The Essential Maurice Jarre Film Music Collection

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
23. März 2000
Abgelegt unter:
Sampler

Score

(3/6)

Die Qualität der von Silva produzierten Sampler schwankt stark. Leider scheut man sich nicht, einmal veröffentlichtes Material wieder und wieder in immer abgewandelten Zusammenstellungen zu präsentieren. Derart überzogenes „Recycling“ führt dann zum oft ärgerlichen Resultat, dass der Käufer, um ein paar interessante Stücke zu erhalten, bis zu zwei Drittel Dubletten bezahlen muss. Teilweise merkt (hört) man den Produktionen auch an, dass unter großem Zeitdruck eingespielt werden musste. Dann, aber nur dann, sind die Resultate mit dem in der Regel eingesetzten Prager Sinfonie-Orchester nicht überzeugend. Generell kann man dies aber keinesfalls behaupten: Auch hier gilt das schon in der Superman-Rezension für das Royal Scottish National Orchestra Gesagte.

Kein Highlight, aber eine passable Zusammenstellung von Filmmusiken des inzwischen 76-jährigen Maurice Jarre präsentiert Silvas Doppel-CD-Set „The Essential Maurice Jarre Film Music Collection“. Silva hat dieses Mal einen bereits als Einzel-CD vorgelegten Jarre-Sampler zum Doppelpack aufgeblasen. Ergänzt wurde mit Material der schon etwas älteren Tony-Bremner-Neueinspielung der Musik zu Lawrence of Arabia. Merkwürdigerweise werden – wie auch Laras Thema und die Suite aus Dr. Schiwago – die Overtüre und die 13-minütige Suite auf separaten CDs präsentiert. Neben Orchestralem und teilweise elektronisch Angereichertem gibt es auch rein Synthiemäßiges: Witness, Mosquito Coast und The Year of Living Dangerously. Das ist nur etwas für Synthesizer-Fans, die anderen können solche Stücke nur wegprogrammieren. Witness gibt’s sogar noch einmal in einer Konzertfassung. Silva hat hier wohl nur die rein elektronischen Stücke „neu einspielen“ lassen, für die übrige Musik wurden neben dem schon genannten Jarre-Sampler verschiedene hauseigene Zusammenstellungen ausgeschlachtet. Die vorgelegten Einspielungen sind durchweg recht ordentlich, allerdings handelt es sich meistens um Konzertarrangements, die aus orchestertechnischen Gründen auf die besonders bei den frühen Kompositionen eingesetzten ungewöhnlichen Instrumente verzichten und damit „geglättet“ klingen. Die fehlenden Balalaikas in Dr. Schiwago kann man vielleicht noch am ehesten verschmerzen, aber besonders in der Suite aus Ryan’s Daughter fehlt doch zuviel wichtiges Jarre-typisches-Klangdesign, um noch überzeugen zu können. Nahe an den Originalen sind die Auszüge aus Lawrence of Arabia, Red Sun, The Professionals, The Man Who Would Be King und besonders der Topas-Main-Title; die übrigen Titel tendieren in dieser Hinsicht eher zum Mittelfeld. Die Klangqualität ist, wie Silva-üblich, auf hohem Niveau und das Booklet ordentlich gemacht. Das gute Preis-Leistungsverhältnis der Doppel-CD platziert das Album ebenfalls im soliden Mittelfeld.

Fazit: Filmmusik-Sampler wenden sich in der Regel weniger an die versierten Sammler, sondern entweder an Anfänger, die schnuppern möchten, oder an Käufer, die ansonsten mit Filmmusik wenig im Sinn haben, aber gelegentlich im Kino auch noch beim Nachspann sitzen geblieben sind, um den Namen des Komponisten zu lesen. Für diese und auch für Einsteiger ist besonders der Williams-Sampler ein (leider nicht ganz billiges) Sahneschnittchen und die Jarre-Kompilation mit gewissen Einschränkungen ebenfalls empfehlenswert. Für Freunde italienischer Filmmusik empfiehlt sich die nette Pino-Donaggio-Zusammenstellung des Alhambra-Labels. Das Schlußlicht bilden die beiden Berlinale-2000-CDs, welche in meinen Augen im Wesentlichen Souvenir-Charakter besitzen.

Komponist:
Jarre, Maurice

Erschienen:
2000
Gesamtspielzeit:
71:04 + 71:57 Minuten
Sampler:
Silva Screen
Kennung:
FILMXCD 324

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