Pixars Vision des Great-Barrier-Riffs zum 10-jährigen Jubiläum in 3D
Der fünfte abendfüllende Pixar-Spielfilm, Finding Nemo • Findet Nemo (2003), erlebte erst kürzlich, am 14. Februar 2013, auch hierzulande sein Kinorevival, und das analog zu Der König der Löwen (1994) oder den ersten beiden Toy-Story-Filmen jetzt auch in einer 3D-Version. Seinerzeit konnte auf Cinemusic.de dazu leider nur das CD-Album mit der charmanten Thomas-Newman-Filmmusik vorgestellt werden. Diese Lücke kann nun erfreulicherweise mit einer sowohl hochauflösenden als auch pixartypisch sehr gekonnt nachträglich in 3D überführten Version im Doppel-BD-Set geschlossen werden.
Zum Film selbst braucht an dieser Stelle wohl nicht mehr viel gesagt zu werden — Kurzinfos zur Handlung finden sich im o. g. Artikel zur Filmmusik-CD. Die so unverwechselbar berührende wie humorvolle Geschichte, verpackt in CGI-Animation von vorzüglicher Qualität, vereint gekonnt die Errungenschaften der großen Disney-Zeichentrickabenteuer der ausgehenden 1930er und 1940er Jahre mit Innovation, nämlich eine unverwechselbare Erzählweise mit exzellenter Computeranimationstechnik. Im Drehbuch steckt derart viel Herzenswärme und Humor (etwa beim wegen seiner Wasserallergie niesenden Seepferdchen), dass man das berührende wie mitreißende Ergebnis zu den ganz starken Pixar-Produktionen zählen muss. Und obendrauf kommt noch, dass der Film so gekonnt den Nerv sämtlicher Generationen zu treffen vermag.
Derart betont positive Feststellungen zu einem Pixar-Animationsfilm waren in jenen Jahren allerdings praktisch selbstverständlich. Entsprechend groß war auch der Erfolg bei der Erstauswertung mit weltweit rund 800 Mio. eingespielter Dollar. Dagegen fiel Nemos 3D-Start deutlich matter aus. Am US-Startwochenende konnte er mit rund 17,5 Mio. $ nur mit knapp 60% des 2011er Ergebnisses von Der König der Löwen aufwarten. Daraus aber etwa zu schließen, Findet Nemo 3D sei ein Flop, wäre schlichtweg falsch. Die Kosten für die 3D-Konvertierung von max. 10 Mio. $ hatte der Film nämlich bereits am 9. Februar, also noch vor dem deutschen Kinostart, fast 5,5-fach wieder reingeholt. Dazu kommt nun auch noch der Ertrag aus dem Heimkinogeschäft von Blu-ray und DVD. Da bin ich letztlich auch sehr guter Dinge, dass der Film auf mittlere Sicht noch derart viele Freunde wieder- und hinzugewinnen wird, um den verdienten Rang, ein echter Pixar-Klassikers zu sein, zu behaupten. Nemo sollte in der längerfristigen Publikumsgunst mindestens mit dem im Rang m. E. doch etwas überschätzen Lion King gleichziehen können.
Findet Nemo auf 3D-BD im Steelbook
Beim Bildeindruck kann Findet Nemo in HD von Blu-ray (BD) bereits in 2D Referenzstatus beanspruchen. Derart brillant wirkt das bereits verblüffend plastisch, kontrastreich und zudem gestochen scharf erscheinende Bild, das neben sattem Schwarzwert und erstklassiger Detailzeichnung zusätzlich mit vielfältigen satten Farben aufwartet. Noch eindrucksvoller präsentiert sich die von den Machern wiederum äußerst liebevoll ausgeführte Konvertierung in die dritte Dimension. Hier ist eben nicht „einfach“ der 2D-Filmversion nach Schema F Raum hinzugefügt, sondern vielmehr durch Verwenden der originalen CGI-Datenfiles jede Einstellung mit größter Sorgfalt optimiert in die dritte Dimension überführt worden. Die damit betrauten Mitarbeiter des Pixar-Teams bezeichnen ihre Konvertierungsarbeit deswegen auch korrekter als „Neuschöpfung“. Das Ergebnis ist nicht nur mindestens vergleichbar hochkarätig geraten wie bei den ersten beiden Toy-Story-Filmen. Nemo in 3D erscheint sogar noch ein Stückchen ausgefeilter als seine ebenfalls liebevoll konvertierten Vorläufer. Neben dem so überzeugend natürlich ausfallenden Raumeindruck ist im auch ansonsten tadellosen Bild außerdem bemerkenswert, dass es über die gesamten 100 Filmminuten nahezu überhaupt keine Ghosting-Artefakte (Geisterbilder) zu sehen gibt. Eine derart geringfügig ausgeprägte Anfälligkeit für diese 3D-typischen Bildfehler ist selbst bei vorzüglichen nativen 3D-Produktionen nicht selbstverständlich. Das sieht bei Nemo alles so faszinierend aus, dass man sich beim ersten Mal daran weder satt sehen, noch behaupten kann, die sich bietende visuelle Vielfalt auch nur annähernd erfasst zu haben. Einzig für Freunde der Pop-Out-Effekte gibt es hier nicht wirklich etwas zu erhaschen. Abgesehen davon, dass Pixar damit auch in seinen nativen 3D-Produktionen äußerst sparsam umgeht, muss wohl, um solche überzeugend zu erhalten, von vornherein in 3D konzipiert worden sein.
Auch zum Ton gibt es nur Positives zu vermelden. Nemo bietet auf allen Ebenen eine sorgfältig und überzeugend ausbalancierte Surroundtonkulisse, die sowohl mit kraftvollen Effekten aufwartet, aber ebenso präzise feine akustische Details im Raum platziert. Dass dadurch der hervorragende Raumeindruck der 3D-Version noch gekonnt unterstützt und somit unterstrichen wird, sei angemerkt. Als besonders effektvoll erweisen sich dabei übrigens die mit kraftvollen Bässen ausgestatteten 7.1-Versionen der Tonmischung. Die deutsche Synchronisation mag angesichts der auf die hiesigen Gewohnheiten abgestimmten Dialekte und einiger sprachlicher Wendungen zunächst etwas zu flippig geraten erscheinen. Aber [url id=3381]Das Great Barrier Reef[/url] ist zweifellos ein sehr internationaler Ort. Insofern ist sie auf ihre Art in jedem Fall ähnlich liebevoll gemacht wie die englische Originalfassung. Lobenswert ist ebenfalls die sehr nutzerfreundliche Unterteilung in insgesamt 33 Kapitel, was das Auffinden einer bestimmten Stelle im Film einfach macht.
Nun aber zum Wermutstropfen der ansonsten vorzüglichen Edition: Die Boni-Austattung. Aus den USA ist eine 5er-Disc Ultimate Collector’s Edition erhältlich, bestehend aus 3D-Blu-ray/Blu-ray/DVD + Digital Copy. Gegenüber der sich auf die beiden Blu-ray-Discs beschränkenden deutschen Ausgabe ist das sämtliche Wiedergabeformate abdeckende US-Set zwar eher künstlich aufgeblasen. Es hat aber auf den ebenfalls im Zentrum stehenden zwei Blu-ray-Discs bei den Boni ungleich viel mehr zu bieten als das deutsche Pendant. Während die US-Ausgabe die alten DVD-Boni (in SD) mit einer Fülle von neuen in HD vereint präsentiert, haben es von den dort vertretenen rund vier Stunden Material gerade mal knapp 50 Minuten (in HD) auf die deutsche Edition geschafft. Davon entfallen auf letztlich reine Werbung (!) für die Disneypark-Tomorrowland Attraktion „Nemo — Submarine Voyage“ immerhin rund 15 Minuten. Von den ansprechenden alten DVD-Boni (in SD) ist leider nichts enthalten.
An dieser Stelle fühlt man sich in die zusätzlich mit weniger scharfen Bildern versehenen DVD-Zeiten zurückversetzt, wo solch unschöne Patzer bei der Ausstattung häufig vorkamen, die man in der Blu-ray-Ära als überwunden wähnte: Dass Derartiges offenbar wieder einzureißen scheint, ist enttäuschend und ärgerlich zugleich. Immerhin durchaus ansprechend sind „Runder Tisch der Filmemacher“ (ca. 18 Min.) sowie der bereits 2003 im Vorprogramm gezeigte Kurzfilm Knick Knack (ca. 4 Min.).
Fazit: Alles in allem ist es prima, dass Pixars ungemein charmantes Unterwasserabenteuer aus dem Jahr 2003, Findet Nemo, jetzt sowohl in HD als auch in der dritten Dimension für das Heimkino verfügbar ist. Dank der äußerst sorgfältig ausgeführten Konvertierung ist, vergleichbar mit den beiden ersten Toy-Story-Filmabenteuern (s. o.), auch im Falle von Nemo die schlichtweg superbe 3D-Version unbedingt zu empfehlen. Diese macht den Film in besonderem Maße zu einem Edelstein in der Pixar-Blu-ray-Kollektion. Einziger eindeutiger Schwachpunkt ist jedoch die unbefriedigende Boni-Kollektion, welche gegenüber der besonders üppig ausgestatteten US-Ausgabe unverständlicherweise gerade mal nur ein knappes Viertel beinhaltet und damit leider in ganz erheblichem Maße bescheidener ausfällt.
Zur Erläuterung der Wertungen lesen Sie bitte unseren Hinweis zum Thema „Blu-ray-Disc versus DVD“.
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