Two Brothers

Two Brothers
Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
27. November 2004
Abgelegt unter:
CD

Score

(3.5/6)

Two Brothers

Bei Jean-Jacques Annauds Two Brothers handelt es sich zwar nicht um einen Zeichentrickfilm; einen ausgeprägt märchenhaften Touch besitzt seine im exotischen Indochina der 1920er angesiedelte Story um die beiden Tigerjungen Kumal und Sangha aber in jedem Fall.

Stephen Warbeck (Shakespeare in Love) hat dazu eine sehr hübsche, im Wesentlichen von zwei Hauptthemen getragene sinfonische Musik geschrieben. Neben dem wie ein roter Faden immer wieder auftauchenden, heroisch-episch angehauchten Thema der beiden Brüder spielt ein zweites, stärker melancholisches, das zuerst in Track 10 „Goodnight Story“ erscheint, eine ähnlich wichtige Rolle. Außerdem gibt es noch einen dritten thematischen Gedanken, der zuerst als sehr langsamer Tango vorgestellt wird, in „The Raft“.

Der besondere Reiz des Scores liegt im umfangreich eingesetzten asiatischen Klangkolorit: neben diversen Flöten und Gongs kommen dabei die chinesische Violine (Erhu), die chinesische Mundorgel (Sheng) und ebenso die Zither-ähnliche Pipa zum Einsatz. Den originellen und zugleich charmanten Schlusspunkt des Albums bildet dabei das allein vom ethnischen Ensemble vorgetragene französische Volkslied „Plaisir d’amour“. Und auch Regisseur Annaud gibt sich die Ehre: das Brüderthema pfeifend im leicht poppig rhythmisierten, ansonsten folkig anmutenden „To Freedom“.

Etwas aus dem (Album-)Rahmen fällt die in Track fünf erscheinende Arie aus Verdis „Die Macht des Schicksals“. Ohne Bild wirkt das im Film offenbar atmosphärisch eingesetzte, aus einem Grammophon erklingende — zudem von Naturgeräuschen eingerahmte — Stück ziemlich überflüssig.

Von den in diesem Artikel präsentierten Alben liegen die zu Two Brothers und Lauras Stern nicht nur klar vorn, sondern zugleich qualitativ dicht auf. Fette dreieinhalb Sterne erscheinen mir dafür jeweils als angemessen. Warbecks Themen sind sicherlich hübsch, m. E. aber doch etwas kurzatmiger als die des Trios Zimmer, Glennie-Smith und Lohner geraten. Nach eingehenderem Hören erscheint mir Warbeck doch als der insgesamt weniger prägnante Themenschreiber und ist ebenso in den Actionpassagen ein entscheidendes Quäntchen blasser — besonders in „Chasing the Truck“. Letztlich bin ich damit der fast durchweg märchenhaften Klangmagie von Lauras Stern doch noch ein Stück mehr erlegen und habe mich schließlich zwar doch „nur“ für dreinhalb (Advents-)Sterne entschlossen, die ich aber mit dem zusätzlichen Attribut „besonders funkelnd“ versehen möchte.

Dieser Artikel ist Teil unseres umfangreichen Programms zum Jahresausklang 2004.

Komponist:
Warbeck, Stephen

Erschienen:
2004
Gesamtspielzeit:
59:39 Minuten
Sampler:
Decca
Kennung:
986 2124

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