55 Tage in Peking

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
24. Oktober 2002
Abgelegt unter:
DVD

Film

(3/6)

Bild

(3.5/6)

Ton

(3/6)

Extras

(2.5/6)

55 Days at Peking • 55 Tage in Peking spielt während des blutigen Sommers im China des Jahres 1900, dem so genannten „Boxeraufstand“. Die Boxer waren anfänglich eine von unteren Volksschichten getragene Reformbewegung, später eine von fanatischem Fremdenhass und ekstatischen Riten zusammengeschweißte Sekte, die in Partisanen-Manier operierte. Anfang 1900 begannen sie mit dem Niederbrennen von Missionsstationen und der Ermordung von Missionaren. Den Höhepunkt des Boxeraufstandes markierte die 60-tägige Belagerung des Pekinger Gesandtschaftsviertels, wo sich nach der Ermordung des übrigens in Münster in Westfalen beerdigten – deutschen Botschafters, bunt zusammengewürfelt, hunderte von Diplomaten, Handelsleuten und Missionare zusammen mit einem ebenso vielfältigen, internationalen Detachement von rund 400 Soldaten gegen eine gewaltige Übermacht von fanatisierten Boxern verteidigen mussten.

Das Ende der Belagerung bereitete durch die blutigen Vergeltungsmaßnahmen der Entsatzkorps (so ermächtigte Kaiser Wilhelm II. seine Soldaten durch die berüchtigte „Hunnen-Rede“) den Boden für weiteren Fremdenhass und letztlich den „Langen Marsch“ und die „Kultur-Revolution“. (Einen sowohl filmisch als auch filmmusikalisch vorzüglichen und auch historisch ehrlichen Anknüpfungspunkt an obige Ereignisse bietet Robert Wises 1967er Film The Sand Pebbles • Kanonenboot am Yangtse-Kiang – siehe Filmmusik-Rezension).

Samuel Bronstons Filmepos 55 Tage in Peking (Regie: Nicholas Ray) ist deutlich schwächer geraten als El Cid, vermag trotz Staraufgebot (neben Charlton Heston agieren David Niven und Ava Gardner) wegen der eher banalen Story nur bedingt zu überzeugen. Zu den vielen Freiheiten, die sich der Film nimmt, gehört der wenig sorgfältige Umgang mit verschiedenen historischen Figuren: So heißt der deutsche Botschafter hier „von Meck“, in Wahrheit handelte es sich um den Freiherrn von Ketteler. Was das Epos allerdings sehenswert macht, ist die verschwenderische Ausstattung – hier insbesondere das riesige dreidimensionale Peking-Set, das Bronston errichten ließ – und eine Reihe gelungener Einzelszenen, wie die eindrucksvolle Eröffnung, in der die Kamera große Teile der gigantischen Kulissen abfährt und die morgendliche Flaggenparade der einzelnen Botschaften geschickt Revue passieren lässt. Zwei Chinesen halten sich ob der einander schräg überlagernden Nationalhymnen fast die Ohren zu: „Was für ein furchtbarer Lärm!“ stöhnt der eine und erhält die treffende Antwort „Die verschiedensten Nationen sagen dasselbe zur selben Zeit: Wir wollen China!“


Mehrteilige Rezension:

Folgende Beiträge gehören ebenfalls dazu:


Regisseur:
Ray, Nicholas

Erschienen:
2002
Vertrieb:
e-m-s DVD
Zusatzinformationen:
USA 1963

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