Mit Monsters (2010), lieferte der englische Computergrafiker Gareth Edwards sein Kinodebüt. Edwards, der in Personalunion das Drehbuch schrieb und zugleich als Kameramann fungierte, gelang es mit seinem Erstling, einen Independent-Film zu präsentieren, der sich rasch eine Fangemeinde schaffte. Der Streifen fand auch auf Festivals Beachtung, etwa auf dem Fantasy Film Festival in Berlin, und wurde mit dem Evening Standard British Film Award ausgezeichnet. Das alles sorgte dafür, dass Edwards 2014 das Big-Budget-Remake von Godzilla stemmen durfte.
Trotz seines besonders kleinen Budgets von anscheinend unter 500.000 $ besitzt Monsters als ein kleiner, aber feiner Film seine Meriten. Das eher ruhige Road-Movie wartet nicht nur mit einer zwar einfachen, aber unterhaltsamen Zwei-Personen-Geschichte, sondern für ein C-Movie zudem mit überraschend guten Spezialeffekten auf. Desweiteren zeichnet sich der Film durch seine recht dichte Atmosphäre aus und besitzt überhaupt einen überraschend guten Look. Was die Fans des Films begeistert, ist aber auch, das Science-Fiction-Szenario über eine von Aliens infizierte Zone im nördlichen Mexiko, ein durch einen Wall abgeschottetes Gebiet, bewacht durch Militär, metaphorisch auszudeuten.
In Monsters – Dark Continent (auch Monsters 2) haben sich zehn Jahre nach der Handlung des Vorläuferfilms die von mit langen Tentakeln bewehrten Aliens weiter ausgebreitet. „Infizierte Zonen“ gibt es nun auch in Europa. Offenbar fühlen sich die Alien-Monster in den Wüstenregionen des Nahen Ostens besonders wohl. Die USA führen dort in einer nicht näher benannten Region einen, wie dem Zuschauer schnell klar wird, äußerst rücksichtslosen Krieg. Eine Gruppe unerfahrener Marines, geführt von einem Veteranen-Sergeant, erlebt hierbei ihren ersten Einsatz. Die Soldaten müssen sich allerdings weniger vor den Aliens, sondern vielmehr vor einer eher feindlich gesinnten Bevölkerung und Rebellen in Acht nehmen.
Die „Fortsetzung“ ist ein eigenständiger Film, mit dem Vorgänger nur äußerst lose – einzig über die titelgebenden (Alien-)Monster – verknüpft. Sie ist wiederum ein Kinodebut, dieses Mal von TV-Moderator Tom Green. Dass Gareth Edwards als Ausführender Produzent mit von der Partie war, hat allerdings wenig erkennbare Spuren hinterlassen. Vom eher ruhigen, weniger actionbetonten, dafür atmosphärisch recht überzeugend agierenden Vorläufer ist bei Green nichts geblieben. Monsters – Dark Continent ist ein eher oberflächliches, mit durchweg klischierten Charakteren versehenes, aber dieses Mal mit viel kriegerischem Getue und Geballer angereichertes War-Action-Movie geworden. Vermutlich hatten die Macher dabei etwas ähnlich Temporeiches wie das Alien-Sequel, Aliens – Die Rückkehr, im Sinn. Aber Monsters – Dark Continent funktioniert leider trotz seines wiederum beachtlichen Looks – insbesondere die hier besonders vielfältig mutierten, wurzelartigen Alien-Monster sehen klasse aus – nicht annähernd vergleichbar gut. Unter den Protagonisten gibt es weder sympatische noch interessante Figuren. Einigermaßen überzeugend gezeichnete Charaktere fehlen. Dafür findet sich viel moderner US-Landser-Jargon: etwa „Manche dieser Viecher haben sich in bewohnten Gebieten eingenistet. Die bombardieren wir. Das führt zu Kollateralschäden, was die Einheimischen nicht lustig finden.“
Weder einige recht spannende Passagen noch die letztlich sehr gewollt erscheinende Mischung aus Sozial- und Kriegsdrama – vier der jungen Marines sind aus Detroit stammende Underdogs – ist wirklich dabei hilfreich, die eklatanten Schwächen der allzu stereotypenlastigen Story zu kaschieren. Dabei sollte wohl gerade ein politischer Aspekt der Story, die bei den „Einheimischen“ nicht erst seit dem verkorksten Irak-Einsatz als extrem problematisch empfundene US-Präsenz im Nahen und mittleren Osten, dazu dienen, einen Subtext zu schaffen. Aber das wirkt alles viel zu sehr gewollt, um zu überzeugen. Nach der ersten, mit viel Halbstarken-Geschwätz angereicherten Viertelstunde wird der Zuschauer in ein hartes, mit sehr brutalen Kriegsszenen aufwartendes War-Action-Movie katapultiert, das kaum noch Science-Fiction-Monster-mäßig, sondern schließlich nur noch völlig überfrachtet erscheint.
Einziger Pluspunkt ist die durchaus fantasievoll gestaltete Alien-Population, die gegenüber dem Vorläuferfilm geschickt weiter gedacht und dabei auch raffiniert entwickelt worden ist. Die Monster gibt es jetzt in fast allen Größen, vom wie ein übergroßes flugfähiges Insekt wirkenden Baby-Monster bis hin zu Giganten im modernen Godzilla-Format. Respektabel ist dabei auch der noch im Detroit-Prolog stattfindende „Hundekampf“ (s.u.), bei dem ein Pittbull gegen ein dazu in der Größe passendes Alien antritt.
Monsters – Dark Continent von Blu-ray in HD
Die HD-Präsentation ist sehr solide. Der Film arbeitet mit dem für Kriegsfilme (aber auch Krimis wie Tatort) heutzutage gewohnten tristen Look, d.h. mit überhöhtem Kontrast und entsättigten, insgesamt eher fahlen Farben, versehen mit merklichem Blaustich. Nur hier und da gibt es einzelne kräftigere Farbtupfer. Interessanterweise bleiben diese ausschließlich den Aliens vorbehalten: etwa in einer interessant illuminierten Nachtszene mit Avatar-Touch, in der die Aliens so etwas wie lumineszierende Sporen verbreiten. Ansonsten erinnern die farblich verfremdeten Bilder an Jarhead (2005), einige der Wüsten-Panoramen aber auch ein wenig an Lawrence von Arabien – gedreht wurde wie auch beim David-Lean-Klassiker in Jordanien. Kontrast, Schwarzwert und Schärfe rangieren auf gutem bis sehr guten Niveau und sorgen für einen sehr respektablen, überwiegend knackigen Bildeindruck.
Sehr effektreich und in den vielen Actionmomenten auch druckvoll, agiert der DTS-HD-5.1-Surround-Ton. Er tut dabei aber mitunter auch des Guten zuviel, etwa wenn die üppige Geräuschkulisse in Actionszenen häufiger nicht mehr differenziert, sondern überladen lärmend gerät. Die Verständlichkeit der Dialoge bleibt dann komplett auf der Strecke.
Für eine Low-Budget-Produktion ist die kleine Boni-Kollektion anständig geraten. Sie besteht aus einem rund 12-minütigen Making-of und darüber hinaus gibt es noch zwei weitere, deutlich kürzere Segmente mit Hintergründen zur Filmproduktion: „Entwicklung der Monster“ (rund neun Minuten) und „Visuelle Effekte: Hundekampf“ (rund drei Minuten).
Fazit: Eher selten gelingt es Fortsetzungen, das qualitative Niveau ihrer Vorläufer zu halten oder gar darüber hinauszuwachsen. Davon bildet auch Monsters – Dark Continent keine Ausnahme. Einzig die gelungene Alien-Optik dürfte, wohl in erster Linie bei Teens und Twens, gewisses Interesse erwecken. Vorsicht ist geboten: Wer ein Feel-Good-Movie erwartet, dem ist ein herbes Erwachen garantiert. Kuscheln mit der Freundin etwa, geht hierbei nämlich überhaupt nicht.
Zur Erläuterung der Wertungen lesen Sie bitte unseren Hinweis zum Thema Blu-ray-Disc versus DVD.