Volver
Pedro Almodóvar will mit seinem neuesten Film Volver den Frauen seines Heimatdorfes La Mancha in der Hochebene Kastiliens ein Denkmal setzen. Es geht um den Umgang der Menschen mit dem Tode. „Die Toten sterben nie“ sagt der Regisseur dazu und skizziert in seinem Film zärtlich und behutsam die Charaktere der weiblichen Protagonisten. Das Resultat ist sowohl Melodram als auch Tragikomödie mit grotesken, schrillen und surrealen Elementen. Bei der diesjährigen Preisverleihung in Cannes erhielt nicht nur der Regisseur eine Auszeichnung für das beste Drehbuch, auch das Ensemble gewann mit Penélope Cruz den Darstellerpreis.
Alberto Iglesias (•1955) zählt hierzulande derzeit noch nicht zu den allzu bekannten Namen im Filmvertonungsgeschäft, ist eher versierten Sammlern geläufig. Der aus San Sebastian stammende Komponist genoss in seiner Vaterstadt eine solide Konservatoriumsausbildung und vervollständigte diese in Paris und Barcelona. Iglesias schreibt neben Werken für den Konzertsaal seit 1981 auch für den Film und ist der Hauskomponist von Regisseur Almodóvar.
Wer die CD einlegt, dem wird rasch klar, dass es sich bei dem auf der iberischen Halbinsel beheimateten Komponisten um einen im Umgang mit dem Orchester erfahrenen und versierten Tonsetzer handelt. Iglesias bevorzugt einen eher schlanken und durchsichtigen Orchestersatz, was in der Konsequenz häufige, oftmals auch im raffinierten Dialog agierende Instrumentalsoli beinhaltet. Schweres Blech bleibt ausgespart, dafür kommt in den Soli mitunter eine an Konzertwerke gemahnende Virtuosität zu Gehör, wie im Einsatz des Klaviers in Track 10, „Dos en la Furgoneta“. Die Musik zu Volver besitzt in der Rhythmik und im Einsatz der Gitarre spanisches Flair, ist stark von elegischen Stimmungen geprägt. Die offenbar bisweilen schrille und bizarre Atmosphäre des Films spiegelt sich in diversen herber auskomponierten Spannungsmomenten. In den teilweise surrealistisch, schwebend wirkenden Passagen tritt auch dezent Klangsynthetik hinzu. Teilweise fühlt man sich ein wenig an Musiken für Fellini erinnert. Der damit ins Blickfeld geratene Nino Rota ist für diesen Iglesias-Score überhaupt ein guter klanglicher Bezugspunkt.
Insgesamt sind drei Songs, die rund 10 Minuten Albumspielzeit beanspruchen, ebenfalls vertreten. Der Titelsong „Volver“, interpretiert von Estrella Morente, ist im Film der Hauptdarstellerin Penélope Cruz in den Mund gelegt. Bei diesem, wie auch den beiden übrigen, „Las Espigadoras“ und „A Good Thing“, handelt es sich offenbar um anderweitig entliehene Source-Cues.
Alles in allem ist Volver eine recht beachtliche Filmmusik, die einen deutlichen Kontrast zu dem aus Hollywood Gewohnten setzt. Abseits vom Film dürften viele Hörer über die gesamte Spielzeit nicht von sämtlichen Teilen gleichermaßen überzeugt sein. Erraten! Hier ist, wie häufiger, programmieren dabei behilflich, den Hörfluss individuell zu optimieren.