Die drei letzten FSM-Veröffentlichungen von Lukas Kendall präsentieren sogenannte Silver-Age-Classics, Musiken aus Filmen, die nach 1956 entstanden sind. Alle drei Titel, Tora! Tora! Tora! (1969), The Omega Man • Der Omega Mann (1971) und Beneath the Planet of the Apes • Rückkehr zum Planet der Affen (1969), sind nicht nur durch den engen Zeitrahmen ihrer Entstehung, sondern auch filmhistorisch interessant miteinander verknüpft. Es bot sich an, die 1997er Varèse-Edition der ersten vollständigen Musik-Fassung von Planet der Affen sowie FSMs Patton/Flight of the Phoenix in diesen Review-Artikel aufzunehmen, da diese Titel mit den vorgenannten in engem Zusammenhang stehen.
Tora! Tora! Tora! ist die filmische Rekonstruktion des politischen Vorspiels und des darauffolgenden fatalen japanischen Angriffs auf Pearl Harbor am 7. Dezember 1941, der zum Kriegseintritt der USA führte. Für Tora! Tora! Tora! schuf Goldsmith eine dissonant exotische Musik, die stilistisch seinem stark avantgardistisch geprägten Meisterwerk zu Planet of the Apes • Planet der Affen (1968) nahe steht. Der Komponist ließ die großangelegte, beeindruckende Pyrotechnik-Demonstration des zweiten Film-Teils ohne Musik; er stattete dafür das diplomatische Ränkespiel mit raffiniert gestalteten, scharf-dissonanten und durch die verwendeten japanischen Instrumente zugleich raffiniert exotischen Klängen aus. Als wichtiges Hauptmotiv dient ein kraftvolles japanisches Thema, das zuerst von einem Koto (ein Zither-ähnliches Saiteninstrument) gespielt und anschließend vom Orchester übernommen und faszinierend dramatisch gesteigert wird – wer von Goldsmith noch nicht begeistert war, dürfte es spätestens nach dem Hören dieses Tracks sein. Im Gegensatz zu den ausschließlich mit natürlichen Instrumenten erzeugten außergewöhnlichen Klangeffekten in Planet of the Apes, verwendete Goldsmith in Tora! Tora! Tora! auch (allerdings sehr subtil) elektronisch erzeugte Klänge. Insgesamt steuerte der Komponist für den Film nur rund 40 Minuten Musik bei und schuf hiermit ein herausragendes Beispiel für asiatisch inspirierte Musik im Kinofilm. Das ebenfalls auf der CD vertretene rund 17-minütige Programm mit für den Film arrangierter Hintergrund-Musik ist nicht etwa belangloses Füllmaterial, sondern gibt dem Ganzen zusätzlich eine reizvolle Atmosphäre. Der Film wirkt auch heutzutage noch weitgehend überzeugend. Neben dem komplexen, überwiegend gelungen inszenierten politischen Vorspiel haben die, selbst im Vergleich mit heutigen Computertricks, immer noch spektakulären und zugleich rasanten Actionszenen der Attacke auf Pearl Harbor kaum an Reiz eingebüßt. Besonders die in großer Zahl eingesetzten historisch akkuraten Flugzeuge wären heutzutage nicht mehr verfügbar.
Mehrteilige Rezension:
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