Falstaff & Orchestral Songs

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
15. Dezember 2017
Abgelegt unter:
Klassik

Elgars Falstaff & Orchestral Songs

Die im Zentrum des aktuellen Albums aus dem Elgar-Zyklus von Sir Andrew Davis auf Chandos stehende rund 36-minütige sinfonische Studie „Falstaff“ gehört zu den seltener gespielten Werken des berühmten Briten (1857 – 1934). Aber nicht allein große Teile des Publikums reagierten und reagieren auch heute noch eher unterkühlt, selbst der Widmungsträger der Komposition, der Dirigent und Komponist Landon Ronald gab zu, er könne daraus von „hinten und vorn nicht klug werden“. Dabei steht diese sinfonische Dichtung Liszt-Strauss’scher Prägung, ein Stimmungs- und Charakterbild der neben Hamlet wohl am häufigsten kommentierten Figuren Shakespeares, insbesondere dem Strauss’schen „Don Quixote“ recht nahe. Wie der Strauss’sche Don Quixote ist auch der Elgar’sche Falstaff etwas, welches den unvorbereiteten Hörer unmittelbar weniger, aber wenn dieser erst zum Feinschmecker beim Komponisten geworden ist, umso eindeutiger für sich einzunehmen weiß. Elgar hat in seinem musikalischen Porträt des Falstaff wie Strauss in seinem Don Quixote sowohl das Komische als auch das Tragische der Figur besonders feinsinnig in Töne gefasst.

Den quasi zweiten Teil dieses Elgar-Konzertprogramms bildet eine bemerkenswerte Auswahl von insgesamt zehn wenig bekannten Orchesterliedkompositionen des berühmten Briten. Der stilistisch vielseitige Bariton Roderick Williams intoniert diese einfühlsam, klar, mit Wärme und volltönendem charismatischen Ausdruck. Er verleiht so auch der den Abschluss bildenden, nicht einmal eine Minute umfassenden, drollig-satirischen „Raucherkantate“ eine stimmige, hier geradezu heroische Aura. Die beiden Sätze  aus der Schauspielmusik „Grania and Diarmid“, eine auf die Figuren des Dramas einstimmende Begleitmusik und der Elgars berühmte Orchestermärsche spiegelnde Trauermarsch, sind hier interessanterweise exakt in die Mitte der Liedkollektion eingebettet. Sie fungieren damit quasi wie sinfonische Zwischenspiele, was übrigens erstaunlich gut funktioniert.

Andrew Davis und das BBC Philharmonic musizieren mit Engagement und Akkuratesse und werden den vielschichtigen Kompositionen des Albums mit großer Klangschönheit gerecht. Ebenso tadellos gearbeitet hat die Tontechnik, wobei das neben dem bereits vorzüglich klingenden CD-Layer zusätzlich wählbare, hochauflösende SACD-Format insbesondere Klang- und Technikfreaks begeistern dürfte.

© aller Logos und Abbildungen bei den Rechteinhabern. (All pictures, trademarks and logos are protected.)

Komponist:
Elgar, Edward

Erschienen:
2017
Gesamtspielzeit:
74:25 Minuten
Sampler:
Chandos
Kennung:
CHSA 5188 SACD
Zusatzinformationen:
Roderick Williams, Bariton; BBC Philharmonic Orchestra, Dir.: Sir Andrew Davis

Weitere interessante Beiträge:

Logan’s Run (TV)

Logan’s Run (TV)

Edle British Light Music: Albert Ketèlby

Edle British Light Music: Albert Ketèlby

Gone with the Wind

Gone with the Wind

36 Hours

36 Hours

Cinemusic.de