Justine und Wild Rovers
Justine • Alexandria — Treibhaus der Sünde (1968) klingt besonders im deutschen Titel nach eher schlüpfriger Ware aus dem Rotlichtmilieu, es handelt sich aber um eine konventionelle Literaturverfilmung nach der „Alexandria-Tetralogie“ von Lawrence George Durrell. Justine ist die schöne und rätselhafte Gattin eines reichen Bankiers im Alexandria der 30er Jahre. Ein von Michael York verkörperter junger Englischlehrer verliebt sich in sie und wird zur Schachfigur in einem Ränkespiel um Liebe und Politik.
Der wohl recht belanglose Film ist praktisch völlig in der Versenkung verschwunden, Goldsmiths Musik hingegen ist eine sehr hübsche und eingängige, monothematisch organisierte (Hör-)Angelegenheit. Teilweise im leichten Pop-Gewand der 60er Jahre angesiedelt, spielt vielfältige Klangexotik hinein. Im Ethnischen ist diese Musik allerdings ein geradezu originelles Kuriosum: Neben diversen Orientalismen finden sich Instrumente wie das Akkordeon und eine Sitar, die in völlig andere Regionen — Westeuropa bzw. Fernost — als die der Filmhandlung deuten. Ebenso kann man auf Griechenland verweisende Bouzouki-Rhythmen (Sirtaki) ausmachen. Aus den Sphären des Pop stammen E-Gitarre und E-Bass.
Auch wenn Goldsmith hier mit dem Ethnischen äußerst frei umgeht — damit den Film vielleicht sogar etwas ironisch kommentieren will — dem recht vielseitigen Hörvergnügen tut dies keinen Abbruch.