The Family Stone
Im weihnachtlichen Neuengland kommen wie jedes Jahr die Generationen der Familie Stone zusammen, um die Festtage zu verbringen. Dieses Mal allerdings sorgt die zukünftige Gattin des Ältesten für Verwirrung und Irritation. Michael Giacchino setzt in seiner Musik zur noch rechtzeitig vor dem Fest, am 15.12.2005, gestarteten Familienbeziehungskömodie The Family Stone • Verloben verboten entsprechend auf komödiantische, zum Teil auch auf recht sentimentale Töne.
Giacchinos Komposition ist allerdings deutlich weniger turbulent geraten als Doyles Musik für das resolute Kindermädchen. Bereits mit seinem Spielfilmvertonungsdebüt The Incredibles • Die Unglaublichen vermochte sich der Komponist als versierter Handwerker zu profilieren. Dieses Mal hat er eine leichtfüßig schwebende Musik komponiert, die an Vergleichbares von John Williams erinnert. Klavier und Holzbläser über Streicherteppich bestimmen den Tonfall einer überwiegend melancholisch-innig, aber trotzdem humorig gehaltenen Komposition, die in Teilen ebenfalls ballettartig anmutet. Das sehr ohrgängige Hauptthema wird dabei in Form einer drolligen Walzerparodie eingeführt und im weiteren Verlauf sehr ansprechend und geschickt verarbeitet.
Zwischendurch setzen Celesta, Triangel und Glockenspiel immer wieder winterlich-weihnachtlich glitzernde Akzente, ohne dabei das eindeutig als Vorbild dienende Nußnacker-Ballett Tschaikowskys überzubetonen. Vielmehr setzt sich Giacchinos Musik, obwohl sie den gleichen Ausgangspunkt benutzt, charmant von einem der schönsten Weihnachstfilm-Scores ab, Bruce Broughttons Miracle on 34th Street • Das Wunder von Manhattan.
In diesem Zusammenhang entpuppt sich der adaptierte Musicalklassiker Judy Garlands, „Have yourself a merry little Christma“ — aus Meet me in St. Louis (1944) — als eine echte Perle. Wird er doch ausschließlich in Form einer reizenden, rein orchestralen Variante geboten, welche die berühmte Originalmelodie allein in geschickt veränderter Form eher gebrochen spiegelt — besagte Variante taucht übrigens, wie auch ein geschickt implantiertes Fragment aus „Stille Nacht, heilige Nacht“ in weiteren Teilen des Scores dezent auf. Und somit gilt: Das Weihnachtliche bleibt stärker unterschwellig, es ist insgesamt nicht derart prägnant, dass diese CD allein dem Einsatz zu besagtem Fest vorbehalten bleibt: Giacchinos charmante und sehr unterhaltsame Vertonung zu The Family Stone taugt daher fürs ganze Filmmusik-Jahr.
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