Im Rahmen von Shadowlands (1993) arbeitete Regisseur und Produzent Richard Attenborough bereits zum dritten (aber nicht zum letzten) Mal mit dem Komponisten George Fenton zusammen. Der Film, der auf einer wahren Begebenheit basiert, handelt von der Liebesbeziehung zwischen C.S. Lewis (Anthony Hopkins), einem berühmten britischen Schriftsteller und Dozenten am Magdalen College der Universität in Oxford, und der amerikanischen Dichterin Joy Gresham (Debra Winger) kurz nach dem Zweiten Weltkrieg.
Das spezielle Lokalkolorit des Ortes der Handlung gab Fenton die Gelegenheit, die Musik besonders abwechslungsreich zu gestalten. In den altehrwürdigen englischen Kathedralen und Universitätsstädten wird ja vielerorts die Tradition des, vor allem geistlichen, Knaben- und Männerchorgesangs gepflegt. Dies inspirierte Fenton zu dem grandiosen, kraftvollen Pfingsthymnus „Veni Sancte Spiritus“, der gleich am Anfang der CD zu hören ist und dessen Thema auch an anderen Stellen der CD anklingt (z. B. in „The Lake“). Auch „Sanctis Solemnis“ ist ein typisches Beispiel für die moderne geistliche Musik englischer Schule (es singt in beiden Fällen übrigens der echte Chor des Magdalen College; die Instrumentalparts wurden wieder einmal vom London Symphony Orchestra übernommen).
Außerdem scheint George Fenton eine Vorliebe für Streichquartette in D-Dur zu haben. Das dritte Stück auf der vorliegenden CD ist nämlich nicht das einzige derartige in seinem Filmmusik-Schaffen – auch für die im gleichen Jahr (1993) entstandene Komödie Groundhog Day • Und täglich grüßt das Murmeltier hat er ein ganz ähnliches Stück komponiert. In „Mr. C.S.Lewis“ taucht die Musik dann nochmals auf, allerdings diesmal in einer Bearbeitung für Soloklarinette und Streichorchester.
Der eigentliche Score klingt überwiegend ruhig und romantisch. Auch bei den eher heiteren und unbeschwerten Stellen des Films hält sich Fenton mit der Orchestrierung zurück – so wird die Hauptmelodie in „The Plot Thickens“ nur von einer Solovioline gespielt. Erst gegen Schluss der CD darf sich das Orchester dann auch mal bis ins Forte steigern. Neben den bereits erwähnten Melodien („Veni Sancte Spiritus“ und dem Quartett) hat Fenton noch mehrere andere recht schöne Themen komponiert, die alle sehr sorgfältig zum vorliegenden Score verarbeitet wurden.
Fenton verwendet auch bei Shadowlands wieder einige Fremdkompositionen. Da sind zunächst zwei Weihnachtslieder, nämlich das bekannte „O Little Town of Bethlehem“ in Weihnachtsmarkt-typischer kleiner Bläserbesetzung sowie das von einem Knabenchor gesungene „Once in Royal David’s City“ (wobei es zu dem ersteren Lied zwei verschiedene Melodien zu geben scheint; ich kannte bisher jedenfalls eine andere). Außerdem ist noch ein Lied von einem anonymen englischen Komponisten des 13. Jahrhunderts zu hören, dessen Stil hierzulande wohl vor allem an die bekannten King’s Singers erinnern dürfte („Sumer is Icumen in“).
Fazit: Die vorliegende CD besticht nicht nur durch schöne Melodien, sondern auch durch sehr sorgfältige musikalische Verarbeitung derselben sowie durch ihren Abwechslungsreichtum. Sie ist daher eine deutliche Empfehlung wert.