Regisseur John Woo beleuchtet in seinem durch den Anschlag vom 11. September lange verzögerten Film Windtalkers ein wenig bekanntes Kapitel aus dem Zweiten Weltkrieg. Um zu verhindern, dass die Japaner weiterhin ihre Geheimcodes entschlüsseln, setzte die US-Army Navajo-Indianer ein. Diese beherrschten als Einzige einen speziell entwickelten, auf ihrer Muttersprache beruhenden Code, der vom Feind nicht entschlüsselt werden konnte. Die indianischen Codesprecher waren für die Army äußerst wichtig, allerdings sollte um jeden Preis der Code geschützt werden. Etwas, das für die „Windtalkers“ bei Gefahr einer Gefangennahme durch den Feind tödliche Konsequenzen haben musste …
James Horners Musik ist recht traditionell gearbeitet, steht irgendwo zwischen den ähnlich martialischen Kampf- und Kriegs-Epos-Musiken zu Glory, Braveheart und Enemy at the Gates. Immerhin muss angemerkt werden, dass das Gehörte sich nicht in derart ausgetretenen Bahnen bewegt, wie es bei James Horner in letzter Zeit fast ausnahmslos üblich ist. Insgesamt ist die Musik in den häufigen Action-Teilen nicht allzu sehr von bei Aliens angelehnten, monotonen Snare-Drums-Rhythmen bestimmt und dazu im Ausdruck etwas weniger penetrant pathetisch geraten. Die stilistischen Vorbilder dürften dieses Mal bei einem der berühmtesten Vertreter der gemäßigten Moderne Großbritanniens, Benjamin Britten, zu finden sein. Der recht herbe Tonfall in den Action-Passagen und deren Trompeten-Sounds erinnern an das „War Requiem“ und die „Sinfonia da Requiem“.
Wenig prägnant ist das (nicht neu erscheinende, sondern unter anderem auf Mighty Joe Young verweisende) Hauptthema des Scores. Etwas enttäuschend bleibt auch die musikalische Charakterisierung der eigentlichen Hauptfiguren der Filmhandlung, der Navajo-Indianer als besagte „Windtalkers“. Diese spiegelt sich ausschließlich in einigen – eher pseudo-indianisch anmutenden – choralen Einschüben wider: eine verschenkte Chance, dem Score eine stärker markant-individuelle Note zu verleihen. Dass auch in dieser Filmmusik das bei Horner ach so beliebte und offenbar unentbehrliche Thema des Adagios aus Aram Khatschaturians Ballett „Gayaneh“ seine Bedeutung hat, sei nur am Rande erwähnt.
Damit ist das vorliegende wieder einmal Horner-typisch – und auch als Höralbum – etwas lang geratene Filmmusikalbum eines, dem mit gutem Gewissen (solide) drei Sterne verliehen werden können, aber kaum mehr. Darum wohl ausschließlich für Horner-Komplettisten ein absoluter Pflichtkauf.