Zwei Fundsachen aus dem Colpix-Archiv (dem LP-Label von Columbia Pictures) bietet das vorliegende FSM-Album. Es vereint die LP-Schnitte einer Filmmusik des wenig geläufigen Briten Clifton Parker (siehe auch das Clifton-Parker-Album in der Reihe CHANDOS MOVIES) mit einer Vertonung von Maurice Jarre, dessen Name besonders durch „Laras Thema“ aus Dr. Schiwago (1965) im Bewusstsein breitester Hörerschichten fest verankert ist.
Clifton Parkers Klangschöpfung zum Seekriegsabenteuer aus den Napoleonischen Kriegen, Damn the Defiant! • Rebellion (1961), ist eine prächtige maritim gefärbte und fest in der britischen Konzerttradition verwurzelte Filmmusik. Das majestätische Hauptthema atmet unüberhörbar den Geist Edward Elgars. Mit insgesamt 28 Minuten Laufzeit ist Damn the Defiant zwar die kürzere und zweifellos auch die traditionellere, aber doch klar die interessantere Filmmusik dieses Colpix-Alben-Doppelpacks.
Seinerzeit betrugen die Laufzeiten der allermeisten LPs nur 30 bis 35 Minuten. Laufzeiten größer 40 Minuten waren eine Seltenheit. Interessanterweise ist Damn the Defiant! mit insgesamt nur rund 20 Minuten Original-Score (nebst einer handvoll traditioneller Source-Music) äußerst sparsam vertont. Das war wohl offenbar selbst den Verantwortlichen bei Colpix denn doch zu wenig. Wie im Begleitheft erläutert wird, sind rund dreieinhalb Minuten der Originalmusik nicht verwendet worden. Dafür hört man allerdings in einem äußerst kuriosen, auf 28 Minuten gedehnten LP-Schnitt verschiedene Musikstücke (zumindest in Ausschnitten) mehrfach, wobei andere durch direkte Dopplung ihres Musikmaterials (in geänderter Schnittfolge) künstlich verlängert worden sind. Der Leser wird über diese äußerst fragwürdige Montagepraxis ebenso detailliert aufgeklärt wie auch über die äußerst schwammig und ungenau gehaltenen Stück-Bezeichnungen.
Maurice Jarres Behold a Pale Horse • Deine Zeit ist um (1964) ist Musik zu einer Rachegeschichte, für die Ereignisse des spanischen Bürgerkriegs entscheidend sind. Er präsentiert dazu ein recht delikates, im ungewöhnlichen Jarre-Sound markant-typisch instrumentiertes (Jarre-)Marsch-Thema. Dabei ist der bei Jarre häufiger anzutreffende klanglich bombastische Orchestersatz hier nicht zu finden. Im schlank besetzten Ensemble verleihen die geschickt folkloristisch gefärbten Klangfiguren der Gitarre dem Ganzen einen überzeugenden spanischen Touch. Nach dem Main Title allerdings geschieht musikalisch nur noch wenig, wird in erster Linie der nur minimal abgewandelte Marsch quasi zu Tode geritten. Weitere thematische Assoziationen besitzen dagegen eher unscheinbaren Nebencharakter.
Wie im Begleitheft angemerkt, ist auch beim Zusammenstellen des LP-Schnitts von Behold a Pale Horse ähnlich — wenn auch in geringerem Ausmaß — getrickst worden wie bei Damn the Defiant!. Dafür wartet das FSM-Album erfreulicherweise noch mit zwei zusätzlichen Stücken auf, die von einer seinerzeit in Frankreich veröffentlichten Mono-Single mit verlängerter Spieldauer (45 rpm, EP: Extended Play) stammen.
Damn the Defiant! verdient wertungsmäßig volle vier Sterne, wohinter sich Jarres Behold a Pale Horse schlichtweg nur verstecken kann: mehr als zweieinhalb Sterne sind hier nicht machbar. Die ausgewiesenen vier Sterne stehen hier also für eine Album-Gesamtwertung.
Bemerkenswert ist allerdings der in beiden Fällen in Ermangelung von Magnetton-Mastern so überraschend überzeugend gelungene Transfer der Musiken von gut erhaltenen LPs. Zusammen mit dem sorgfältig erstellten Begleitheft, das sowohl sehr gut informiert als auch Colpix-LP-Nostalgie vermittelt, verdient auch diese Produktion einiges Lob.
Dieser Artikel ist Teil unseres Spezialprogramms zum Jahresausklang 2007.
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