Der Herr der Ringe – Die Rückkehr des Königs (Special Extended Edition)

Geschrieben von:
Peter Kramer
Veröffentlicht am:
4. Juni 2006
Abgelegt unter:
Special

Der Herr der Ringe – Die Rückkehr des Königs
(2003; Special Extended Edition 2004)

[Die Szenennummern entsprechen den Nummern der Special Extended Edition-D.D. Gegenüber der Kinofassung neue Szenen sind mit • und erweiterte Szenen mit •• kenntlich gemacht.
Verweise auf Die Gefährten und Die zwei Türme beziehen sich auf die in meinen entsprechenden Artikeln verwendeten Szenennummern, die beim ersten Film nicht identisch mit den DVD-Szenen sind.
Man vergleiche allgemein die Vorbemerkung zur Besprechung von Die zwei Türme.]

1. Der Ringfund••

Als Einleitung zum dritten Teil von Der Herr der Ringe bietet uns Peter Jackson einen Blick auf Gollums Vergangenheit, nämlich wie er den Ring an sich brachte und wie er sich in der Folge verändert hat. Diese Szene ist inszenatorisch, schauspielerisch und in ihrer zweiten Hälfte besonders auch maskenbildnerisch hervorragend gelungen. Man weiß nur nicht recht, was sie hier zu suchen hat. Im Buch wird das ja alles bereits bei Elronds Rat erzählt (s. Die Gefährten, Szene 32), und hier hat es keinen Zusammenhang.

2. Wanderung zum Scheideweg

Unvermittelt und völlig ohne Anschluss an das Vorhergehende landet man wieder in der „Gegenwart“ der Filmhandlung – bei Frodo und Sam, deren äußerst beschwerliche Reise hier und im Folgenden (s. Szenen 13, 23, 62, 63, 66 und 68) sehr eindrucksvoll dargestellt wird.

3. Der Weg nach Isengart••

Hübsche, lustige Szene, die das Buch gut wiedergibt.

4. Die Stimme Sarumans•

Die Wirkung von Sarumans Stimme kann wahrscheinlich mit filmischen Mitteln kaum dargestellt werden, da sie sich im Inneren der Zuhörer entfaltet. Dies ist immerhin ein achtbarer Versuch (mal abgesehen davon, dass Saruman auf der Turmspitze steht, statt auf einem Balkon über der Tür, was die Verständigung ziemlich unrealistisch macht; auch weiß Saruman viel zuviel, was er eigentlich nicht wissen sollte).
Sarumans Entmachtung artet etwas aus – aber Zauberduelle mag ich, auch wenn sie nicht buchgetreu sind (vgl. meine Entschuldigungen bei Die Gefährten, Szene 13). Seine Ermordung durch Schlangenzunge wird hierher verlegt, da die Befreiung des Auenlandes ersatzlos gestrichen wurde (s. Szene 75). Dabei wird er nach tiefem Fall auf einem Wasserrad aufgespießt – ein Horroreffekt, der aus Christopher Lees Dracula-Filmen bekannt ist und schmunzeln lässt.

5. Die Rückkehr nach Edoras••

Anstatt die Handlung nun wie im Buch zu beschleunigen (Trennung der Handlungsstränge: Gandalf mit Pippin nach Minas Tirith, Aragorn mit Legolas, Gimli und der Grauen Schar zu den Pfaden der Toten, Théoden mit Merry zur Heerschau von Rohan), wird sie durch ein Festgelage in Edoras verlangsamt. Dabei sind Théodens Minderwertigkeitskomplexe fehl am Platze, auch wenn sie aus der falschen Darstellung von Aragorns Führungsposition in Die zwei Türme (s. dort die Szenen 45, 48 und 58, sowie hier weiterhin die Szenen 8, 20 und 31) erklärlich sind. Das Trinkduell zwischen Gimli und Legolas ist zwar ganz lustig, aber wieder ist der Zwerg der Dumme (vgl. Die zwei Türme, Szenen 9, 31, 34 und 49ff.). Ich für meinen Teil hätte lieber mal einen betrunkenen Elben gesehen.

6. Gollums Schurkerei

Eine der wunderbaren Gollum-Szenen, in denen seine Schizophrenie so hervorragend dargestellt wird (vgl. Die zwei Türme, Szenen 3, 29 und 66) – bis sie in Sams völlig überzogenem Gewaltausbruch endet (auch dazu habe ich bereits etwas geschrieben: Die zwei Türme, Szene 28; die Übergriffe Sams gegen Gollum und die damit verbundene Entfremdung zu Frodo setzen sich hier fort in den Szenen 16, 23 und 27, wo sie in der völlig verfremdenden Trennung von Frodo und Sam enden).

7. Éowyns Traum•

Eine im Buch nicht vorkommende Szene, deren Sinn und Zweck sich mir nicht erschließt und die in der Kinofassung mit Recht weggelassen wurde.

8. Der Palantír••

Außer ein paar Kleinigkeiten (z.B. dass Zeit und Ort falsch sind; und wieso fühlt Legolas Saurons „Anwesenheit“?) finde ich die Umsetzung recht gelungen.
Was mich jedoch wirklich stört, ist, dass im Folgenden die gesamten Zusammenhänge und Abläufe verfälscht werden, wodurch man später nur immer neue Ungereimtheiten hinzuerfinden muss: Im Film schaut Aragorn (noch) nicht in den Palantír (vgl. Szene 60), sondern Saurons Pläne werden Pippin enthüllt (was nur bewist, dass die Drehbuch-Autoren keine Ahnung von Palantíri haben). Folglich zeigt sich Elendils Erbe auch nicht, um den Feind zu provozieren, sondern Sauron weiß von ihm durch Aragorns Führungsstellung in der Schlacht von Helms Klamm (vgl. Szene 5 mit weiteren Verweisen). Kein Wunder also, wenn Théoden sich als König degradiert fühlt und trotzig fragt: „Was schulden wir Gondor?“, anstatt seine eidlichen Verpflichtungen zu erfüllen.

9. Arwens Blick in die Zukunft

Schön ist der Ausblick auf das 4. Zeitalter und auf Eldarion, Arwens und Aragorns Sohn, aber wieder wird die Darstellung Arwens als folgsame Tochter ohne eigene Meinung fortgeführt (vgl. Die zwei Türme, insbesondere Szene 38); doch endlich kommt die toughe Kämpferin aus Die Gefährten (dort Szene 24) wieder durch, und Arwen findet zu sich selbst.

10. Narsil wird neu geschmiedet

Die Weissagung über Narsil hätte schon früher zitiert werden sollen, da Aragorn das neu geschmiedete Schwert bereits beim Aufbruch aus Bruchtal hätte mitnehmen müssen (s. Die Gefährten, Szene 30; vgl. auch hier, Szene 30).
Durch die falsche Darstellung von Arwens Sterblichkeit wird endlich auch Elrond „bekehrt“ (zu Elronds Widerstand gegen Arwens Verbindung zu Aragorn s. Die zwei Türme, Szenen 33 und 38).

11. Minas Tirith••

Zur Reise von Gandalf und Pippin nach Minas Tirith gehören eigentlich die Leuchtfeuer von Gondor (vgl. Szene 19), denen sie unterwegs quasi entgegenreiten.
Ich bin zwar im Allgemeinen vom Produktionsdesign der Filmtrilogie begeistert, aber hier muss ich doch sagen, dass mir Minas Tirith einfach zu grau ist. Im Buch wird ausdrücklich die Schönheit der weißen Stadt hervorgehoben und beschrieben, wie ihre Mauern im Morgenlicht leuchten.
Bereits hier beim ersten Treffen wird der Truchsess von Gondor als unfähiger und seinen Emotionen ausgelieferter Herrscher dargestellt, und die verfassungsmäßigen Umstände werden verzerrt wiedergegeben, was natürlich daher rührt, dass die Geschichte von Gondor und damit auch Aragorns Thronanspruch nie wirklich geklärt werden. Eine mehr als eine Stunde dauernde Audienz wird zu einem dreiminütigen Streitgespräch zusammengezogen und verunstaltet.

12. Der Fall Gondors•

Einige mehr oder weniger platte Erläuterungen zum Niedergang Gondors (glatter Unsinn ist Gandalfs Behauptung, Minas Tirith sei erst 1000 Jahre alt). Ein wirklicher historischer Überblick, der gleichzeitig Aragorns Thronansprüche geklärt hätte, wäre hier sinnvoller gewesen.

13. Die Wegscheide des Königs•

Wieder eine schöne Szene mit einer gelungenen Umsetzung der Wiederbekrönung der gefallenen Königsstatue.

14. „Das tiefe Luftholen vor dem Sprunge“••

Stimmungsvoll wird die Ruhe vor dem Sturm gezeigt, und nebenbei erhalten wir einige Informationen über den Hexenkönig.
Das Titelzitat dieser Szene sollte übrigens von Beregond kommen, einem Wächter der Veste, mit dem sich Pippin anfreundet und der nicht nur Informationsvermittler ist, sondern bei der Rettung Faramirs noch eine wichtige Rolle spielen müsste (s. Szenen 44/47).
Aber nicht nur Beregond ist ersatzlos aus dem Drehbuch gestrichen worden, sondern auch die gesamten Truppen Gondors aus den Außengebieten. Ähnlich wie im Fall Rohan (s. Die zwei Türme, besonders Szene 20 mit weiteren Verweisen) wird der Verteidigungszustand von Minas Tirith viel schlechter dargestellt als er wirklich war – vermutlich, um dem Sieg der Guten etwas „Überraschendes“ zu geben.

15. Minas Morgul

Mit einem geschickten Schnitt wird der Zusammenhang zwischen dem Hexenkönig und Minas Morgul hergestellt, und der eindrucksvolle Auszug des Morgul-Heeres entspricht dem Buch, bis auf die Tatsache, dass der Hexenkönig auf seinem Flugtier statt auf einem Pferd reitet. Da das für einen Heerführer äußerst unpraktisch ist, muss später ein Ork als eigentlicher Befehlshaber der Truppen eingeführt werden (er erscheint als Anführer der Belagerer in den Szenen 18, 21, 24, 36, 45 und 46, auch wenn sein Auftreten in diesem Artikel nicht weiter erwähnt wird; zum fliegenden Hexenkönig vgl. auch Szenen 40 und 45).

16. Sams Warnung•

Die nicht authentische Entzweiung zwischen Frodo und Sam über die Behandlung von Gollum wird weiter fortgesetzt (s. Szene 6 mit weiteren Verweisen).

17. Pippins Aufgabe

Vorspiel zu Szene 19.

18. Osgiliath wird eingenommen••

Ein Kampf um Osgiliath (wohl das Ostufer) fand im Juni 3018 statt, eine Verteidigung des Westufers dann im März 3019, einige Tage nach der Filmzeit dieser Szene. Im Film werden nämlich zwei verschiedene Ereignisse vermischt und auf völlig entstellende Weise wieder auseinandergezogen (Näheres s. Szene 28).
Im übrigen enthält diese Szene zwei taktische Torheiten: Die Orks führen bei ihrer geheimen Flussüberquerung brennende Fackeln mit sich. Und auf der anderen Seite warten die Verteidiger in aller Ruhe ab, bis die Orks das schwierige Landungsmanöver erfolgreich abgeschlossen haben, bevor sie sie angreifen.

19. Das Anzünden der Leuchtfeuer

Wohl um Pippins Bedeutung künstlich zu vergrößern, wird es Denethors Unfähigkeit angelastet, dass er nicht die Leuchtfeuer von Gondor anzünden lässt, um die Reiter von Rohan zu Hilfe zu rufen.
Die Leuchtfeuersequenz selbst ist wirklich schön. Einziger Wermutstropfen ist ein Wechsel der Tageszeiten, der eine längere Zeitspanne suggeriert, obwohl dieses System doch gerade der sofortigen Nachrichtenübertragung diente.

20. Théodens Entscheidung••

Endlich findet Théoden die Kraft, seine Eide zu erfüllen, aber wieder wird Aragorn (diesmal gar von Éowyn, der Nichte des Königs) als Heerführer von Rohan bezeichnet (vgl. Szene 5 mit weiteren Verweisen).

21. Der Fall Osgiliaths••

Fortsetzung von Szene 18.
Was im Buch vorkommt und in der zweiten Hälfte dieser Szene auch gut umgesetzt wird, ist die Rettung Faramirs vor den Nazgûl durch Gandalf, den Weißen Reiter (aber: Warum hat Gandalf Pippin mitgenommen?). Faramir befindet sich allerdings in Wirklichkeit mit seinen Waldläufern auf dem Rückmarsch aus Ithilien, da die Verteidigung des Westufers von Osgiliath erst später stattfindet (s. Szene 28).

22. Der Zauberlehrling•

Es ist erstaunlich: Obwohl ein Großteil des Dialogs dieser Szene aus wörtlichen Buchzitaten besteht, wird durch Auslassungen, Hinzufügungen, Umstellungen und die Zuweisung einzelner Aussagen an andere Personen ein völlig entstelltes Bild von dieser Unterredung und vom Verhältnis zwischen Denethor und seinem jüngsten Sohn gezeichnet (vgl. Die zwei Türme, Szene 41): Aus unterschwellig geäußertem Missfallen wird offener Streit, bis der hohe Truchsess von Gondor unter Tränen zusammenbricht. Wozu diese Extreme?

23. Die Treppen von Cirith Ungol

Gelungen, bis auf die Vorbereitung des Unsinns von Szene 27.

24. „Mut ist die beste Verteidigung“

Der Hexenkönig als „Heerführer“ von Morgul erteilt nur ganz allgemeine Anweisungen, da Detailregie aus dem Fluge einfach unpraktikabel ist (vgl. Szene 15).
Gandalf verspricht – entgegen dem Buch – nicht die Ankunft der Rohirrim, obwohl ihn die Leute explizit danach fragen.

25. Peregrin, Wächter der Veste•

Das Treffen von Faramir und Pippin sorgt für den Aufbau einer persönlichen Beziehung zwischen den beiden, was im Buch lediglich durch die Beschreibung innerer Gefühlsregungen verdeutlicht wird.

26. Treue zu Denethor

Wozu jetzt noch diese Zeremonie? Sie hätte bereits in Szene 11 durchgeführt werden müssen. Und dieses Ringküssen wie bei einem Bischof – einfach peinlich.
So wie hier dargestellt, ist die Entsendung von Faramir natürlich grober Unfug und erscheint dem Zuschauer nur als ein verkapptes Todesurteil (s. Szene 28 zur Erläuterung).

27. Die Trennung von Sam und Frodo

Die Art und Weise, wie die Hobbits so direkt am Abgrund schlafen, erscheint mir doch sehr zweifelhaft.
Aber die eigentliche Entstellung ist natürlich die Trennung von Frodo und Sam selbst. Diese ist zwar in den Filmen von langer Hand vorbereitet (s. Szene 6 mit weiteren Verweisen), entbehrt jedoch jeder Grundlage im Buch und wirft im weiteren Verlauf der Handlung nur Probleme auf (s. Szenen 38 und 43). Und überhaupt: Warum sollte Gollum Sam wegschicken wollen, anstatt beide Hobbits zugleich von Kankra erledigen zu lassen?

28. Die Opferung Faramirs••

Ja, diese Szene mit ihren Schnitten zwischen dem „fressenden“ Denethor und den in den sicheren Tod reitenden Rittern und mit der Untermalung durch Pippins Gesang ist sehr beeindruckend und eine tolle Idee. Nur hat solcher Unsinn in einer Verfilmung von Tolkiens „Der Herr der Ringe“ nichts zu suchen!
Tatsächlich wurde Faramir von seinem Vater zur Verteidigung des Westufers nach Osgiliath geschickt, bevor dieses vom Feind erobert wurde. Und unter solchen Umständen hatte das auch noch seinen Sinn, selbst wenn sich der Truchsess mit seiner Meinung gegen alle Berater durchsetzen musste. Aber so, wie im Film dargestellt, ist die ganze Aktion einfach nur doof – weder Denethors noch Faramirs würdig.

29. Antritt in Dunharg••

Man erfährt nicht, warum sich die Rohirrim in Dunharg sammeln, da alle Gründe für einen Aufenthalt dort ersatzlos gestrichen wurden.
Man fragt sich nach der Darstellung des untergehenden Rohan in Die zwei Türme (s. dort, besonders Szene 20 mit weiteren Verweisen), woher nun auf einmal 6000 Reiter zusammenkommen.
Und wieso weiß Legolas eigentlich immer alles (hier über den Dimholt), obwohl er doch in Wahrheit anscheinend Zeit seines Lebens nicht aus seinem Wald herausgekommen ist?
Das Problem von Éowyn und Merry, zurückgelassen zu werden, wird unnötig ausgewalzt.

30. Andúril – Die Flamme des Westens

Wieder viel (eigentlich nur) Unfug:
Dass das Schwert schon längst neu geschmiedet sein müsste, habe ich bereits erwähnt (s. Szene 10).
Warum kommt Elrond persönlich und allein? Eigentlich sollte doch eine Gruppe von Waldläufern des Nordens, die Graue Schar, zusammen mit Elronds Söhnen zu Aragorn stoßen und nicht Andúril, sondern ein Königsbanner bringen (vgl. Die zwei Türme, Szene 32).
Woher weiß Elrond von Mordors Bündnis mit den Corsaren von Umbar? Das sollte Aragorn doch durch seinen Blick in den Palantír erfahren (vgl. Szenen 8 und 60).
Wieso liegt Arwen im Sterben, und wieso ist ihr Leben so mit dem Ring verknüpft? Das entbehrt jeder Grundlage.
Und wohin verschwindet Elrond nach dieser Szene wieder – und warum? Sein Auftreten hier ist genau so ein Schwachsinn, wie die Beteiligung der Elben an der Schlacht von Helms Klamm (s. Die zwei Türme, Szene 48).
Irgendwie erweckt die Szene (und das Folgende; vgl. Szene 35) den Eindruck, als würde Aragorn mit der Übertragung des neu geschmiedeten Schwertes zum König von Gondor gemacht. Umso mehr fragt man sich, warum das dann nicht schon früher stattgefunden hat.

31. Aragorn wählt den Pfad der Toten••

Wieder (zum Glück zum letzten Mal) wird Aragorn zum Heerführer der Rohirrim hochstilisiert, den diese vermissen, obwohl doch ihr König noch da ist.
Dafür wird Théoden jetzt zum mutigen Anführer gegen alle Hoffnung, was er eigentlich schon seit seiner Heilung durch Gandalf (s. Die zwei Türme, Szene 20sein sollte.

32. „Ich möchte, dass du nicht mehr zweifelst“

Der Abschied Théodens von seiner Nichte ist einigermaßen passend und bietet Raum für Charakter- und Beziehungsdarstellung.

33. Dwimorberg – Der Geisterberg••

Und wieder erzählt der „allwissende“ Waldelb die Geschichte, was eigentlich Aragorns Aufgabe wäre (vgl. Szene 29).
Die Flucht der Pferde macht eine erneute Zusammenziehung von Raum und Zeit nötig, damit unsere Freunde die immense Strecke durch Südgondor noch rechtzeitig schaffen (vgl. das Ende von Szene 35).

34. Die Heerschau von Rohan

Gute Umsetzung.

35. Der Pfad der Toten••

Anstatt das Grauen durch Schauspielkunst sichtbar zu machen, wird auf oberflächliche Horroreffekte zurückgegriffen (zweifelhafter Höhepunkt: eine Lawine aus Totenschädeln), die eher das Gegenteil erzeugen, nämlich Belustigung.
Der rechtmäßige König von Gondor sollte nicht am Schwert erkannt werden, sondern an seiner Person. Geister wissen so etwas!
Während im Buch Aragorn die Geister einfach nur aufruft, sich am vorgesehenen Treffpunkt zu versammeln, führt er im Film lange Verhandlungen mit dem Geisterkönig.
Schließlich wird die Antwort der Geister ohne ersichtlichen Grund (immerhin warten sie seit 3000 Jahren darauf) soweit hinausgezögert, bis Aragorn schließlich schon wieder verzweifelt – und das, obwohl er auf wundersame Weise einen fünftägigen Gewaltritt durch den Süden von Gondor eingespart hat und beim Verlassen der Pfade der Toten bereits die Corsarenschiffe auf dem Anduin sieht (vgl. Szene 33).

36. Die Belagerung von Gondor••

Diese Szene enthält neben aufwändigem Gemetzel doch einige Entstellungen, die es zu beanstanden gilt:
Statt eines Rückzugsgefechts, bei dem ein Ausfall aus der Stadt und wiederum der Weiße Reiter Rettung bringen, kommt Faramir hier allein aus der absurden Schlacht (vgl. Szene 28) zurück – wie, erfährt man nicht.
Gandalf schlägt den Truchsess von Gondor auf offenem Platz mit seinem Stab zusammen – und keine Wache greift ein! (Abgesehen davon, dass das auch für Gandalf eine ganz unmögliche Aktion ist.)
Die Angriffe der Belagerungs-Wurf-Maschinen wirken doch sehr unglaubwürdig, da die Stadtmauern darunter zerbröseln wie Sandburgen. Da wäre so eine befestigte Stadt ja in Nullkommanix eingenommen.
Pippin hat in der Schlacht nichts zu suchen, da er als Wächter der Veste auf den oberen Ring der Stadt beschränkt ist.

37. Die Corsaren von Umbar•

Ganz nett, mit lustigen Dialogen. Ich wundere mich, dass diese für das Verständnis der Ereignisse doch ganz wichtige Szene in der Kinofassung fehlte.

38. Kankras Lauer

Nun muss Frodo also ganz allein Kankras Lauer bewältigen (s. Szene 27) – und er schafft ohne Sam, was im Buch die beiden Freunde zusammen nur mit knapper Not geschafft haben. Er kann sich sogar selbst aus Kankras Netz befreien! Der anschließende Kampf mit Gollum scheint viel schwieriger zu sein. (Gollum fällt übrigens einen Abgrund hinunter: ein weiterer Pseudo-Tod.)
Insgesamt finde ich Kankras Lauer nicht besonders furchteinflößend (hier gilt Ähnliches wie für die Pfade der Toten; vgl. Szene 35), aber Kankra selbst ist wunderbar spinnenhaft – sicher ein Höhepunkt dieses Films (besonders in Szene 43).

39. Merrys Tapferkeit•

Die persönliche Beziehung zwischen Merry und Éowyn wird hier schön aufgebaut. Im Buch erkennt Merry jedoch erst auf dem Schlachtfeld Éowyns wahre Identität.

40. Grond – Der Hammer der Unterwelt

Die Belagerung von Gondor (vgl. Szene 36) geht weiter.
Bei der Anwendung von Grond (fortgesetzt in Szene 42) fehlt leider der Zauber des Hexenkönigs, der ja dummerweise irgendwo rumfliegt (vgl. Szenen 15, 24 und 45).

41. Das Grab der Truchsessen••

Denethor kann endlich mit Recht dem Wahnsinn verfallen. Auch zeigt sich in den Bauten der Grabhäuser wieder das schöne Produktionsdesign der Filmreihe. (Fortsetzung in Szenen 44 und 47.)

42. Das Tor von Gondor zerspringt

(Fortsetzung aus Szene 40.)
Der Hexenkönig fehlt immer noch (Gandalf sollte ihm hier allein gegenübertreten). Stattdessen dringen Trolle in die Stadt ein, deren Macht maßlos übertrieben wird (wie schon in Moria; vgl. Die Gefährten, Szene 39).

43. Die Entscheidung von Meister Samweis

Das völlig lautlose Heranschleichen von Kankra ist für mich einer der Höhepunkte des Films: richtig gruselig! Dazu trägt sicher auch bei, dass die sonst fast ständig präsente Musikuntermalung hier unterbrochen wird. In buchgetreuer Verfilmung hätte die Szene jedoch so kaum vorkommen können.
Sam erscheint als deus ex machina – und besiegt die bis dahin noch unverletzte (!) Kankra ganz allein. Das zeigt einmal mehr die Schwierigkeiten, die durch die Schnapsidee verursacht werden, Frodo und Sam zu trennen (s. Szene 27).
Ansonsten gefällt mir die Szene sehr gut. (Frodos Pseudo-Tod ist übrigens einer der wenigen, die auch im Buch vorkommen.)

44. Denethors Wahnsinn

Bindeglied zwischen den Szenen 41 und 47.
Man beachte, dass Holz und Öl bereits herbeigeschafft wurden!

45. Die Stunde des Hexenmeisters•

[Es geht hier um den „Hexenkönig“! – Ein Fehler, der nicht im Film, sondern nur in der DVD-Kapitelüberschrift vorkommt.]
Hier ist leider mal wieder alles falsch:
Die Feinde dringen in Wirklichkeit nicht in die Stadt ein, sondern der Hexenkönig tritt Gandalf allein gegenüber. Diese Begegnung sollte direkt am Tor stattfinden und nicht bereits auf dem Weg zu Faramirs Rettung. Außerdem sollte der Hexenkönig auf einem Pferd in die Stadt einreiten und nicht einfliegen (vgl. Szenen 15, 40 und 42).
Selbstverständlich wird Gandalf in Wirklichkeit nicht besiegt. Vielmehr findet der Kampf gar nicht statt, da der Hexenkönig durch die Hörner von Rohan in die Schlacht zurückgerufen wird. Im Film wirkt es völlig unlogisch, dass der Nazgûl vor seinem Abzug sein Opfer nicht noch schnell erledigt, wo Gandalfs Stab doch schon zerbrochen ist und er wehrlos am Boden liegt.

46. Der Ritt der Rohirrim

Der erste Erfolg der Reiter von Rohan beruhte nicht unwesentlich auf dem Überraschungsmoment ihres Angriffs im Morgengrauen. Im Film wird dieser Vorteil durch die falsche Darstellung der Taktik zunichte gemacht. Trotzdem wird die aufkommende Angst der Orks ganz überzeugend wiedergegeben.

47. Denethors Scheiterhaufen••

Wieder mal eine Rettung in letzter Sekunde. Aber der Scheiterhaufen müsste ja längst brennen, da seit Szene 44 sehr viel Zeit vergangen ist (in Film- wie in Echtzeit). Das Fehlen von Beregond (s. Szene 14) macht sich hier unangenehm bemerkbar, denn die Rettung wird wegen des unmöglichen zeitlichen Ablaufs ganz unglaubwürdig.
Gandalfs Gewaltanwendung gegen den Truchsess von Gondor ist mir ein weiterer Stein des Anstoßes. Warum wenden die Guten bei Meister Jackson immer wieder so böse Methoden an? (Vgl. z.B. auch Szene 36 und 64.)
Der Palantír von Minas Tirith, eigentlicher Grund für Denethors Wahnsinn, fehlt.
Und der Absturz des brennenden Denethor mag zwar ein eindrucksvolles Bild bieten, wirkt aber am Ende dieser verkorksten Szene wie ein billiger Showeffekt.

48. Die Schlacht auf den Pelennor-Feldern••

Gegen die Schlachtendarstellungen der Filme kann man wenig (oder viel im Detail) sagen, aber die kämpferischen Fähigkeiten von Merry scheinen doch etwas übertrieben zu sein. Und das meine ich nicht wegen seiner Größe, sondern weil ein Auenland-Hobbit nunmal normalerweise keine kämpferische Ausbildung oder gar Erfahrung hat. (Vgl. Szene 58.)

49. „Ein fernes grünes Land“

Anstatt sich weiter um Faramir zu kümmern, tauschen Gandalf und Pippin esoterische „Weisheiten“ aus, bei denen sich Meister Tolkien wohl der Magen umdrehen würde.

50. Der Nazgûl und seine Beute

Ja, das ist mal wieder eine besonders gut gelungene Szene, und ich bin davon überzeugt, dass das daran liegt, dass das Drehbuch nah am Original bleibt. (Fortsetzung in Szene 52.)

51. Die Schwarzen Schiffe

Die Überraschung der Orks ist ja ganz putzig, aber die Geisterarmee hat hier nichts zu suchen, sondern hätte nach der Eroberung der Schiffe in Pelargir entlassen/erlöst werden müssen. Stattdessen hätte Aragorn die Schiffe mit regulären Truppen aus Südgondor bemannen sollen. Die Folgen dieser dummen Idee zeigen sich in Szene 53.

52. Schildmaid Rohans

(Fortsetzung von Szene 50.)
Das Ende des Hexenkönigs kommt mit einem hübschen Effekt (Zusammenschrumpfen des Helms); das Ergebnis ist wie im Buch: Es gibt keine Leiche.

53. Der Sieg in Minas Tirith••

Éowyn sollte nach dem Kampf mit dem Nazgûl ohnmächtig sein (und bleiben, bis sie in den Häusern der Heilung von Aragorn geheilt wird), Merry jedoch nicht (s. Szene 54, 56 und 57).
Eigentlich bringt das grüne Gewusel der Geisterarmee den Sieg, alles andere Gemetzel (auch die wieder völlig überzogenen Kampfeinlagen von Legolas) ist nur Beiwerk. Durch den Einfall, die Geisterarmee nach Minas Tirith zu bringen (s. Szene 51), wird der Sieg der Guten auf einmal ganz einfach – und die ganze großartige Schlacht wird zur Farce. Alle Anstrengungen der Verteidiger und der verbündeten Reiter von Rohan werden dadurch herabgewürdigt und verlieren ihren Sinn. Schlecht, schlecht, schlecht!

54. Théodens Tod

Dieses Gespräch sollte eigentlich Merry mit dem sterbenden König führen, während Éowyn bewusstlos ist (s. Szene 53).

55. Den Eid erfüllt

Das sollte bereits in Pelargir stattgefunden haben (s. Szene 51).

56. Die Häuser der Heilung•

Jetzt ist Éowyn (korrekt!) bewusstlos, ohne dass man erführe, warum (vgl. Szenen 53/54).
Aber die Körper von Théoden und Éowyn sollten bereits während der Schlacht in die Stadt geschafft worden sein (gefolgt von Merry, der sich jedoch unterwegs verläuft; vgl. Szene 57).
Eine richtige Szene über die Häuser der Heilung wäre essentiell für den Film gewesen, da dort ein wesentlicher Grundstein für Aragorns Königtum gelegt wird, denn: „Die Hände des Königs sind Hände eines Heilers.“
Leider fehlt dieser Spruch, und die ganze Szene dreht sich mehr um Éowyn als um Aragorn. Vielleicht wurde sie deshalb in der Kinofassung weggelassen.

57. Pippin sieht nach Merry••

So ist es unglaubwürdig, dass Merry nicht mit dem König und seinem Gefolge geborgen wurde (vgl. Szene 56). Im Buch verläuft sich Merry auf dem Weg zu den Häusern der Heilung in der Stadt und wird deshalb erst später von Pippin gefunden.

58. Der Turm von Cirith Ungol••

Die Entwicklung der Streitigkeiten der Orks bis zur Eskalation der gegenseitigen Ausrottung ist eine sehr gute Umsetzung des Buchinhalts.
Nur dass Sam noch etwas zuviel zu kämpfen hat, stört mich. Überhaupt wird im Film die Kampfkraft der Hobbits stark überschätzt (vgl. z.B. Merry in Szene 48).
Auch der weitere Verlauf der Szene ist stimmig und wird dem Buch gerecht.

59. Die letzte Beratung••

Während jetzt unsinnigerweise Gandalf am Rande der Verzweiflung zu stehen scheint (völlig grundlos nach dem gerade errungenen Sieg), hat Aragorn auf einmal die guten Einfälle.
Offenbar soll Aragorn jetzt langsam als Königspersönlichkeit aufgebaut werden. Doch ist überhaupt nicht klar, wie und warum er König von Gondor werden sollte. Übrigens ist bei dieser Besprechung nicht ein einziger Gondorianer anwesend, da seine Heerführer (insbesondere der Fürst von Dol Amroth) aus der Geschichte gestrichen wurden.

60. Aragorn bewältigt den Palantír•

Es ist nicht ganz klar, ob es sich hier um den Palantír von Minas Tirith handelt (dieser wurde jedoch bislang im Film nicht erwähnt und hätte mit Denethor auf dem Scheiterhaufen landen müssen), oder um den Stein von Orthanc, den wir bereits aus Szenen 4 und 8 kennen.
Vor allem ist aber der Zeitpunkt natürlich völlig falsch: Aragorn benutzt in Wirklichkeit den Palantír bereits in der Hornburg, fordert Sauron heraus, um ihn zu vorzeitigem Handeln zu bewegen, unterwirft den Stein seinem Willen und erhält so wichtige Informationen, die ihn schließlich auf die Pfade der Toten führen.
Da der Palantír im Film lediglich als Werkzeug Saurons erscheint, wird nicht klar, warum Aragorn überhaupt die Macht hat, den Stein zu benutzen, weil nämlich der König von Gondor der eigentliche Eigentümer der Palantíri ist.
Schließlich bewältigt Aragorn den Palantír im Film gar nicht richtig, sondern wird von einer Vision Arwens erschreckt, von der er sich allerdings glücklicherweise nicht mehr vom rechten Weg abbringen lässt.

61. Der Hauptmann und die Weiße Herrin•

Die Liebesgeschichte zwischen Faramir und Éowyn kam in der Kinofassung leider etwas zu kurz. Deshalb kann diese Szene als schöne Ergänzung gelten.

62. In der Gesellschaft von Orks•

In der Kinofassung wurden die Ereignisse nach der Schlacht auf den Pelennor-Feldern stark gerafft (s. die in der SEE zusätzlichen und erweiterten Szenen 56 bis 64), wodurch leider auch diese buchgerechte Szene im Kino nicht zu sehen war.

63. Das Land der Schatten••

Wie schon bei Szene 2 gesagt, werden die Strapazen von Frodo und Sam, deren Wanderung sich langsam ihrem Ziel nähert, durchweg sehr gut dargestellt.
Zwischenschnitte auf das Heer des Westens stellen den chronologischen Zusammenhang her.
(Beim Ducken vor dem Auge Saurons wird mal wieder die Zeitlupe als Stilmittel eingesetzt, wie auch in den Szenen 67, 70, 72 und 73.)

64. Saurons Mund•

Saurons Mund wird im Buch ja eigentlich als normaler Mensch beschrieben, doch sind die Horroreffekte in seiner Gestaltung hier nicht ohne Reiz.
Unverzeihlich und für den künftigen König des Westens unmöglich ist jedoch die eklatante Missachtung des Kriegs- und Völkerrechts: Aragorn ermordet den Parlamentär!
(Nur nebenbei: Merry sollte noch in den Häusern der Heilung liegen, so dass Pippin der einzige Vertreter des Hobbitvolkes ist.)

65. Das Schwarze Tor öffnet sich

Nur zwei kleine Anmerkungen:
Die Aufstellung der Truppen des Westens ist nicht so gelungen wie im Buch (dort nämlich auf zwei Schlackehügeln zur besseren Verteidigung).
Legolas und Gimli erklären sich erst jetzt ihre Freundschaft, und in der Tat: Wenn man nicht durch die Lektüre des Buches vorbelastet wäre, könnte man alle früheren Filmszenen mit Legolas und Gimli trotz allen Spaßes eher als Konkurrenzkampf interpretieren.

66. „Ihn kann ich nicht für dich tragen, aber ich kann dich tragen“

Die Szene ist inhaltlich zwar korrekt am Buch orientiert (und setzt die gute Darstellung aus Szenen 2, 13, 23, 62 und 63 fort), wirkt auf mich aber etwas zu pathetisch inszeniert.

67. Der letzte Zug

Die Szene beginnt in Zeitlupe (vgl. Szenen 63, 70, 72 und 73), bis Aragorn sich zum Angriff entschließt.
Im Buch verteidigt das Heer des Westens seine Position auf den Schlackehügeln (s. Szene 65), anstatt in die Übermacht der Feinde einzubrechen. Das ist Taktik, aber davon versteht der Film-Aragorn wohl nicht viel.

68. Der Schicksalsberg••

Gollum taucht wieder auf, und die Hobbits müssen gegen ihn kämpfen – alles sehr schön gemäß der Vorlage.

69. „Die Adler kommen!“

Auch das Auftauchen der Adler entspricht dem Buch, wo dieses Mittel eines deus ex machina zu Recht sehr sparsam angewendet wird.

70. Die Schicksalsklüfte

Im Prinzip (fast) alles richtig nach dem Original, nur leider unnötig in die Länge gezogen, besonders der Kampf zwischen Gollum und Frodo sowie dadurch, dass Frodo mit über die Klippe stürzt und erst noch gerettet werden muss.
Die durch entsprechende Schnitte parallel dazu gesetzte Bedrohung Aragorns durch einen Troll wirkt doch reichlich konstruiert. Wieder eine Rettung in letzter Minute – und das aus der Entfernung!
(Die Ereignisse beider Schauplätze werden teilweise in Zeitlupe gezeigt.)

71. Sauron wurde besiegt

Der Zusammenbruch von Barad-dûr und die Explosion der Nazgûl im Fluge sind sehr beeindruckend. Aber die Absenkung des Geländes genau an den Frontlinien, so dass Saurons Diener von der Erde verschlungen werden …? – Das ist mir nun doch etwas zu viel!

72. Am Ende aller Dinge

Es gibt an dieser Szene nichts auszusetzen, außer vielleicht, dass Gandalf natürlich nicht umsonst drei Adler mitbringt: einen, auf dem er reitet, und je einen für Sam und Frodo. Das steht zwar nicht explizit bei Tolkien, scheint mir aber nur logisch zu sein.
(Ach: Die Rettung erfolgt übrigens – man wird es erraten – in Zeitlupe.)

73. Die Gemeinschaft ist wieder vereint

Das Ende der Geschichte (Szenen 73 bis 76) ist stark gerafft, aber dennoch hat mich dieser stimmungsvolle Ausklang ohne viele Worte mit der gesamten Filmtrilogie wieder versöhnt, da ich nach den bisherigen Erfahrungen (auch mit anderen Filmen) bereits ein sehr schnelles Happyend nach dem Sieg der Guten befürchtet hatte.
Aber stattdessen nimmt sich Peter Jackson die Zeit (immerhin gut 20 Minuten!), seinen Film richtig und dem Buch entsprechend zum Ende zu bringen.
Deshalb sollten alle jetzt noch aufgelisteten Punkte nicht als grundsätzliche Kritik verstanden werden, sondern nur als Anmerkungen, die der Vollständigkeit halber gemacht werden.
Speziell bei dieser Szene stört nicht einmal die Zeitlupe, und auch nicht, dass man sich nicht auf dem Feld von Cormallen befindet, sondern offenbar bereits wieder in Minas Tirith.

74. Die Rückkehr des Königs

Dass die Grundlagen für Aragorns Krönung im Film praktisch komplett fehlen, habe ich ja bereits u.a. bei den Szenen 56 und 59 angeschnitten.
Krone, Krönungsort und Ablauf der Krönung sind im Film falsch, und auch die Hochzeit findet nicht gleichzeitig, sondern erst Wochen später statt.
Als besonders schön möchte ich hervorheben, dass Aragorn die elbischen Worte singt, die sein Vorfahr Elendil bei seiner Ankunft aus Númenor gesprochen hat: „Et Earello Endorenna utúlien. Sinome maruvan ar Hildinyar tenn’ Ambar-metta!“ („Aus dem Großen Meer bin ich nach Mittelerde gekommen. An diesem Ort will ich bleiben und meine Erben bis zum Ende der Welt!“

75. Heimwärts

Natürlich fehlt die Befreiung des Auenlandes, aber diese Streichung halte ich für akzeptabel, und schließlich werden in dieser einen Szene die Ereignisse von 3 1/2 Jahren überzeugend zusammengefasst.

76. Die Grauen Anfurten

Nach einer rührenden Abschiedsszene, in der die Designer der Produktion noch einmal ihr ganzes Können in die Schönheit des Elbenhafens eingebracht haben, endet der Film in wunderbarer Hobbit-Schlichtheit mit den Worten des Buches, wenn Sam sagt: „Ja, ich bin zurück.“

Fazit: Auch wenn es viele kleine Details zu bekritteln galt, halten sich die extremen Verfälschungen im letzten Teil der Film-Trilogie doch in Grenzen: Außer den aus dem ersten und zweiten Teil (nötigerweise) fortgesetzten Charakter-Verfälschungen (Aragorn, Elrond, Arwen und Théoden), zu denen Denethor neu (und in besonders schlimmer Weise) hinzutritt, stören mich hauptsächlich die fehlenden Grundlagen für Aragorns Königtum (Palantír-Benutzung, Fehlen der Grauen Schar, heilende Hände, Anerkennung durch Volk und Adel von Gondor) und damit zusammenhängend das mangelnde Feingefühl im Umgang mit Verfassungsfragen und Politik. Desweiteren sind das Auftauchen Elronds in Dunharg, der Sieg auf den Pelennor-Feldern durch die Geisterarmee und die Trennung von Frodo und Sam wirklich störender Unsinn. Dagegen finde ich diverse Streichungen (z.B. die Wilden Menschen und die Befreiung des Auenlandes) nicht weiter schlimm, und der sanft ausklingene Schluss ist (neben vielem anderen) so gelungen, dass ich diesen Film für den bestgelungenen der Trilogie halte.

Dieser Artikel ist sowohl Teil unseres umfangreichen Programms zu Pfingsten 2006 als auch Teil unseres umfangreichen Herr-der-Ringe-Specials.

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