Gleich vorweg: Die Horner-Fans werden mit dem neuen Deluxe-Album zu Aliens exzellent bedient. Die Edition ist ähnlich sorgfältig gestaltet wie die zu Goldsmiths Total Recall, wobei auch klanglich alles zum Besten steht.
Regisseur James Cameron hat sich in der musikdramaturgischen Gestaltung von Aliens gegenüber dem von James Horner ausgearbeiteten Konzept gewaltige Freiheiten genommen! Fast nichts ist im Film so eingesetzt worden, wie vom Komponisten beabsichtigt: Der Regisseur hat vielmehr die Musik weitgehend zerlegt, völlig neu zusammengefügt und dabei auch Teile mehrfach wiederholt. (Horner hat ja verschiedentlich geäußert, dass er mit der Arbeit an Aliens wenig glücklich war, obwohl dies seine erste Oskar-Nominierung geworden ist). Die Deluxe-Edition präsentiert den Score jetzt in der von Horner vorgesehenen Form und stellt damit gewissermaßen „Historical-Correctness“ her.
Bereits 1986, als der Film in den Kinos gezeigt wurde, hat mich die Aliens-Musik nicht übermäßig beeindrucken können. Auch wenn ich die wichtige Vorbildfunktion dieser Komposition – speziell in den Einsätzen der Bläser und Percussions – und auch die von First Blood • Rambo (Jerry Goldsmith) für die späteren Action-Scores nicht übersehe, die grundlegenden Schwächen sind nicht zu überhören.
Horner knüpft in seiner Musik zum Alien-Sequel an Goldsmiths Alien-Score an. Grundsätzlich ist das völlig in Ordnung und auch sinnvoll, allerdings gelingt es ihm nur ganz vereinzelt, sich vom Vorbild zu lösen und zu eigenen, überzeugenden musikalischen Lösungen zu gelangen. Im Film ist die Musik zweifellos funktional, davon gelöst empfinde ich große Teile des Scores jedoch wenig abwechslungsreich und daher recht ermüdend. Die Mängel zeigen sich besonders deutlich, wenn man mit den Musiken zu First Blood und auch Total Recall eingehender vergleicht. Die Percussions in Aliens sind erheblich simpler gehalten als vergleichbares in First Blood und auch die Synthesizer-Einsätze schneiden gegenüber denen in Total Recall erheblich schwächer ab.
Und atmosphärisch? Nun, in diesem Punkt ist Aliens zwar passabel, es klingt aber eben fast immer überdeutlich nach Goldsmith, ohne das große Vorbild (Alien) zu erreichen, geschweige denn hinter sich zu lassen. Dies soll Horners Musik keinesfalls zu stark abwerten, solides Handwerk liegt hier sicherlich vor. Aber abgesehen von einzelnen Passagen ragt seine Aliens-Musik darüber kaum hinaus. Insofern handelt es sich für mich um einen ordentlichen 3,5-Sterne-Score. Für Fans der Musik ist diese Deluxe-Edition allerdings zweifellos ein Schmankerl!
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