Zwei willkommene Exkurse ins Genre des Westerns von Alex North (siehe auch Bite The Bullet). The Wonderful Country • Heiße Grenze (1959) ist in erster Linie durch die eindrucksvolle Farbfotografie erwähnenswert. Ansonsten handelt es sich bei den Abenteuern eines von Robert Mitchum verkörperten Revolverschützen im mexikanischen Grenzgebiet um einen eher durchschnittlichen Film. Mit das Beste des Films ist die Musik von North, der seine gewohnten komplex-modernistischen Klangschichtungen hier nur dezent einsetzt. Der Komponist setzt hier besonders auf die Klangfarben mexikanischer Folklore in Kombination mit eingängigen Themen. Neben einigen dramatischen Momenten präsentiert sich der Score überwiegend als eine Art betont lyrischer und leichtgewichtiger Variante von Viva Zapata (1952).
The King and Four Queens • Poker mit vier Damen (1956), auch unter dem Titel Heißer Süden gezeigt, ist ein zur Komödie tendierendes Verwirrspiel eines Ganoven, der sich bemüht, Ma Mc Dade und ihren vier Töchtern die Beute eines Bankraubes abzujagen. Sowohl für Regisseur Raoul Walsh (High Sierra, They Died with Their Boots On) als auch für den männlichen Hauptdarsteller Clark Gable zählte der Film zu den letzten Arbeiten für Hollywood.
Der eröffnende „Main Title“ ist tänzerisch und rhythmisch temperamentvoll, kommt fast wie Musik zu einem modernen Ballett oder auch an einen Galopp (aber nicht von Johann Strauss Sohn) erinnernd daher. Darauf folgen eher ruhige, besonders stark folkig anmutende Klänge. Hier bekommt der interessierte Hörer besonders melodisch-eingängige Americana-Sounds, elegant Komödiantisches und ebenso Mickey-Mousing im North-Stil geboten.
Die Tonmaster beider Filmmusiken entstammen dem Privatarchiv des Komponisten. Die Musik aus The Wonderful Country entspricht nicht allein dem Schnitt der alten United-Artists-LP, darüber hinaus erklingen erstmals vier weitere Stücke – rund 14 Minuten zusätzliche Musik. Dies alles in ordentlichem, aber nicht besonders aufregendem, vielmehr etwas blassem, die LP in Erinnerung rufendem Stereo-Klang. Erstmalig auf Tonträger zugänglich ist der Score zu The King and Four Queens. Die rund 47-CD-Minuten erklingen in klarem und recht knackigem Mono.
Musikalisch und kompositorisch werden hier 4 Sterne erreicht. North-Musik auf Tonträger bedeutet immer ein gewisses Wagnis für den Produzenten. Im Zusammenwirken mit dem informativen und ansprechend gemachten Booklet halte ich als Albumwertung 4 ½ Sterne für angebracht.
Das beigegebene Booklet wartet mit eingehenderen Infos zu den Filmen und ihren Musiken auf. Der Booklet-Text zu The Wonderful Country ist bemüht, Licht ins Dunkel der – vom LP-Schnitt überlieferten – teilweise fehlerhaften Trackbezeichnungen zu bringen.
Mehrteilige Rezension:
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