Die Werke des Komponisten Sainton gehören zum lange Zeit verschütteten Erbe der englischen Romantik. Über vieles in seinem Schaffen liegt ein gewisser Schleier: So gibt es über seine kompositorische Frühphase (Anfang der zwanziger Jahre) nur unvollständige Informationen, und nach 1948 scheint er nur die Filmmusik zu Moby Dick komponiert zu haben. Sein kompositorisches Œuvre beschränkt sich ansonsten auf eine Reihe recht kurzer Orchesterstücke und einige Lieder – ein exaktes Werkverzeichnis existiert leider nicht. Obwohl seine Musik in den Dreißigern und Vierzigen durchaus populär war, geriet er ab den fünfziger Jahren zunehmend in Vergessenheit – die von ihm selbst für den Konzertsaal konzipierte Suite aus Moby Dick blieb so bis heute unaufgeführt. Die Ursachen für das „Vergessen“ vormals erfolgreicher Künstler – Sainton ist hier ja kein Einzelfall – dürften in der Aufbruchstimmung der Verfechter der „Neuen Musik“ liegen, die nach dem zweiten Weltkrieg zuerst auf dem Kontinent um sich griff.
Die künstlerisch repressiven Jahre der Naziherrschaft in Deutschland und der zweite Weltkrieg erzeugten offenbar den verständlichen Drang, „nachzuholen“, was leider mit fast ebenso konsequentem Dogmatismus geschah, wie zuvor die Unterdrückung der „Neuen Musik“ in der Ära der Diktatur: Tonale Klänge und sangbare Melodien galten als verpönt und veraltet; für Romantiker gab es als „Gestrige“ nur noch das Museum. Auf Festivals der „zeitgenössischen Musik“ hatten derartige Kompositionen seit dem Ende der Vierziger keine Chance mehr, und die abfällige Beurteilung von Seiten einer „progressiven“ Musikkritik tat ein Übriges, derartige Musik von den Spielplänen zu verdrängen und in die „Vergessenheit“ zu transportieren: Auch Erich Wolfgang Korngolds Versuch, nach dem zweiten Weltkrieg einen Neubeginn als „ernsthafter“ Komponist in seiner österreichischen Heimat zu versuchen, scheiterte nicht zuletzt aus denselben Gründen (siehe hierzu auch „Korngold/Waxman: Vokalkompositionen“ und „Korngold: Orchesterwerke“).
Erfreulicherweise liegen infolge ausgiebiger Nachforschungen und Bemühungen des Chandos-Labels seit einigen Jahren verschiedene Orchesterwerke Saintons in sehr guten Einspielungen auf CD vor. Jeweils gelungen gekoppelt mit Werken von Patrick Hadley – einem ebenfalls „Vergessenen“ -, ermöglichen die beiden CDs interessante Begegnungen mit überaus hörenswerten Werken der englischen Romantik des zwanzigsten Jahrhunderts. Wie bei den Einspielungen der Orchesterwerke Korngolds leitet auch hier Matthias Bamert das Philharmonia Orchestra.
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