Superman Returns
Superman Returns lautet seit dem 17. August 2006 das Motto in den deutschen Kinos: erheblich später übrigens als in den USA, weil dem Verleih die Fußball WM als Konkurrent ein zu großes Risiko war. Drum mussten die Anhänger des kultigen Superheroen mit dem blauen Bodysuit sowie dem emblematischen roten „S“ auf gelbem Grund rund zwei Monate länger warten als die US-Amerikaner. Brandon Routh, Darsteller der Titelfigur, besitzt eine gewisse Ähnlichkeit mit seinem Pendant Christopher Reeve im 1978er Erstling was durch die gleiche Stirnlocke noch markant unterstrichen wird.
Ganz nett und unterhaltsam, aber nicht übermäßig aufregend: so lautet mein Fazit nach dem Filmbesuch. Sicher ist Superman als älteste Superhelden Comic-Figur zu idealisiert und damit zwangsläufig antiquierter als seine Nachfolger, die mit ihren menschlichen Schwächen eher zum Anfassen geraten sind. Und da der rund zweieinhalbstündige Streifen von Regisseur Bryan Singer (X-Men, X-Men 2) sich nicht darum bemüht frischen Wind in die altbekannte Story zu bringen, ist dieser trotz einiger Schauwerte mitunter denn doch etwas behäbig und vor allem vorhersehbar geraten. Hinzu kommt, das Kevin Spacey als Erzfeind Lex Luthor nicht in annähernd gleichem Maße Dämonie wie Gene Hackman im 78er Film besitzt. So wirkt das neue Leinwand-Spektakel schon etwas glatt und ist als rein traditionelle Superman-Fortsetzung dabei mitunter zugleich rührend altmodisch.
John Ottman, Komponist der aktuellen Superman-Musik gestand in einem Interview, sich wochenlang mit Alpträumen geplagt haben. Nun, dafür ist seine Musik zu Superman Returns eine durchaus hübsche Hörangelegenheit und überhaupt eine ansprechende Hommage an das 78er John-Williams-Original geworden. Übrigens, streng genommen handelt es sich um die erste Williams-Hommage in der Filmreihe überhaupt, haben doch seine Vorgänger Ken Thorne und Alexander Courage praktisch ausschließlich die Williams-Musik des ersten Films adaptiert und neu arrangiert eingesetzt, ohne dabei in nennenswertem Umfang eigenes Musikmaterial hinzukomponiert zu haben.
Großes Orchester und vokalisierender Chor kommen zum Einsatz. Allein den berühmten Superman-Marsch belässt Ottman im Original und setzt diesen im nostalgisch gestalteten Vor- und Abspann als prägende nostalgische Reminiszenz ein. Weitere bekannte Williams-Themen, wie die Superman-Fanfare, das Krypton-Motiv sowie das Liebesthema erklingen hingegen in merklich anderer Manier und wirken sowohl zusammen als auch im Kontrast mit eigenen thematischen Erfindungen. Mitunter schimmern die Williams-Originale dabei eher dezent durch das klangliche Gewebe hindurch, was zweifellos einigen Reiz besitzt. In den Actionpassagen verläuft dafür alles nach eher gewohnten Strickmustern und ruft Ottman’sche Schöpfungen wie Fantastic 4 in Erinnerung. Und sicher können auch die breit angelegten romantischen Musikuntermalungen für entsprechende Filmszenen weder als ungewöhnlich noch als neuartig bezeichnet werden. Trotzdem sind es gerade diese, in denen Ottmann die überzeugendste Figur macht, indem er schön gestaltete Holzbläsersoli und Streichersounds miteinander in Wechselwirkung treten lässt. Das zu Hörende besitzt durchaus Anmut und vermag seinen Hörcharme im Verlauf mehrfacher Durchgänge durchaus noch ein Stück auszubauen. Dies gilt, obwohl Ottmanns Themenmaterial längst nicht derart einprägsam, geschweige denn von vergleichbarer Kraft ist, wie die Themen von Williams. Wertungsmäßig erscheinen mir hierfür unterm Strich knappe (daher „noch“) dreieinhalb Sterne als angemessen.
Neben den rund 55 Minuten Musikmaterial wartet die CD mit allein via PC abrufbaren Werbe-Boni zum Film auf: drei Filmtrailer und ein Mini-Making-Of „Behind the Scenes“ belegen in etwa den Platz, der sonst für noch weitere knapp 25 Minuten Musik gereicht hätte.