Unternehmen Capricorn

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
19. November 2017
Abgelegt unter:
Blu-Ray

Film

(4.5/6)

Bild

(3.5/6)

Ton

(4.5/6)

Extras

(4/6)

Fake Mars-Mission: Unternehmen Capricorn

Regisseur Peter Hyams Capricorn One * Unternehmen Capricorn (1977) ist ein Verschwörungs-Thriller der 1970er. Das ebenfalls von Hyams verfasste Drehbuch knüpft an die vom US-Amerikaner Bill Kaysing Mitte der 1970er in Buchform aufgebauschten Verschwörungstheorien um die angeblich gefakte Mondlandung von 1969 an und macht daraus ein äußerst spannendes Szenario um eine Marsmission, die niemals stattfand.

Die Astronauten Charles Brubaker (James Brolin), Peter Willis (Sam Waterston) und John Walker (O. J. Simpson) werden kurz vor dem Start ihrer anschließend leer abfliegenden Rakete unter einem Vorwand evakuiert und zu einer längst verlassenen Militärbasis in der Wüste geflogen. Dort setzt man sie massiv unter Druck, in einer in einem Hangar überzeugend echt vorbereiteten Mars-Kulisse die geplante Marsmission vor der Kamera zu inszenieren. Die Farce zieht sich über Monate hin. Als die Astronauten sich angeblich wieder auf dem Rückflug und bereits in Erdnähe befinden, wird ihnen klar, dass man Sie nicht am Leben lassen kann. Sie schlagen ihren Bewachern ein Schnippchen und können mit einem kleinen Flugzeug aus dem Stützpunkt fliehen. Nach kurzem Flug müssen sie aber wegen Treibstoffmangels notlanden und versuchen nun unabhängig voneinander vor ihren Verfolgern aus der Wüste in besiedelte Regionen zu entkommen. In einer Parallelmontage geht es um den so eigenwilligen wie ehrgeizigen Reporter Robert Caulfield (Elliott Gould), der von einem befreundeten Techniker der NASA den Tipp bekommt, dass mit den regelmäßig empfangenen Signalen von der Mars-Crew etwas nicht stimmt. Als sein Freund plötzlich spurlos verschwindet, beginnt Caulfield nachzuforschen und gerät dabei selbst in Lebensgefahr.

Beide Erzählstränge laufen lange nur nebeneinander her. Im den Höhepunkt bildenden Finale werden sie dann geschickt zusammengeführt. Besagtes bildet eine halsbrecherische Verfolgungsjagd zwischen den in Militärhelikoptern (ähnlich wie wenig später in Apocalypse Now) operierenden Verfolgertrupps und Reporter Caulfield. Caulfield, hat nämlich den letzten noch lebenden der Astronauten, Brubaker, aufgespürt und will mit ihm den Schwindel aufdecken. Zum Retter in der Not wird der kauzige Albain, Pilot eines alten Doppeldeckers, der normalerweise Insektizide versprüht. Diesen verkörpert kein anderer als der markante Glatzkopf Telly Savalas, seinerzeit unvergesslich in der TV-Serie Kojak – Einsatz in Manhatten. Mit Astronaut und Reporter an Bord fliegt Albain, der nicht nur sehr lockere Sprüche drauf hat, sondern auch gewagteste Pirouetten fliegt, kann die zwei verfolgenden Army-Hubschrauber schließlich austricksen und zum Absturz bringen. Makaber und befreiend zugleich ist die Schlussszene: Brubaker und Caulfield erreichen die offizielle Trauerfeier just in dem Moment, als der US-Präsident in seiner Rede der drei mutigen Raumfahrtpioniere gedenkt, welche ihr Leben für den Fortschritt ließen. Wenn die laufenden TV-Kameras auf Astronaut und Reporter schwenken, sieht man den Köpfen der Nasa-Verschwörung, Dr. James Kelloway (Hal Holbrook), Chef des Nasa-Programms, und dem aalglatten Kongressabgeordneten Hollis Peaker (David Huddleston) an, dass alles aus ist.

Für Regisseur Peter Hyams war Capricorn One nach diversen Arbeiten für das Fernsehen die erste größer angelegte Kinoproduktion. Elliott Gould als unerschrockener Reporter Robert Caulfield ist mit Abstand die charismatischste Figur des Films. Er erinnert gar ein klein wenig an den Watergate-Enthüller Bob Woodward. Die übrigen Charaktere werden dagegen kaum vertieft, bleiben abseits vom Astronauten Brubaker eher rein oberflächlich. Auch was die Hintergründe der Nasa-Verschwörung angeht bleibt der Film komplett nebulös. Das tut jedoch der sich langsam aufbauen Spannung keinen Abbruch. Für Regisseur Peter Hyams ist nämlich der in seinem Plot geschickt reflektierte Zeitgeist als Spiegelbild der turbulenten 1970er (die Watergate-Affäre und das ebenso frische Vietnam-Trauma) allein das Mittel zum Zweck: einer spannenden Kinounterhaltung. Hier auch noch Systemkritik zu vermuten, etwa an den rücksichtslosen Eliten des Landes, denen zum Erreichen ihrer Ziele jedes Mittel recht ist, wäre arg überzogen. Hyams Film zählt dafür allerdings zu den sehr beachtlichen Thriller-Unterhaltungen der Seventies und kann mittlerweile auch noch mit charmantem Retrolook aufwarten.

Anstelle der sich mit aneinandergereihten Actioneinlagen gegenseitig überbietenden, dafür eher handlungsarmen Blockbuster unserer Tage wartet Unternehmen Capricorn mit einem durchdachten und raffiniert konstruierten Handlungsablauf auf, der sich erfreulicherweise auch nur geringfügige Logiklöcher erlaubt. Die Spannungskurve verläuft zuerst flach und steuert anfänglich nur kleinere Höhepunkte an. In der zweiten Hälfte gibt’s dafür ein erstes Actionhighlight, wenn Reporter Caulfield mit seinem manipulierten Fahrzeug, welches sich plötzlich nicht mehr stoppen, nur noch lenken lässt, halsbrecherisch durch die Stadt rast und nur knapp mit dem Leben davon kommt. Erst jetzt nimmt das Geschehen zunehmend Fahrt auf. Nicht nur die Kameraarbeit von Bill Butler (Der weiße Hai) sorgt insbesondere im überaus rasanten Actionfinale durch packende Schuss-Gegenschuss-Aufnahmen für zum Teil mitreißende Bilder. Ebenso bedeutend für die sehr gute Gesamtwirkung ist auch die effektvolle Filmmusik von Jerry Goldsmith.

Unternehmen Capricorn in HD auf BD

Auch diese Koch-Media-Blu-ray kommt im schicken Steelbook daher.

Bild und Ton

Das HD-Bild überzeugt insbesondere durch eine sehr natürlich anmutende Farbwiedergabe und das solide Kontrastverhältnis. Schärfe und Detailwiedergabe sind hingegen deutlichen Schwankungen unterworfen. Schärfe und Auflösung rangieren alles in allem eher im oberen Mittelfeld, was durch eine praktisch durchgehende, mal mehr, mal weniger dezente Softness auffällt. Nahaufnahmen erscheinen meist relativ scharf. In einzelnen Einstellungen wird allerdings, insbesondere in den Hintergründen, deutliche, gelegentlich auch mal erhebliche Unschärfe sichtbar. Dafür schneidet der Schärfeeindruck gerade im Actionfinale sogar am überzeugendsten ab.

Der 2.0-Surround-Ton zu den Bildern ist zwar kein modernes Powerhouse. Angesichts seiner mittlerweile rund dreißig Lenze klingt er aber durchaus frisch und im Rahmen kraftvoll, auch wenn dem soliden Klanggeschehen insgesamt schon ein Stückchen Dynamik fehlt.

Extras

Die Boni-Kollektion ist erfreulich solide ausgefallen, denn die Koch-Media-Ausgabe vereint wohl sämtliche Zugaben früherer Veröffentlichungen des Films. Natürlich fehlt dabei auch die bei Koch-Media-Präsentationen typische Bilder-Galerie, bestehend aus Werbematerialien, nicht. Die Featuretten, u.a. ein nettes kleines „Making of“ (7 Min.) und die über den Zeitgeist der Entstehungszeit des Films informierende „Flights of Fancy: The Politics and Paranoia of Capricorn One“ (17 Min.) sind in SD. Das gilt auch für die wiederum Koch-Media-typische rund halbstündige nostalgische Super-8-Fassung. In besonderem Maße zu empfehlen ist der aufschlussreiche Audiokommentar zum Film von Regisseur Peter Hyams. Während zu den Dokus auch deutsche Untertitel wählbar sind, fehlt diese Option leider beim Audiokommentar.

Fazit: Peter Hyams’ Unternehmen Capricorn (1977) ist sicher nicht wirklich tiefgründig, dafür aber in jedem Fall eine der Top-Thrillerunterhaltungen der Seventies: nicht mehr, aber auch nicht weniger. Die visuelle Präsentation in HD ist zwar infolge von leichten Problemen mit der Fokussierung nicht perfekt. Sie sieht aber, alles in allem, durchaus passabel aus und ist auch den bisherigen DVD-Ausgaben qualitativ ein merkliches Stück überlegen.

Zur Erläuterung der Wertungen lesen Sie bitte unseren Hinweis zum Thema „Blu-ray-Disc versus DVD“.

Originaltitel:
Capricorn One

Regisseur:
Hyams, Peter

Erschienen:
2017
Vertrieb:
Koch Media
Kennung:
BD
Zusatzinformationen:
USA 1978

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