Der Sturm

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
6. Juli 2000
Abgelegt unter:
Lesen

Wem der Sinn eher nach einem spannenden Roman steht als nach filmhistorischen Hintergründen, der sollte sich für das ebenfalls brandaktuelle Heyne-Taschenbuch zum Film Perfect Storm • Der Sturm von Sebastian Junger entscheiden. Jungers Buch (bereits 1998 als Hardcover-Ausgabe erschienen) diente der Wolfgang Petersen Verfilmung als Vorlage, die am 20.7.2000 in den bundesdeutschen Kinos starten wird. Der Autor ist mehr Journalist als Schriftsteller; deshalb hat er die dramatische Story um den Untergang des Schwertfischfängers Andrea Gal im Oktober1991 vor Neufundland eher zu einer Art „erzählendem“ Bericht als zu einem üblichen Roman gestaltet. Junger bleibt so streng wie möglich bei den Fakten und reduziert die dichterische Freiheit somit auf ein Minimum. Nur bei dem, was man zwangsläufig nie erfahren wird, den genauen Umständen des tragischen Sterbens der Schiffsbesatzung, kommt Fiktives ins Spiel. Ausschließlich hier hat Junger nach den glaubhaften Berichten Betroffener, die in vergleichbaren Situationen überlebten, fehlende Information durch Wahrscheinliches ersetzen müssen. Der Autor rekonstruiert aber nicht allein die Katastrophe und den Ablauf der gescheiterten Rettungsbemühungen, sondern beschreibt auch eingehend den Arbeitsalltag, die Lebensumstände der Figuren und ihr soziales Umfeld. Damit wird dieses eindrucksvolle Buch, das trotz aller Fakten flüssig und packend lesbar ist, fast zu einer Studie über die Region der Fischer von Massachusets.

Fazit: Fünf empfehlenswerte Buchveröffentlichungen, die in jedem Fall nicht nur als interessante Lektüre für lange kalte Winterabende, sondern auch für sonnig warme Urlaubstage geeignet sind. Die Spitze bilden drei Titel: Michael E. Birdwells „Das andere Hollywood der dreißiger Jahre. Die Kampagne der Warner Bros. gegen die Nazis“ – eine Studie die detailliert über das Verhältnis der Hollywood-Studios (insbesondere Warner Bros.) aber auch der Amerikaner zu Nazi-Deutschland, Faschismus und Antisemitismus vor dem 6. Dezember 1941 informiert. Das faszinierende Buch fügt dem Geschichtspuzzle des Golden Age ein wichtiges Element hinzu. „film: 5, Tim Burton“ und „film: 7, Alfred Hitchcock“ deren hervorragendes Bildmaterial allein schon fast den Kauf rechtfertigen.

Gegenüber den genannten drei Titeln sind die beiden Taschenbücher ein Stück weniger gewichtig, aber sicherlich nicht zu verachten. „Die Scream-Trilogie …und die Geschichte des Teen-Horrorfilms“ ist vielleicht nicht der „letzte Schrei“, aber ein willkommenes und interessantes Buch über ein Zeitphänomen. „Der Sturm“ ist auch die spannend lesbare Rekonstruktion einer Katastrophe, aber nicht ausschließlich. Die vielen sorgfältig recherchierten Hintergrundinformationen erweitern die Veröffentlichung darüber hinaus zu einer packenden flüssig lesbaren Beschreibung des Lebens der Fischer von Massachusets.

Erschienen
2000
Seiten:
364
Verlag:
Heyne
Kennung:
ISBN 3-453-17873-4
Zusatzinfomationen:
€ 8,00 (D)

Weitere interessante Beiträge:

Lichtspiele Mössingen – Vom Lebenstraum einer Familie

Lichtspiele Mössingen – Vom Lebenstraum einer Familie

Kroatien: Auf den Spuren von Winnetou und Game of Thrones

Kroatien: Auf den Spuren von Winnetou und Game of Thrones

Hollywoods Traum von Rom

Hollywoods Traum von Rom

Sie nannten mich Familienbulle

Sie nannten mich Familienbulle

Cinemusic.de