The Film Music of Stanley Black

The Film Music of Stanley Black
Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
17. Dezember 2005
Abgelegt unter:
CD

Score

(3/6)

The Film Music of Stanley Black

Als Komponist von Filmmusik dürfte Stanley Black (1913 — 2002) hierzulande eher wenigen Lesern ein Begriff sein. Den etwas reiferen Filmmusikfreunden dürfte der Name besonders als tüchtiger Arrangeur und Dirigent filmmusikalischer Suiten geläufig sein. Hat der Brite doch in den 1970ern parallel zur Charles-Gerhardt-Serie auf RCA auf dem Label Decca (London) eine Reihe ansehnlicher, genreorientierter Alben mit ansprechenden Suitenkompilationen aus den Bereichen Musical, Golden Age und auch zeitgenössischer Filmmusik veröffentlicht.

Im britischen Einflussbereich steht der Name Stanley Black für ein intensives Engagement im Bereich von Tanzmusik und leichtsinfonischer Unterhaltung. Dass er dabei auch als Jazzpianist zusammen mit renommierten amerikanischen Musikern der 1940er Jahre auftrat und als erster nichtamerikanischer Dirigent das berühmte Boston Pops Orchestra leitete, sind nur zwei Punkte seiner facettenreichen Musikerlaufbahn.

Seit 1944 schrieb Stanley Black für die BBC unzählige Musiken für Hörfunkprogramme. Zum seit 1948 bis Mitte der 70er Jahre aktiven Filmkomponisten listet die IMDB für den Interessierten 77 Filme auf, an deren Vertonungen Black überwiegend, und nochmals 39, an denen der Brite zumindest partiell beteiligt war. Das Begleitheft zur CD spricht sogar von Musik zu etwa 200 Filmen — eine Diskrepanz, die sich an dieser Stelle nicht klären lässt.

Stephen Hogger hat aus sieben Filmmusiken Blacks respektable Suiten im Charles-Gerhardt-Stil kompiliert. Bei den Filmen, die nicht sämtlich auch hierzulande gezeigt wurden, handelt es sich um die Komödien, The Battle of the Sexes • Mister Miller ist kein Killer (1959), Sands of the Desert (1960) und The Young Ones • Hallo Mr. Twen (1961), die Noir-Krimidramen Stormy Crossing (1957) und Three Steps to the Gallows • In den Fängen der Unterwelt (1953) sowie die beiden Horror-Streifen Blood of the Vampire • Der Dämon mit den blutigen Händen (1958) und Jack the Ripper • Eine Stadt sucht einen Mörder (1959).

Was hier über die rund 70 Albumminuten aus den Boxen strömt, erweist sich fast durchweg als handwerklich solide, mitunter sogar (besonders in den Komödienmusiken) als sehr hübsch und charmant gefertigt. Letzteres gilt beispielsweise für die typischen Comedy-Standards sowie die ansprechend eingearbeiteten Zitate in Battle of the Sexes: ein Auszug aus der Ballettmusik „Tanz der Stunden“ aus der Oper „La Giochonda“ von Ponchielli sowie das bekannte Volkslied „Old Lang Syne“. Besonders gefällig geraten ist dabei auch die musikalische Spiegelung des exotischen nordafrikanischen Milieus in Sands of the Desert, welche an die klischeehafte klangliche Exotik spätromantischer Operetten und Opern erinnert. Während man wertungsmäßig hierfür solide drei bis dreieinhalb Sterne ansetzen kann, geht es bei den Krimi- und Horror-Vertonungen mitunter spürbar blasser zu. Was Black in den Spannungsteilen bietet wirkt etwas unbeholfen: es erschöpft sich mitunter in eher schlicht anmutenden düsteren Klangflächen, die aus Streichertremoli gekoppelt mit andauernden einfachen Ostinati, dissonanten Orgelpunkten sowie entsprechenden Einwürfen des Blechs aufgebaut sind. Teile von z. B. Blood of the Vampire und Jack the Ripper wirken so recht zäh, da sind drei Sterne nicht durchweg zu halten. Gelungener sind hingegen die zwischendrin auftauchenden lyrischen Teile sowie die partiell ins Düstere abgleitenden, impressionistisch angehauchten Seestimmungen in Stormy Crossing.

Dieses Mal sind nicht Rumon Gamba und das bewährte BBC Philharmonic Orchestra, sondern das BBC Concert Orchestra unter der Leitung von Barry Wordsworth die Ausführenden. Von zweiter Wahl kann dabei keineswegs die Rede sein. Wordsworth und seine Mannen schlagen sich ebenso wacker, wie ihre Kollegen unter Gamba. Die ambitionierten, tadellosen Interpretationen haben hier sicher einigen Anteil daran, die unüberhörbaren Grenzen und gewissen Schwächen der eingespielten Musiken weniger gewichtig erscheinen zu lassen. Aufnahmetechnisch gefällt mir dieses Album sogar besonders gut, da es weniger verhallt und damit klarer und transparenter geraten ist als der Vorläufer zum Komponisten Clifton Parker.

Thematisch-motivisch sind die vertretenen Musiken sämtlich sauber gestaltet. Unterm Strich reicht das Gebotene von zweieinhalb bis dreieinhalb Sternen. Damit ist das Stanley Black gewidmete Album der Reihe Chandos-Movies nun zwar sicher keine ultimative Entdeckung, aber auch keineswegs einfach nur belanglos. Stanley Black bewegt sich etwa auf dem Level Ron Goodwins, ohne freilich dessen melodisches Talent zu besitzen. Der hier klingend Porträtierte war klanglich kein besonderer Experimentator. Er gehört vielmehr in die Liga passablen bis sehr ordentlichen, aber standardisierten Handwerks. Insofern dürfte die CD für viele kontinentale Filmmusiksammler nicht zu den ganz besonders dringenden Fällen auf der Liste noch zu beschaffender Aufnahmen zählen, eine nette Ergänzung der Chandos-Kollektion ist sie aber durchaus.

Nun, innerhalb der besonders um die britischen Komponisten verdienten Chandos-Reihe ist das Album nicht nur logisch, sondern auch völlig legitim, besitzt der Name Stanley Black in „Merry Old England“ doch sicherlich einen deutlich markanteren Klang als auf dem Kontinent. Die wiederum sorgfältig produzierte CD besitzt infolge der zutage geförderten ausgesprochenen Raritäten (von Black ist ansonsten praktisch nichts auf Tonträger greifbar!) natürlich einigen Repertoire-Wert. Wertungstechnisch erscheinen mir hierfür im Sinne einer „Albumwertung“ drei Sterne (mit Tendenz zu dreieinhalb) als fair und auch im Reihenkontext als sinnvoll. Der Begleitheft-Text von Mervyn Cooke ist recht informativ, aber zugleich etwas über Gebühr bemüht, die Musiken aufzuwerten.

Hier gibt es eine Übersicht der bisher besprochenen Chandos-Movies-CDs.

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Komponist:
Black, Stanley

Erschienen:
2005
Gesamtspielzeit:
70:20 Minuten
Sampler:
CHANDOS MOVIES
Kennung:
CHAN 10306
Zusatzinformationen:
BBC Concert Orchestra, Barry Wordsworth

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