Die geforderte „Einfachheit“ spiegelt sich besonders anschaulich in dem berühmten Lied aus John Hustons Toulouse-Lautrec-Film Moulin Rouge (1952) wieder, dessen schlichte und etwas kantige Schönheit eher einem französischen Chanson als einem der Lieder Korngolds entspricht. Zugleich reflektiert dieses Lied sowohl die geforderte „antiwagnerische“ als auch die „antiromantische“ Haltung: Das einfache, aber sehr ansprechende Musette-Walzerthema hat in der Musik zu diesem Film zwar seine Bedeutung, wird aber nicht im Stile eines Leitmotivs im Wagnerschen Sinne eingesetzt. Es gehört weltweit zu den filmmusikalischen Evergreens und machte Aurics Namen bekannt; allerdings wurde es immer in Arrangements verbreitet, die gegenüber dem Original im Refrain geglättet und orchestral üppiger waren – und dadurch indirekt bewusst oder unbewusst für Hollywood vereinnahmt. Ich erinnere mich noch gut an Mantovanis üppige Streicherversion des Walzer-Liedes in der Plattensammlung meiner Eltern. Die kammermusikalisch sparsame Musik zu The Innocents • Schloss des Schreckens (1961) verweist in ihrem psychologisierenden Ansatz (speziell im unheimlichen Main-Title) ein wenig auf Benjamin Brittens Kammeroper des gleichen Stoffes „The Turning of the Screw“. Auch die Musiken zu Father Brown • Die seltsamen Wege des Pater Brown (1952), Titfield Thunderbolt • Titfield Express (1952), Passport to Pimlico • Blockade in London (1949) und Lavendar Hill Mob • Das Glück kam über Nacht (1951) bieten exzellente, gekonnt komödiantische Musik, überzeugend britisches Feeling in einzelnen Themen und nicht zuletzt auch französischen Charme. Die Suite aus Dead of Night • Traum ohne Ende (1945) hingegen ist ein atmosphärisch dichter, auch musikalisch gelungener Albtraum zu diesem britischen Horrorklassiker.
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