Rolf Wilhelm: Ein biografischer Abriss

Geschrieben von:
Marko Ikonić
Veröffentlicht am:
18. November 2001
Abgelegt unter:
Special

Rolf Wilhelm wird 1927 in München geboren. Schon ab dem 6. Lebensjahr erhält er Klavierunterricht. Er besucht das Gymnasium in Berlin, später auch in Wien, wo die Familie 1939 hinzieht. Der junge Wilhelm macht am Instrument Fortschritte und zeigt förderungswürdiges musikalisches Talent, sodass er 1942, im Alter von 15 Jahren, mit Sondergenehmigung zum Studium an der Musikhochschule Wien zugelassen wird.

Dort wird er im Klavierspiel von Grete Hinterhofer unterwiesen, die Kompositionsausbildung übernimmt Joseph Marx. Doch der Unterricht kann vorerst nicht zu Ende geführt werden, denn schon ein Jahr später, 1943, wird Rolf Wilhelm 16-jährig einberufen. Er leistet seinen Wehrdienst, zunächst als Luftwaffenhelfer, und gerät schließlich in Gefangenschaft.

1328Nach seiner Freilassung kehrt er 1945 in die Geburtsstadt München zurück, wo er 1946 wieder das Musikstudium an der Hochschule für Musik aufnimmt. Zu seinen Lehrern in dieser zweiten Studienphase zählen: Heinrich Knappe und Generalmusikdirektor Hans Rosbaud (Dirigieren), Gustav Geierhaas und Joseph Haas (Komposition) und Li Stadlmann (Generalbass). 1948 schließt der mittlerweile 21-jährige sein Studium mit der Reifeprüfung in der Meisterklasse erfolgreich ab.

Bereits 1946 erhält Rolf Wilhelm seinen ersten Kompositionsauftrag für Radio München, damals noch ein Sender der Militärregierung. Für das Hörspiel „as Gespenst von Canterville“ schreibt er eine Partitur für großes Orchester und wird in Folge freier Mitarbeiter in allen Abteilungen des Senders (Hörspiel, Unterhaltung, Kinderfunk). Während der überaus produktiven Zeit beim Bayrischen Rundfunk entstehen an die 220 Hörspielmusiken.

1329Erste Erfahrungen im Bereiche der Filmmusik sammelt der Komponist 1952 bei der Vertonung von Dokumentar- und Kulturfilmen. Sein Spielfilmdebüt gibt Rolf Wilhelm dann 2 Jahre später, 1954 mit der weithin bekannten 08/15-Trilogie von Paul May. Insgesamt schreibt Wilhelm die Musik zu 64 Spielfilmen, wobei er auf gemeinsame Projekte mit solch vorzüglichen Regisseuren wie Ingmar Bergman, Werner Jacobs, Rudolf Jugert, Helmut Käutner, Paul May, Harald Reinl, Rolf Thiele, Gustav Ucicky, Alfred Weidenmann, Bernhard Wicki u.a. zurückblicken kann. Zwei besonders populäre Titel seiner umfangreichen Filmographie, die auch jüngeren Kinogängern ein Begriff sein dürften, sind Loriots Erfolgskomödien Ödipussi und Pappa ante Portas. [Link: Filmographie Rolf Wilhelm]

Auch der kleine Bildschirm ist für Rolf Wilhelm kein Niemandsland. Nach ersten Fernseh-Aufträgen im Jahr 1953 zeichnet er sukzessive für insgesamt 450 [!] TV-Produktionen (Filme und Serien) verantwortlich. Wie jeder gute Filmkomponist findet er sich mühelos in vielen unterschiedlichen Genres zurecht: Literaturverfilmungen, Unterhaltungsserien, Kriminalfilme, Kindersendungen u. v. a. Zu seinen Auftraggebern zählen dabei Bayrischer Rundfunk, Süddeutscher Rundfunk, Westdeutscher Rundfunk, Österreichischer Rundfunk sowie zahlreiche Privatproduzenten. Seine umfassende TV-Arbeit wird durch ein eindrucksvolles Korpus von ungefähr 350 Kurzscores für Werbespots ergänzt. So stammt zum Beispiel auch die Musik zu den ersten „Glücksspirale“-Werbeclips von ihm.

Wer die strikte Trennung von Filmmusik und E-Musik, also so genannter „seriöser“ Musik, für unabdingbar hält, dem sei an dieser Stelle von Rolf Wilhelms umfangreichem außerfilmischen Werk berichtet.

Er schreibt 25 Bühnenmusiken und arbeitet dabei an folgenden Häusern: München: Residenztheater, Kleine Komödie; Wien: Akademietheater, Burgtheater, Theater in der Josefstadt; Züricher Schauspielhaus; Tourneetheater; Häuser in Augsburg, Hamburg etc.

Desweiteren eine Auswahl seiner Kompositionen für den Konzertsaal:

Kriminalsuite „Fortsetzung folgt“ für Großes Orchester und Fünfschussrevolver (UA: Stuttgart 1956); 4 norwegische Tänze (UA: Stuttgart 1963); Konzertstück für Klavier und Orchester (1967); Orchesterlieder nach Texten von Villon, Verlaine und anderen; Concertino for Tuba and Wind Instruments (UA: Washington 1973); Festival Fanfare; 5 Stücke für Bläserensemble (UA: Salurn 1994); Concertino for Euphonium and Orchestra (UA: Minnesota 1998); Quintet für Blechbläser (1997); Drei Etüden für Tuba (1995); Südtirol-Suite (1998); United Winds (Konzertouvertüre, UA: München 1999); Aus meinem lyrischen Tagebuch (Suite für kleines Orchester); Pappa ante Portas – Ouvertüre; Nibelungen-Saga für sinfonisches Blasorchester u. a.

Bei zahlreichen Auftritten als Gastdirigent leitet Rolf Wilhelm u.a. folgende Ensembles: Münchner Rundfunkorchester • Münchner Philharmoniker • Orchester Kurt Graunke • Wiener Symphoniker • Wiener Volksopern-Orchester • RIAS-Symphonie-Orchester • Großes Unterhaltungsorchester des SWF Kaiserslautern • Belgrader Symphonieorchester • Großes Unterhaltungsorchester Saarbrücken • DEFA-Filmorchester • Orchester der Städtischen Bühnen Augsburg • Fränkisches Landesorchester Nürnberg • Stuttgarter Rundfunkorchester • diverse Studio-Orchester • u. v. a.

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Dieser Artikel ist Teil unseres umfangreichen Rolf-Wilhelm-Specials.

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