Gefahr am Doro-Pass

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
25. November 2006
Abgelegt unter:
DVD

Film

(4/6)

Bild

(4/6)

Ton

(3/6)

Die Bedeutung der Korda-Brüder für den britischen Film, allen voran Alexander Korda (1893-1956), kann nicht zu hoch eingeschätzt werden. Der aus Ungarn stammende Alexander Korda begründete London Film Productions und die Denham Studios. Seine Aktivitäten verschafften dem britischen Kino internationale Anerkennung und waren mit wegbereitend für das „Golden Age of British Cinema“ — etwa von 1938 bis Anfang der 1950er.

Rembrandt (1936), mit einem brillanten Charles Laughton in der Titelrolle, war der erste vollständig in Denham produzierte Streifen. Es handelt sich allerdings nicht annähernd um eine komplette Biografie des berühmten Malers. Rembrandt fokussiert ausschließlich auf die späte Phase des niederländischen Meisters, auf dessen Einsamkeit und Agonie nach der skandalösen Aufnahme seiner „Nachtwache“ und dem Tod seiner Frau Saskia. Der Film gehört übrigens zu denen, bei denen Alexander Korda, der sich späterhin in erster Linie als Produzent betätigte, auch selbst Regie führte.

Alexander Korda trieb auch die Innovation beim Filmemachen, z. B. bei der Anwendung des seinerzeit neuen Dreifarb-Technicolor-Verfahrens, entscheidend voran, das er virtuos nicht zuletzt in vier aufwändigen Abenteuerstreifen handhaben ließ: The Drum • Gefahr am Doro-Pass (1938), Die vier Federn (1939), Der Dieb von Baghdad (1940) und Das Dschungelbuch (1942).

Gefahr am Doro-Pass besitzt alle Ingredienzien einer, wie es bis in die zweite Hälfte der 1960er noch hieß, „(Abenteuer-)Unterhaltung für die ganze Familie“. Prinz Azim, Sohn eines englandfreundlichen Khan-Sohnes, bewahrt die Briten davor, in eine tödliche Falle aufständischer Muslime unter der Führung seines verräterischen Onkels zu tappen. Alles in allem handelt es sich um eine farbenprächtige, handfeste Abenteuerunterhaltung, die natürlich zeitbedingt von kolonialistischer Romantisierung und Schönfärberei geprägt ist. Eine Tatsache, die — wie auch bei Die vier Federn — bereits Anfang der Fünfziger die deutsche Filmprüfstelle zu einer Reihe kleinerer Schnitte veranlasste, wie die jetzt von McOne präsentierte Komplettfassung verdeutlicht. Allerdings muss man das nicht überdramatisieren. Zeigt sich hier — wiederum wie auch bei Die vier Federn — der zeittypische koloniale Geist doch zugleich dezent ironisiert und damit zumindest ein Stück gebrochen.

Gefahr am Doro-Pass brillierte mit bemerkenswerten Landschaftsaufnahmen zu einer Zeit, als dies in Farbe noch keineswegs eine Selbstverständlichkeit war. Ebenso sehenswert sind die beeindruckenden Massen- und Actionszenen mit den in Regimentsstärke aus- und aufmarschierenden britischen Kolonialtruppen. Qualitativ bildet der selten gezeigte Film das allerdings sehr respektable (!) „Schlusslicht“ (knapp hinter Die vier Federn) innerhalb der o. g. Alexander-Korda-Abenteuertetralogie.

Prinz Azim wird dargestellt von Sabu (1924-1963), einem der ersten Kinderstars der Tonfilmgeschichte. Der indische Schauspieler hieß mit vollem Namen Sabu Dastagier und ist vom Dokumentarfilmpionier Robert Flaherty entdeckt worden. Gefahr am Doro-Pass war übrigens Sabus zweite Hauptrolle nach Elephant Boy (1937). Berühmt machten ihn Der Dieb von Baghdad (1940) und Das Dschungelbuch (1942), die beide brillant von Miklós Rózsa vertont worden sind.

Die McOne-DVDs präsentieren beide Filme in sehr respektabler Qualität. Es handelt sich dabei zwar nicht um brandneue restaurierte Transfers in optimaler Bild- und Tonqualität, aber erfreulicherweise ebenso wenig um allein unzulänglich aufpoliertes, eher drittklassiges Videomaterial, wie man es in solchen Fällen leider immer noch angeboten bekommt. Die verwendeten Videotransfers haben sicherlich einige Jährchen auf dem Buckel, was man beim Betrachten des jeweiligen Rollentitels direkt erkennt. Hier ist ins Bild hineingezoomt worden, was man am an sämtlichen Seiten beschnittenen Bildausschnitt sieht.

Davon einmal abgesehen bekommt der Käufer die Filme in sauberer Bildqualität zu sehen. Kontrast, Detailliertheit und Schärfe sind leicht schwankend, erreichen jeweils befriedigende bis fast gute Werte. Gefahr am Doro-Pass verfügt außerdem über durchweg solide Technicolor-Farben. Da auch Kopienschäden nur vereinzelt und eher geringfügig bleiben, kann man mit dem jeweiligen Resultat sehr zufrieden sein, zumal die Titel von vornherein preisgünstig angeboten werden. Bei dieser Klassifikation fällt auch der Ton (sowohl im englischen Original als auch in Deutsch) nicht negativ auf.

Fazit: Zwei wertvolle Filmklassiker in soliden DVD-Editionen. Ohne Zusatzmaterial, aber in guter Bild- und ordentlicher Tonqualität. Hier stimmt das Preis-/Leistungsverhältnis.

Dieser Artikel ist Teil unseres umfangreichen Programms zum Jahresausklang 2006.

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Mehrteilige Rezension:

Folgende Beiträge gehören ebenfalls dazu:


Regisseur:
Korda, Zoltán

Erschienen:
2006
Vertrieb:
McOne
Kennung:
McOne 62 3 3139
Zusatzinformationen:
GB 1938

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