Walking with Dinosaurs und Walking with Beasts
Zu den erfreulichen Aspekten der aufwändigen BBC-Produktionen zur Urzeit gehört, dass auch ein ordentliches Musik-Budget zur Verfügung stand. Die Scores zu den Saurier- und Säuger-Soaps stammen von Ben(jamin) Bartlett und wurden jeweils vom BBC Concert Orchestra unter Leitung des Komponisten und Ben Pope eingespielt. Der 1965 geborene Bartlett hat eine akademische Ausbildung genossen (u. a. Guildhall School of Music) und schreibt in erster Linie für den Konzertsaal, aber zuweilen auch Gebrauchsmusik (neben TV-Produktionen Jingles und Werbespots).
Die schiere Größe und die emotionale Bandbreite der Dinosaurier-Geschichten habe ihn enorm inspiriert, schreibt Bartlett im Booklet von Walking with Dinosaurs; das dramatische Geschehen habe nur von orchestralen Kräften reflektiert werden können. Bartletts Musik zu den Serien ist mehrfach als herrmannesk beschrieben worden. Nicht zu Unrecht, denn wenn Bartlett mit seinen Klangmitteln versucht, Welten und Geschöpfen von einst Leben einzuhauchen, sind Herrmanns — viel exzentrischere, farbigere — Harryhausen-Scores ein Anhaltspunkt; auch an die Herrmann-Nähe der Atombomben-Dokumentarfilm-Scores von William Stromberg und John Morgan, Trinity and Beyond, Atomic Journeys und Nukes in Space, kann man zuweilen denken.
Die Musik in Walking with Dinosaurs begleitet die Abenteuer urzeitlicher Geschöpfe, arbeitet sie nicht so sehr thematisch gearbeitet, als dass sie eine atmosphärische Grundlage zu den Szenerien der Spielhandlung schafft. Letztlich gehörte es auch zu Bartletts Job, die CGI-Welten und -Kreaturen plausibel zu machen und plastisch wirken zu lassen. Die Tonsprache ist dabei durchweg tonal, gemäßigt modern; Bartletts Klangbilder wirken — auch aufgrund der Dominanz von Molltonarten — oft recht kühl.
Zu Beginn gibt es einen tosenden Main Title, allerdings ist der nur unter Kenneth Brannaghs Einleitungsmonolog zu hören. Bartlett geht auf die Gewalt und die Bewegungen der Kreaturen ein („The Ankylosaurus“, „Tyrannosaurus“), spiegelt die Schönheit und den Wandel der Natur wider („Sprits of the Ice Forest“, „Antarctic Spring“); Jurassic-Park-ähnliches Pathos gibt es aber nicht. Zu den Höhepunkten des Scores gehört ein Bratschensolo für die Flugsaurier („Giant of the Skies“), für Abwechslung sorgen perkussive Einlagen („Torosaurus Lock Horns“ mit Pauken, Bongos, Trommeln), Spielereien mit allerlei Glöckchen („Islands of Green“) und ein luftig instrumentiertes Mini-Scherzo („Escape of the Podlets“); ausgesprochen herrmannesk wirkt „Secret Flight“ mit seinen Psycho-nahen Streichern.
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