Es ist ein Elch entsprungen (DVD)

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
25. November 2006
Abgelegt unter:
DVD

Film

(3.5/6)

Bild

(5.5/6)

Ton

(5/6)

Extras

(5/6)

Es ist ein Elch entsprungen (DVD + CD)

Regisseur Ben Verbongs Family-Entertainment zur Weihnachtsaison 2005 ist seit dem 2.11.2006 als DVD im Handel. Nach den großen Erfolgen mit Das Sams (2001) und Sams in Gefahr (2003) hat der Niederländer aus Andreas Steinhöfels Kinderbucherfolg „Es ist ein Elch entsprungen“ einen Weihnachtsfilm gemacht. Im modernen (Kino-)Weihnachtabenteuer für die ganze Familie — so die Werbung — geht es um den Weihnachtselch Mr. Moose, der beim routinemäßigen Probeflug mit dem Schlitten des Weihnachstmannes aus der Kurve flog und durch das Hausdach direkt ins Wohnzimmer der Familie Wagner kracht.

Mr. Moose, dem Armin Rohde seine Stimme leiht, ist nicht virtuell (computeranimiert) sondern vielmehr ein Animatronic, also eine vielfältig bewegliche High-Tech-Puppe. Er kann sprechen, ist sensibel und herzensgut, wenn auch etwas undiszipliniert. Der mitunter herzhaft rülpsende Hausgenosse wird Freund des kleinen Bertil und dessen altkluger Schwester, die mit ihrer fortwährenden Klugscheißerei die Umgebung mitunter ganz schön nervt. Das alles wäre sicher nicht besonders aufregend, wäre da nicht noch der griesgrämige Vermieter Pannecke (Jürgen Tarrach). Pannecke ist nicht nur auf Bertils Mutter scharf, er ist auch leidenschaftlicher Jäger, der davon träumt, einmal einen Elch zu erlegen. Und last but not least kommt noch der Weihnachtsmann höchstpersönlich mit ins Spiel (Mario Adorf), der natürlich Mr. Moose zurückhaben will.

Das sind die Ingredienzien eines recht turbulenten Spektakels, das einige nette Gags und neben drolligen Einfällen auch manch Skurriles im Gepäck hat. So zählen zum Familienzirkel der Wagners der Ikea-Tisch „Sören“ (Buche, unbehandelt) und auch das legendäre Regal vom gleichen Anbieter, „Billy“. Der Weihnachtsmann wird auffällig und landet in der Klapsmühle, therapiert dort den Psychiater, flüchtet (wie in Großbritannien üblich) zünftig durch den Kamin und wird von Mr. Moose und Bertil gerettet. Alles wäre in Butter, wäre da nicht noch Pannecke auf seinem Hochsitz, der den fliegenden Mr. Moose bereits ins Visier genommen hat …

Über die rund 90 Videominuten kommt kaum Langeweile auf, dürfte (gerade bei den Kleinen) so mancher Lacher garantiert sein. Die relative Fülle an Gags und die soliden bis guten schauspielerischen Leistungen des prominent besetzten Ensembles überdecken allerdings ein wenig, dass der Plot über harmlos-nette Unterhaltung nicht wirklich hinaus kommt. Dafür wirken die Figuren fast durchweg allzu klischeehaft und überzeichnet, um noch einigermaßen glaubwürdig zu sein. Selbst Bertil und sein Freund Mr. Moose bleiben, abgesehen von einer im Schuppen abgehaltenen intimen Zwiesprache über geheime Wünsche und Ängste, insgesamt etwas blass.

Elchtest also doch nicht bestanden? Nun, so schlimm ist es gewiss nicht. Recht amüsant und kurzweilig ist Verbongs Film in jedem Fall, wenn auch kein großer Wurf. Charmant ist allerdings seine Botschaft: sich Wunschträume zu bewahren und fest an sie zu glauben, denn zum Träumen ist es nie zu spät, oder?

Der Film auf DVD
Die Präsentation auf DVD ist tadellos. Das Bild ist scharf, sehr sauber durchzeichnet und zeigt überzeugende Farben. Ebenso wenig zu bemängeln ist der saubere 5.1-Surround-Tonmix, den es ausschließlich in Deutsch gibt, optional mit englischen Untertiteln. Zum Konzeption des Films gibt Regisseur Verbong im Rahmen eines Audiokommentars ausführliche Hinweise und hat dabei auch einige nette Anekdoten auf Lager.

Sehr beachtlich geraten ist die Sektion „DVD-Extras“, die mit satten rund 120 Minuten zusätzlichen Materials aufwartet: Infos zum Dreh bieten ein „Making of“ (ca. 45 Minuten) und eine „Studio-Tour“ (ca. 13 Minuten). Eingehenderes zu Mr. Moose findet sich in „Elch-Effekts — Es ist ein Elch entstanden“ (ca. 35 Minuten). Ein 12-minütiger Beitrag befasst sich speziell mit dem männlichen Hauptdarsteller in „Mario Adorf Weihnachtsmann“ (ca. 12 Minuten). Darüber hinaus gibt’s noch rund 10 Minuten nicht verwendeter Szenen sowie ein kleines Quäntchen Blödelei in Form von „Elch-Quatsch“ obendrauf.

Die Filmmusik-CD

Ralf Wengenmayr — (T)Raumschiff Surprise, Der Schuh des Manitu — hat wieder einmal filmmusikalisch die Hände im Spiel. Auch dieses Mal ist seine Komposition nicht eigenständig, sondern lässt vielfältige Stilismen bewährter Kinosinfonik in handwerklich tadelloser Machart Revue passieren. Dabei steht im rund 35-minütigen Scoreanteil natürlich besonders viel augenzwinkerndes Mickey-Mousing auf dem Programm. Insgesamt steht Wengenmayrs Musikbeitrag zu Es ist ein Elch entsprungen den Harry-Potter-Musiken von John Williams besonders nahe. Der orchestrale Score ist nett anzuhören, ihm fehlt allerdings schon etwas ein zentraler prägender musikalischer Gedanke, der auch im Gedächtnis des Hörers hängen bleibt. Das Deutsche Filmorchester Babelsberg unter der Leitung von Günter Josek schlägt sich wacker durch die Notenblätter und auch die Tontechnik hat sehr sauber gearbeitet.

Eingerahmt wird der orchestrale Score von sechs Songs, von denen „Ich glaub gern an den Weihnachtsmann“ in zwei einander sehr ähnlichen Versionen, interpretiert von Mario Adorf bzw. Sebastian Horn, auftaucht. Derartiges ist zwar nicht besonders originell, aber nicht so tragisch, dass Knecht Ruprecht deswegen bemüht werden müsste.

Dieser Artikel ist Teil unseres umfangreichen Programms zum Jahresausklang 2006.

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Mehrteilige Rezension:

Folgende Beiträge gehören ebenfalls dazu:


Regisseur:
Verbong, Ben

Erschienen:
2006
Vertrieb:
Buena Vista
Kennung:
BGA 0011504
Zusatzinformationen:
D 2005

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