Union Pacific

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
22. April 2011
Abgelegt unter:
DVD

Film

(3/6)

Bild

(3/6)

Ton

(3/6)

Extras

(3.5/6)

Filme von Cecil B. DeMille (1881—1959), dem Mitbegründer von Paramount Pictures, haben praktisch immer eine gehörige Portion großen Leinwandspektakels im Gepäck. Sie sind aber zugleich sehr melodramatisch und auch pathetisch angelegt. Abseits der visuell aufwändigen Momente wirken sie schnell langatmig und bieder. Union Pacific, auch unter dem Titel Die Frau gehört mir (1939) gezeigt, zählt zweifellos zu den Klassikern des Westerngenres und verfügt über die zuvor genannten Qualitäten wie auch Schwächen eines typischen De Mille-Epos. Entsprechend hat der ehedem berühmte, mit viel Tam TamTamtam uraufgeführte Streifen mittlerweile kräftig Patina angesetzt.

Zu den Stars des Films zählen Barbara Stanwyck (1907—1990), die eigentlich Ruby Stevens hieß, als Mollie Monahan und ihr Partner Joel McCrea als Jeff Butler. Robert Preston als Dick Allen verkörpert die zweite wichtige männliche Figur der Handlung. Butler arbeitet als Aufseher für die dem Film den Titel gebende Union- Pacific- Eisenbahngesellschaft. Allen ist für die konkurrierende Central Pacific tätig, welche von Kalifornien kommend ihre Gleise im Mai 1869 am Großen Salzsee in Utah mit denen der Union Pacific vereinte. Die beiden Gesellschaften konkurrieren durch die beiden recht stereotypen männlichen Protagonisten um die fristgerechte Vollendung des Streckenbaus, die beiden Herren zudem um die Gunst der Posthalterin Mollie Monahan. Die Liebesgeschichte ist reichlich naiv und schmalzig. Die spektakulären Highlights des Films halten dagegen: das Zugsunglück im verschneiten Pass sowie ein aufwändig inszenierter Indianerüberfall, bei dem die Rothäute einen Wasserbehälter auf die Gleise stürzen lassen, um die Lokomotive zum Entgleisen zu bringen. Die Rettung erfolgt dann durch einen zu Hilfe kommenden Zug mit Militär, der zuvor noch eine von den Indianern in Brand gesetzte Brücke überqueren muss.

Die späterhin, z. B. als Frau ohne Gewissen (1944), so markante Barbara Stanwyck wirkt hier noch etwas hausbacken, dafür bekommt man den jungen, noch unbekannten Anthony Quinn als Falschspieler und den markanten, hier die Peitsche schwingenden Russen Akim Tamiroff (Fünf Gräber bis Kairo, Wem die Stunde schlägt, beide 1943) zu sehen.

Der heutzutage nur noch wenig geläufige Stummfilm The Iron Horse (1924) von Westernlegende John Ford ist in vielem das Vorbild für DeMilles 1939er Produktion. Und Joe Hembus attestiert in seinem „Westernlexikon“ diesem De Mille-Spektakel darüber hinaus, dass es zusammen mit John Fords Stagecoach (1939), [url id=2641]Drums Along along the Mohawk[/url] (1939) und Henry Kings Jesse James — Mann ohne Gesetz (1939) die entscheidende Renaissance des Kinowesterns eingeleitet habe. Im Bewusstsein des Kinopublikums der 1930er waren Western nämlich nur noch als B/C-Film-Ware geläufig. In den Thirties hatten größerformatige Western nach einer ersten kleinen Blüte in der Stummfilm- und frühen Tonfilmära — wohl auch infolge der Wirtschaftskrise — erst einmal abgewirtschaftet. Das noch junge Genre war zu damals programmüblichen oftmals nur C/D-mäßigen Serien-Vorfilmen (Serials) der Lichtspieltheater mutiert. Dabei lockte ein typischer Cliffhanger das Publikum im wöchentlichen Turnus, sogar nahezu unabhängig vom Hauptfilm, zur Fortsetzung, ähnlich wie man es im späteren Zeitalter des Pantoffelkinos mit TV-Serien praktizierte. Im Verbund mit der erfolgreichen Wiedergeburt zum Ende der dreißiger Dreißiger etablierte sich der Kinowestern nachhaltig im Bereich der A-Produktionen und steuerte zugleich auf die ersten Höhepunkte des Genres zu.

Union Pacific auf DVD

DeMilles Union Pacific bildet die Nr. 4 der Reihe „Koch Media Western Legenden“. Auch diese DVD kann mit einem recht soliden, in Zeiten von HD freilich unspektakulären Bild aufwarten, das qualitativ mit dem aus den TV-Ausstrahlungen des Films Bekannten annähernd identisch zu sein scheint. Das Schwarz-weiß zeigt meist recht gute Schärfe und ordentlichen Kontrast. Bildschäden sind kaum zu verzeichnen. Was heutzutage natürlich klar als Unzulänglichkeit — freilich der Film- nicht der DVD-Produktion — ins Auge fällt, sind die technisch eher unbefriedigenden Rückprojektionen.

Ähnlich passabel ist der Eindruck beim Ton. Die englischsprachige Tonspur klingt gegenüber der etwas frischeren deutschen Tonfassung eher altbacken und weist in Teilen auch andere Musikeinblendungen auf. Dabei handelt es sich in beiden Fällen um unspektakuläre Musikeinlagen, die vermutlich aus irgendwelchem Archivsammlungen stammen dürften. Union Pacific zählt damit wohl zu den letzten Tonfilmen, die nicht mit einer speziell komponierten Filmmusik ausgestattet worden sind. Die kleine Boni-Kollektion ist okay. Sie wartet mit dem englischen Original-Trailer und einer Bildergalerie auf.

Als weiterer Pluspunkt kommt noch das im Digi-Book eingeklebte, kleine Begleitheft hinzu. Neben dem über zwei Seiten präsentierten Original-Plakatmotiv ist es wiederum der gute Einführungstext von Hank Schraudolph zum Film, der einen guten Eindruck hinterlässt. Auch dieses Mal hat Koch- Media das viele Sammler verärgernde große FSK- Logo auf dem Frontcover erfreulicherweise in Form eines problemlos entfernbaren, da nur aufgeklebten Stickers angebracht.

Fazit: Union Pacific von Cecil B. DeMilles gehört abseits seiner visuell immer noch recht spektakulären Momente heutzutage eher in die große Mottenkiste des Kinowesterns, besitzt in erster Linie historisches Interesse. Jetzt ist der Film auch als ordentliche DVD der Reihe „Koch Media Western Legenden“ erhältlich.

Zur Erläuterung der Wertungen lesen Sie bitte unseren Hinweis zum Thema „Blu-ray-Disc versus DVD“.

Dieser Artikel ist Teil unseres Spezialprogramms zu Ostern 2011.

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Regisseur:
DeMille, Cecil B.

Erschienen:
2011
Vertrieb:
Koch Media DVD
Kennung:
DVM000866D (Western Legenden No. 4)
Zusatzinformationen:
USA 1939

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