Cavalleria Rusticana & Pagliacci

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
23. Juni 2018
Abgelegt unter:
Klassik

Karajan in der Mailänder Skala: Cavalleria Rusticana & Der Bajazzo (Pagliacci)

Universal Music hat sich bei dieser mit moderner Digitaltechnik (24 Bit 96 kHz) aufbereiteten aktuellen Wiederveröffentlichung der beiden Vorzeigestücke des Verismo erfreulicherweise Karajans erstem Ausflug in dieser Angelegenheit in die Mailänder Skala aus dem Jahr 1965 gewidmet und nicht der vom Maestro nur drei Jahre danach in Angriff genommenen Neuproduktion als Opernverfilmung. Letztere ist nämlich nicht nur im musikalischen Ergebnis deutlich weniger packend geraten als die früheren Einspielungen. Auch die recht ungelenk wirkende filmische Umsetzung, vermag nicht wirklich zu überzeugen.

Die 1965er Einspielungen zählen hingegen seit Dekaden zu den Klassikern des italienischen Opernrepertoires des Gelblabels „Deutsche Grammophon“. Die der aktuellen Ausgabe vorausgegangene Wiederveröffentlichung der Cavalleria Rusticana und des Bajazzo (Pagliacci) auf CD sind als Einzel-Ausgaben in der Reihe „The Originals“ erschienen, technisch aufgefrischt durch „Image Bit Processing“. Für die aktuelle Re-Edition sind nun beide Einakter in einem schick aufgemachten Hardcover-Buch (analog zur ersten LP-Kassettenausgabe) wieder zusammengefasst, bei dem die zugehörigen insgesamt drei Discs (2 CDs + Blu-ray Audio) in Papptaschen an den Buchdeckeln untergebracht sind. Das analoge Originalmaterial ist dafür nochmals, jetzt mit 96-kHz/24-Bit-Technik, aufpoliert worden. Neben dem kompletten Libretto sind auch in beide Opernwerke einführende Essays (zu „Cavalleria Rusticana“ von Bernhard Uske sowie zu „Der Bajazzo“ von Angelo Foletto) mit enthalten.

Karajan führt das Orchester der Scala äußerst geschmeidig und leidenschaftlich nuanciert durch die Partituren. Da wird das Dramatische wuchtig, aber ohne überzogene Effektheischerei angegangen und ebenso das Lyrische abseits von Kitsch ungemein klangschön herausgearbeitet. Beigaben wie überzogenes Gewimmere oder Geschluchze von Seiten der Sänger, die gerade bei früheren Aufführungen dieser beiden Opern häufig mitgeliefert worden sind, bleiben bei Karajan erfreulicherweise außen vor. Das Orchester der Scala spielt unter seinem Dirigat zudem in beiden Fällen mit einer für jene Zeit seltenen Motivation und Präzision. Zusammen mit dem tadellosen Sängerensemble, ganz vorn Carlo Bergonzi, der in beiden Opern die Hauptrolle interpretiert und in Italien als Verdi-Tenor des Jahrhunderts galt – verstorben im Alter von 90 Jahren im Jahr 2014 –, trägt der hier ebenfalls zu Spitzenleistungen auflaufende Scala-Chor mit zum schon legendären Ruf dieser beiden Einspielungen bei. Obendrauf kommt noch die ebenfalls in Top-Form befindliche Tontechnik, welche das breite Klangpanorama sehr gelungen auffächert und ebenso überzeugend die räumliche Tiefe des Aufnahmeortes abbildet.

Dass zwischen der aktuellen Edition und ihrem Vorläufer, den beiden Einzel-Alben der Reihe „The Originals“ klanglich Welten liegen, kann ich zwar nicht attestieren, einen Hauch mehr an Präsenz und Dynamik meine ich aber schon herauszuhören. Und wer ganz auf Numero sicher gehen, nur das Bestmögliche auflegen möchte, für den ist die zusätzlich im Set untergebrachte Blu-ray Audio gedacht.

Immerhin haben die Tonmaster inzwischen mehr als ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel. Dafür klingen sie fantastisch und müssen sich vor Einspielungen deutlich jüngeren Datums keinesfalls verstecken. Derartige historische analoge Schätze vermögen es sogar trotz ihres geringfügigen Bandrauschens, einzelne moderne Digitaleinspielungen in den Schatten zu stellen. Neben den künstlerischen Qualitäten sollte dies seinen Teil dazu beitragen, auch diesen beiden verdienten Klassikern des Opernrepertoires ein weiterhin anhaltendes Käuferinteresse zu sichern.

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Erschienen:
05/2018
Gesamtspielzeit:
158:29 Minuten
Sampler:
Deutsche Grammophon
Kennung:
0289 479 9951 5 (2 CDs + BD-Audio)
Zusatzinformationen:
Orchester der Mailänder Scala, Dirigent: Herbert von Karajan

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