An Inconvenient Truth
Ex-Präsidentschaftskandidat und Ex-US-Vizepräsident Al Gore macht derzeit auch hierzulande durch einen Dokumentarfilm von sich reden. Gore, dessen Einzug in das Weiße Haus im Wahljahr 2000 an einer umstrittenen Stimmenauszählung scheiterte, verschwand nicht etwa sang- und klanglos in der Versenkung. Nein, er tourt vielmehr seit rund fünf Jahren mit einer Multimediashow durch die USA, in der die Amerikaner mit einer Mischung aus Fakten, Cartoons und humoristischen Einlagen für den Klimaschutz gewonnen werden sollen. Offenbar nicht ohne Erfolg. Durch Naturkatastrophen mit ungewohnter Heftigkeit, wie Hurrikan „Katrina“, scheint auch bei den bislang zu Klimafragen in der Masse eher teilnahmslosen Amerikanern etwas in Bewegung geraten. Der von Regisseur Davis Guggenheim als Dokumentarfilm eingerichtete An Inconvenient Truth — A Global Warning • Eine unbequeme Wahrheit stieß in den USA auf ein unerwartetes Zuschauerinteresse, hat sogar einen Run ausgelöst. Am 10. Oktober 2006 startete Gores Umweltshow nun auch in den deutschen Kinos.
So heiß die Folgen einer globalen Klimaerwärmung werden könnten, so blass und unscheinbar ist allerdings die filmmusikalische Untermalung des aus dem kanadischen Toronto stammenden Komponisten Michael Brook (•1952). Brook ist Gitarrist und Musikproduzent und in den Bereichen Rock und Ambient-Music tätig. Durch die Entwicklung der „Unendlichen Gitarre (Infinite Guitar)“ hat er sich nicht zuletzt durch „The Edge“, einen Interpreten der Gruppe U2, einen Namen gemacht. Seit Anfang der 90er Jahre hat Brook auch eine Reihe Filme vertont oder an ihrer Vertonung mitgewirkt. So hat der Kanadier bei Black Hawk Down und The Pledge mit Hans Zimmer gearbeitet sowie als Gitarrist bei Phone Booth fungiert.
Für seine im Studio überwiegend synthetisch produzierte Musik zu An Inconvenient Truth wird der deutsche Titel des Films Phone Booth • Nicht auflegen! zur weiß Gott unangenehmen, ja unbequemen Wahrheit. Diese vernichtende Kritik gilt natürlich in erster Linie für die vorliegende Colosseum-CD und damit für eine Betrachtung der (Film-)Musik unter dem Aspekt Höralbum. Ohne die betreffenden Filmbilder ist die gebotene Mixtur aus eher schlichten Gitarrensoli, entsprechenden Einlagen des Pianos und drögen synthetischen Klangflächen einfach nur eines: kompositorisch belanglos, völlig unattraktiv und langweilig. Ob an dieser Stelle das Argument „Klingendes Souvenir zum Film“ überhaupt noch greift, also in nennenswertem Umfang einen Kaufreiz auszulösen vermag, erscheint mir eher zweifelhaft. Von meiner Seite gibt es an dieser Stelle darum auch nur die garantiert klimaneutrale globale Warnung: bloß nicht auflegen!