Demetrius and the Gladiators

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
1. September 2002
Abgelegt unter:
CD

Score

(5.5/6)

Für Franz Waxman war Demetrius and the Gladiators • Die Gladiatoren (1954) – das Sequel zu The Robe • Das Gewand (1953), komponiert von Alfred Newman – der erste musikalische Ausflug in das Genre Bibel-Film-Epos. Waxman trat unmittelbar in die Fußstapfen von Newman, aus dessen Musik er drei Themen in seiner eigenen Komposition verarbeitete.

1655The Robe markiert den Beginn von CinemaScope-Ära und streophonischem Kino-Sound. Dieser Film und auch die Fortsetzung wirken nicht erst heutzutage in Teilen stark patiniert. Beide Filme haben aber neben Bibelpathos und -kitsch in ihrer fiktiven Story um das Gewand des Nazareners auch eine Reihe handwerklich gut inszenierter Schauwerte und damit eine Portion Unterhaltung zu bieten. Daneben kommt ihnen natürlich auch filmhistorisch eine gewisse Bedeutung zu. Auch wer sich für die Filme weniger begeistern kann, sollte auf die Musiken nicht verzichten.

Im Prolog zu Demetrius and the Gladiators wird die Final-Szene aus The Robe wiederholt, wobei geschickt zwei in der Fortsetzung wichtige neue Figuren in einer zusätzlichen Szene einmontiert sind. Waxmans Können und zugleich auch Individualität zeigen sich hier, indem er die Musik, die in Newmans traditioneller Tonsprache beginnt, geschickt in sein eigenes, zum Teil deutlich moderneres und dissonanteres Klangidiom zu überführen weiß: Der Marsch der Protagonisten zur Hinrichtung wird zur religiösen Mission, indem Waxman in der Vorspann-Musik eine Variante des Newmanschen Robe-Themas verwendet – so, dass die Musik nicht mehr nach Newman klingt, dabei jedoch einen vergleichbar spirituellen Charakter behält.

Die römischen Märsche Waxmans in Demetrius and the Gladiators sind merklich schroffer als der Marsch Newmans in The Robe – was auch für die von Waxman komponierten Fanfaren gilt – und insbesondere der Wahnsinn des Kaisers Caligula spiegelt sich in grotesken Klängen, die in ihrem Ausdruck auf Dimitri Schostakowitsch verweisen – den Waxman sehr schätzte. Des weiteren schafft der Komponist markant Eigenwilliges, sowohl für die lyrisch-warmen Momente, das tief Religiöse für die Christen (er arbeitet dabei teilweise mit den Newman-Themen), aber auch für die latente Bedrohung aller Figuren der Handlung durch Caligula. Ebenso sind die als Source-Music dienenden Ausflüge in klanglich exotische Visionen antiker Musik überzeugend geraten – etwas, das man heutzutage als Weltmusik bezeichnet.

Insgesamt erweist sich Waxmans Musik zu Demetrius and the Gladiators als ein Bindeglied zwischen Epic-Scores, die in ihrer primär romantisch-lyrischen Tonsprache stärker dem 19. Jahrhundert nahe stehen – wie Quo Vadis (1949) und Ben Hur (1959) – und solchen, die im Ausdruck vermehrt dem 20. Jahrhundert zugehörig sind und damit den Weg hin zu den in Teilen modernistischen Scores wie Spartacus (1960), Barrabbas (1962) und Cleopatra (1963) markieren. Weitere Bindeglieder sind Waxmans äußerst kühle, fast schon modernistisch herbe Kompositionen zu The Silver Chalice (1955) und auch The Story of Ruth (1960).

Unterm Strich also eine wichtige und markante Komposition Franz Waxmans, die nicht allein für Fans von epischen Filmmusiken bedeutend ist. Bereits in den späten 80ern spielte Richard Mills mit dem Queensland Symphony Orchestra (für Varèse) eine solide interpretierte rund 15-minütige Suite aus der Demetrius-Musik ein. Ein netter Appetithappen für die jetzt erschienene FSM-Edition.

Die FSM-CD präsentiert den fast vollständigen Score, wobei eine Reihe von Tracks mit Cues, bei denen die Ton-Master irreparable Defekte aufwiesen, in einem Anhang untergebracht sind. Die Klangqualität ist etwas schwankend, kann aber überwiegend als gut bezeichnet werden, wobei der höhere Rauschpegel einiger Tracks daher rührt, dass diese noch auf Lichtton aufgezeichnet werden mussten. Und als Schlusspunkt des Albums gibt’s aus The Egyptian nochmals den Track „Hymn to Aton“, der auf der zugehörigen FSM-Edition des Scores in einer technisch nicht ganz perfekten Version vertreten ist. Der (kaum merkliche) Fehler in der Synchronisation von Chor und Orchester ist nun korrigiert und so erstrahlt der herrliche Hymnus jetzt im bestmöglichen akustischen Glanz.

Komponist:
Waxman, Franz

Erschienen:
2001
Sampler:
FSM|FSM
Kennung:
Vol. 4 No. 19

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