Konferenz der Tiere (3D-Blu-ray)

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
23. April 2011
Abgelegt unter:
3D

Film

(2.5/6)

Bild

(5.5/6)

Ton

(5/6)

Extras

(3.5/6)

Wo Viecher konferieren und Tasmanische Teufel furzen

Nach Zurück nach Gaya (2004) sowie den beiden Urmel-Verfilmungen Urmel aus dem Eis (2006) und Urmel voll in Fahrt (2008) hat Deutschland jetzt auch seinen ersten animierten 3D-Film: Konferenz der Tiere. Produziert wurden all diese Filme von der in Hannover ansässigen Ambient Entertainment GmbH, verliehen von der Münchner Constantin Film.

Der Eindruck, den der stolz präsentierte Konferenz der Tiere hinterlässt, bleibt allerdings sehr gemischt. Sicher hat man es nicht leicht, wenn man es den Hollywood-Vorbildern wie Dreamworks und ganz besonders Disney Pixar gleich tun will. So sind es gerade die immer wieder erstklassigen Drehbücher, welche den Charme wie auch den Geist der bislang unerreichten Pixar-Produktionen begründen. Und hier? Mit Erich Kästners engagierter pazifistischer Kinderbuchvorlage aus dem Jahr 1949 hat das Ganze kaum noch etwas gemein. Die entscheidende Schwäche zeigt sich bereits im wenig überzeugenden Drehbuch, das erzählerisch äußerst dürftig ist und eher aus einer Aneinanderreihung von Gags denn einer sorgfältig konstruierten Geschichte besteht. Um den Geist der Geschichte ins 21. Jahrhundert zu übertragen, hat man eine Ökostory um das ausbleibende, von Menschenhand hinter einer riesigen Staumauer eingesperrte Wasser implantiert, die zudem ziemlich aufgesetzt wirkt.

Dabei sind einige der Landschaften sowie der auftretenden Viecher, etwa das Schildkröten-Duo, nett animiert und entsprechend synchronisiert, und auch der Raum ist in Teilen gut genutzt. Aber in Serie präsentierte schnoddrige Sprüche schaffen nur Gags, welche umgehend ermüden, da sie eine sinnige und zusammenhängende Story nicht ersetzen können. Das zieht sich so recht konzeptlos bis zum wiederum völlig aufgesetzten Finale der in New York paradierenden Tiere. Für Kinder mag das noch einigermaßen funktionieren, aber als Erwachsener schaut man spätestens nach dem ersten Filmdrittel fortwährend auf die Uhr. Was hier für meinen Geschmack völlig fehlt, das ist z. B. die zwischen den Pixar-Figuren doch immer praktizierte Höflichkeit und der gewisse Respekt untereinander. Da wirkt das mitunter arg grelle Auftreten einiger Figuren, insbesondere des permanent furzenden Tasmanischen Teufels, gerade auf Dauer kaum mehr witzig, sondern vielmehr ungezogen und unnötig flegelhaft. Das Kind des Hotelbesitzers wie auch die meisten der Tiere sind zudem eher naiv vorlaut und naseweis. Und besonders entscheidend: Was sämtlichen Figuren abgeht, sind eingehendere, interessante Charakterisierung und überhaupt Seele.

Schade, trotz einiger ansprechender Momente, wird zudem die animationstechnische Brillanz von Pixar bei weitem nicht erreicht. Man betrachte nur das Wasser, das nur auf den ersten Blick ganz nett ausschaut, aber bei näherem Hinsehen vom pixarschen Fotorealismus z. B. in Finding Nemo (2003) oder in Ratatouille doch ganz erheblich absticht.

David Newman, der unter anderem auch den, dem aktuellen Animationsabenteuer von Ambient Entertainment besonders nahestehenden ersten Ice Age vertonte, hat sich für die musikalische Untermalung der Konferenz der Tiere anheuern lassen. Zwar klingen seine Äußerungen über die Arbeitsbedingungen abseits von Hollywood in den Interviews der Bonisektion ziemlich lobhudlerisch, aber die Zusammenarbeit mit dem Komponisten scheint wirklich sehr angenehm gewesen zu sein. Das Ergebnis ist entsprechend professionell, dabei freilich auch recht routiniert und ohne jegliche Überraschungen. Etwas irritierend sind die selbst in der deutschen Tonfassung nicht nur in ziemlicher Fülle eingestreuten englischsprachigen Songs, darunter neu interpretierte Pop-Klassiker, z. B. von Xavier Naidoo oder Naturally 7. In diesen Momenten stoppt die eh ohnehin ungelenk erzählte Geschichte nicht nur immer wieder, es werden auch eher deplatziert wirkende Tanzeinlagen kreiert. Das CD-Album, erschienen auf Königskinder Music, hat leider nur rund 22 Minuten Score im Gepäck.

Konferenz der Tiere 3D als Silberling

Die beide Formate (DVD und 3D-Blu-ray) vereinende „Premium-Edition“ ist sorgfältig produziert und wird nebst 8-seitigem Begleitheft in einem optisch ansprechenden Pappschuber geliefert. Bild und Ton sind bereits von DVD zweifellos sehr gut. Zwangsläufig bleibt aber das Bild bei der DVD-Ausgabe flach, also in 2D. Die 3D-Blu-ray ermöglicht systembedingt ein nahezu perfektes Bild, das hier dicht an die Referenzklasse heranreicht. Der vorzüglich ausbalancierte Kontrast sorgt neben den vielen Details im Bild für einen satten Schärfeeindruck. Auch die 3D-Version überzeugt. Das räumliche Vergnügen beeinträchtigende Ghostingeffekte treten nur vereinzelt auf.

Zum sehr guten Bild der Blu-ray gibt es eine recht knackige, räumlich effektvolle Tonfassung ausschließlich in Deutsch in DTS-HD 5.1. Die recht kleine Boni-Sektion ist auf beiden Silberlingen identisch und bleibt alles in allem recht blass. Was es hier zu sehen gibt, ist nämlich wenig informativ, zielt praktisch ausschließlich auf Filmwerbung ab.

Dass überprominente überdimensionierte FSK-Logo ist erfreulicherweise nur auf einem speziellen äußeren Pappschuber angebracht, in den die eigentliche Box eingesteckt ist.

Fazit: Konferenz der Tiere ist zweifellos mit beträchtlichem Arbeitseinsatz gefertigt, allerdings storytechnisch leider holprig und sehr unzusammenhängend inszeniert. Der Film wirkt entsprechend zusammengestückelt und ist insgesamt einfach zu klamaukig geraten. Da kann auch 3D nicht viel dazu beitragen, einem nur flachen Produkt zusätzliche Tiefe zu verleihen. Animationstechnisch ist das Ganze sicher respektabel, aber längst noch keine Topleistung, die Spitzenproduktionen aus Hollywood ernsthaft Konkurrenz machen kann. So bleibt der Streifen trotz einiger netter Momente unterm Strich eher eine dezente Enttäuschung. Die klanglich satte, sehr solide ausgeführte breitorchestrale Routine eines David Newman zum ersten dreidimensionalen deutschen Ausflug in die Computeranimation ist dazu vielleicht das auf Dauer doch noch am meisten ansprechende Souvenir.

Zur Erläuterung der Wertungen lesen Sie bitte unseren Hinweis zum Thema „Blu-ray-Disc versus DVD“.

Dieser Artikel ist Teil unseres Spezialprogramms zu Ostern 2011.

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Mehrteilige Rezension:

Folgende Beiträge gehören ebenfalls dazu:


Erschienen:
2011
Vertrieb:
Highlight Communications
Kennung:
HC031968 (Premium-Edition, 3D-Blu-ray + DVD)
Zusatzinformationen:
D 2010

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