The Film Music of Sir Arthur Bliss

The Film Music of Sir Arthur Bliss
Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
26. November 2001
Abgelegt unter:
CD, Hören, Klassik, Sampler, Score

Score

(5.5/6)

Arthur Bliss

Sir Arthur Bliss (1891-1975), Sohn angloamerikanischer Eltern, gehört zu den renommierten britischen Komponisten, die auf dem Kontinent weniger geläufig sind. Manchem Leser dürfte die Konzertsuite aus der Filmmusik zu Things to Come (1935) geläufig sein, die im angelsächsischen Raum einigen Bekanntheitsgrad genießt. Mit dieser Filmkomposition erregte der Komponist seinerzeit einiges Aufsehen und setzte Maßstäbe. Bereits 1935 erschien besagte Konzert-Suite in GB auf 78er Schellack-Platten – dies dürfte wohl die erste Veröffentlichung einer sinfonischen Filmmusik auf Tonträger überhaupt sein. Insofern hat sich Arthur Bliss, trotz eines nur kleinen filmmusikalischen Œuvres (insgesamt acht Musiken für Spielfilme sowie einige Dokumentarfilme), als Wegbereiter für das so genannte „Golden Age of British Cinema“ verdient gemacht. Auch für diesen britischen Komponisten gilt das von mir bereits über seine berühmteren Kollegen, Malcolm Arnold, Alan Rawsthorne und William Alwyn, Geschriebene; auch in den Kompositionen des Arthur Bliss paaren sich großes handwerkliches Können mit Klarheit in der Form und einer großen Verbundenheit mit der sinfonischen Tradition. Bei aller Verbundenheit zur Romantik und Distanz zu den Verfechtern der Neuen Musik: seine Musik klingt wenig nach 19tem Jahrhundert, sondern ist vielmehr frisch und leuchtkräftig. Stilistisch steht Bliss seinem Landsmann Gustav Holst recht nahe. Beide verarbeiteten Einflüsse der französischen Impressionisten und Igor Strawinskys – insbesondere aus dessen Ballettmusiken. Wer also ein Freund der Holstschen Tondichtungen „Die Planeten“ ist, der dürfte auch zu den Werken des Arthur Bliss leicht Zugang finden.

Die Arthur-Bliss-CD aus der Reihe „Chandos-Movies“ bietet Auszüge aus fünf seiner Filmmusiken. Besonders breiten Raum nimmt mit rund 32 Minuten die rekonstruierte Suite aus Things to come ein. Obwohl die Originalpartitur Ende der 30er Jahre verloren ging, ist es dank akribischer Kleinarbeit jetzt möglich, den größten Teil dieser meisterhaften Musik wieder in ihrer ursprünglichen ungeglätteten Fassung zu hören: eine hörenswerte Begegnung, nicht zuletzt wegen des für seine Zeit ungewöhnlich ruppigen Kriegsmarsches. Außerdem werden geboten: der Edward Elgars „Pomp and Circumstance“ nahe stehende Marsch aus Welcome the Queen (Pathé-Wochenschau 1954); dazu als passende Ergänzung die brillant zeremonielle, majestätisch-prächtige, von Fanfaren durchsetzte „The Royal Palaces Suite“, die für eine TV-Dokumentation in 1966 entstand; eine Suite aus der nicht für den Film verwendeten Musik zum 1944er Technicolor-Spektakel Caesar and Cleopatra (siehe hierzu auch George Auric) und der Marsch zur 54er TV-Kriegsdoku War in the Air. Der Interessierte erhält ein gut fließendes Album mit Musik von durchweg besonders edler Qualität.

Etwas problematisch bei der Chandos-Edition sind die zumindest teilweise merkwürdig reißerisch abgefassten Texte, etwas, das nicht auf das Konto des deutschen Übersetzers geht, sondern sich bereits im englischen Original findet. Etwas blass und naiv geraten ist (für meinen Geschmack) auch die Cover-Gestaltung, klang- und auch spieltechnisch liegt das Album dagegen auf sehr gutem Niveau.

Wer auf den Geschmack gekommen ist, der greife auch noch zur älteren Bliss-Filmmusik-Kompilation des Marco-Polo-Labels. Diese bereits 1990 erschienene CD entstand unter Federführung des Schweizers Adriano, dem eine Reihe wertvoller filmmusikalischer Ausgrabungen zu verdanken sind. So wartet die CD mit drei weiteren filmmusikalischen Raritäten auf: Klangprächtiges zum Kostümfilm Christopher Columbus (1949), rhythmisch-dramatisch geprägte Klänge zu Seven Waves Away (1956) und in Teilen exotisch Angehauchtes in Men of Two Worlds (1945), wobei hier das archaisierende, von vokalisierendem Männerchor begleitete Konzertstück für Klavier und Orchester besonders erwähnenswert ist.

In Sachen Interpretation und Klangtechnik vermag diese CD allerdings nicht voll mit dem Chandos-Album mitzuhalten. Alles klingt gegenüber diesem doch erheblich blasser und dünner – allein daher die spürbar herabgesetzte Bewertung dieser CD. Trotz gewisser Einschränkungen ist die Produktion als einzige greifbare Einspielung der raren und zweifellos sehr gut gearbeiteten Filmmusiken jedoch ihr Geld wert. Das leider nur englischsprachige Booklet ist schlicht gestaltet, aber recht informativ.

Wer nun immer noch neugierig auf Musik dieses britischen Meisters ist, der wende sich den Veröffentlichungen einer Reihe von Konzert-Kompositionen auf dem Naxos-Label zu. Hier findet der Aufgeschlossene mehrere CDs mit überaus hörens- und entdeckungswerter Musik in sehr guten Einspielungen für wenig Geld. Erfreulich, dass die zwar schlichten Booklets, immerhin informative Texte auch in Deutsch enthalten. Ich möchte dem Einsteiger an dieser Stelle besonders die Kopplung der „A Colour Symphony“ mit der Ballettmusik zu „Adam Zero“ empfehlen. Ob sich dem Hörer die eigenwillige Farbästhetik des Arthur Bliss in „A Colour Symphony“ klanglich überhaupt erschließt, ist letztlich von untergeordneter Bedeutung. Dieses raffiniert auskomponierte Werk gehört auch so zu den interessanten Vertretern gemäßigter Moderne des 20sten Jahrhunderts. Die farbig-schmissige und zugleich lyrisch-sinnliche Ballettkomposition „Adam Zero“ ist eine besonders eingängige Ergänzung dieser nicht allein ob ihres günstigen Preises besonders empfehlenswerten CD.

Hier gibt es eine Übersicht der bisher besprochenen Chandos-Movies-CDs.

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Mehrteilige Rezension:

Folgende Beiträge gehören ebenfalls dazu:


Komponist:
Bliss, Arthur

Erschienen:
2001
Gesamtspielzeit:
73:11 Minuten
Sampler:
CHANDOS MOVIES
Kennung:
9896

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