sehr ähnlicher Score-Alben vielleicht doch als eher entbehrlich erscheint, das zu entscheiden, ist letztlich eine rein individuelle Angelegenheit.


Mehrteilige Rezension:

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Erschienen:
2005

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