Avatar 3D (3D-Blu-ray)

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
18. November 2012
Abgelegt unter:
3D

Film

(4/6)

Bild

(6/6)

Ton

(5.5/6)

James Camerons Avatar: jetzt erstmalig frei verkäuflich als 3D-Blu-ray

Nachdem Avatar als 3D-Blu-ray bis dato nur beim Erwerb eines 3D-fähigen Panasonic-Gerätes zu erhalten war, ist dieser Exklusiv-Deal nun ausgelaufen. Seit dem 26. Oktober 2012 ist die 3D-Blu-ray-Ausgabe frei verkäuflich, allerdings jetzt erst einmal „nur“ in der Kinoversion.

Auch Avatar, der derzeit erfolgreichste Film aller Zeiten, zählt sicher nicht zur Gattung Meisterwerke und ist ebenso wenig ein den Intellekt herausforderndes Kino-Event. Der Film funktioniert allerdings auf der reinen Unterhaltungsebene ähnlich gut wie auch Camerons Titanic. Zur wohlkalkulierten Mischung aus Action- und Gefühlskino kommt dieses Mal noch die brillante 3D-Optik hinzu. Sicher, das Drehbuch experimentiert nicht. Das jedoch besorgt in überreichem Maße die ebenso fantasievolle wie auch prallbunte Optik der Fauna und Flora von Pandora. Die Story hingegen schöpft aus vielem Bekanntem, ist im Wesentlichen eine Mixtur aus Ein Mann, den sie Pferd nannten (1970) gekreuzt mit der Ökobotschaft von Der mit dem Wolf tanzt (1990). Das alles wird à la Star Wars verlegt in „eine weit entfernte Galaxis“ und entsprechend märchenhaft bebildert. Das, was dabei herauskommt, ist nun weder komplex noch besonders tiefschürfend und im Ablauf partiell sicher auch vorhersehbar. Aber ist es deswegen derart schwach wie von manchen behauptet? Immerhin sind die völlig geläufigen Handlungsmuster und -schemata dramaturgisch geschickt miteinander kombiniert und harmonieren entsprechend gut miteinander. Und wenn am Schluss die Natur selbst sich gegen die menschlichen Eindringlinge wendet, dann mag das manch einer als kitschig empfinden, aber es ist doch emotional recht eindrucksvoll in Szene gesetzt und verfehlt daher seine Wirkung nicht. Als reine Popcorn-Unterhaltung, ein anderer Anspruch steht hier nicht zur Debatte, ist das m. E. durchaus gelungen.

Bereits die Ausgangssituation mit dem querschnittsgelähmten Ex-Marine Jake Sully (Sam Worthington) ist weder geläufig noch dumm konstruiert. Jake ist nur aufgrund der genetischen Verwandtschaft mit seinem getöteten Bruder (einem Wissenschaftler) in das Avatar-Projekt auf Pandora aufgenommen worden. Er ist verständlicherweise davon fasziniert, in seinem künstlichen Avatar-(Wirts-)Körper wieder als voll funktionierendes Wesen agieren zu können. Anfänglich ist er im Team der Wissenschaftler (angeführt von Alien-Sigourney-Weaver als Dr. Grace Augustine), das die Na’vi-Ureinwohner friedlich studieren will, als unter Umständen eher gewaltbereiter, schießwütiger Marine nicht allzu willkommen. Aber die Begegnung mit der Na’vi Neytiri (Zoë Saldaña) ändert alles. Sully lernt die naturverbundenen Na’vi rasch zu schätzen, wird schließlich einer der ihren und verliebt sich in Neytiri. Zu der in Vorbereitung befindlichen Militäraktion gegen die Ureinwohner, unter deren Hauptsiedlung ein besonders ergiebiges und daher begehrtes Erzvorkommen liegt, bemerkt Sully: „So läuft es doch ständig! Wenn irgendjemand auf einer Scheiße sitzt, die Du haben willst, mach ihn zum Feind, und das rechtfertigt dann, dass du es dir holst!“ Und ebenso wenn Colonel Miles Quaritch (Stephen Lang) die Situation mit den sich massiv zur Wehr setzenden Na’vi auf seine Art interpretiert: „Wir bekämpfen Terror mit Terror“, dann ist das doch alles sogar recht realistisch, freilich ohne hier nun gleich von Aktualitätsbezug zu sprechen und damit dem Film ein überzogenes Etikett verpassen zu wollen.

Vergleichbar mit George Lucas in Star Wars sehe ich James Camerons Intention in Avatar darin, dem Zuschauer die ungewohnte 3D-Technik im Rahmen eines vertrauten Handlungsablaufs, aber in einer betont ungewöhnlichen Umgebung, eben der fantasyhaften Welt von Pandora, in Perfektion vorzuführen. Und das ist nicht nur geschickt. Es funktioniert auf der Popcorn-Kino-Schiene prächtig, was ja auch die überwältigende Publikumsresonanz belegt. Dass mit dem „größten Film aller Zeiten“ ist zwar Werbegetrommel, aber Avatar ist keinesfalls einfach nur teures, seelenlos gemachtes Blendwerk, sondern gekonntes, betont bildgewaltiges Unterhaltungskino — nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Da mag ich selbst den sich seit geraumen Zeiten in eher völlig ausgetretenen Bahnen bewegenden und weitgehend in Monotonie verfangenen Komponisten James Horner dezent in Schutz nehmen. Was blieb ihm bei der genannten Konstellation groß anderes übrig als in die so genannte (afrikanisch gefärbte) Ethnofalle zu tappen? Zum zwar äußerst fremdartig Exotischen auf Pandora etwas vertraut-irdisch Klingendes zu entwerfen, das vermag zwar nicht originell zu sein, aber es ist immerhin recht solide gemacht und besitzt wiederum in John Williams’ ebenfalls eher vertraut klingender Star-Wars-Musik rein konzeptionell das Vorbild.

Avatar auf 3D-BD

Die rund 162 Minuten der Kinofassung sind interessanterweise auf einer einzelnen 3D-BD untergebracht — siehe dazu Titanic 3D, bei dem die 195 Kinominuten auf zwei 3D-BDs verteilt wurden, was hohe Datenraten und damit optimale Bildqualität ermöglicht. Das 3D-Bild von Avatar ist ebenfalls durchgehend in praktisch makelloser Qualität. Ja man kann hier sogar von geradezu faszinierender Referenzqualität sprechen. Schärfe, Details, Kontrast, Farben und Schwarzwert sind insgesamt brillant. Weniger perfekt fokussierte Einstellungen stechen nicht hervor, was aber nicht bedeutet, bedeuten kann, dass sämtliche Bildebenen immer gleichzeitig scharf erscheinen (müssen). Ghosting-Artefakte sind so gut wie nicht vorhanden.

Ich habe den Film seinerzeit immerhin dreimal im Kino in 3D gesehen. Trotz aller Begeisterung habe ich dabei, gerade beim zweiten und dritten Sehen, doch deutlich mehr an kleineren Artefakten wahrgenommen als jetzt bei der 3D-Home-Video-Präsentation von BD. Die gute bis sehr gute Qualität der Kinopräsentationen wird hier also sogar noch ein merkliches Stück überboten.

Avatar wird in der Home-Version, wie auch Titanic 3D, dank „Super 35“ formatfüllend (1 : 1,78) präsentiert, ohne (!) dass dabei das Bild gegenüber der breiteren Kino-Scope-Version beschnitten werden muss. Es ist jetzt am oberen und unteren Bildrand sogar mehr Bildinformation zu sehen als im Kino. Dass die erste frei verkäufliche 3D-Ausgabe von Avatar ohne irgendwelche Boni, also nackt ins Haus kommt, liegt natürlich auf der Hand. Bis auch die „Extended Collector’s 3D-Edition“ verfügbar sein wird, ist es aber nur eine Frage der Zeit.

Auch beim Ton gibt es nichts zu bemängeln, und das gilt, obwohl die deutsche Tonfassung nicht in HD, sondern „nur“ in AC-3-5.1 und außerdem (wohl aus Platzmangel) mit einer relativ niedrigen Bitrate zur Verfügung steht. Gerade beim Ton sollte man aber, anstatt zu sehr auf Bitraten zu schauen, besser seinen Ohren trauen. Der Soundmix ist ähnlich grandios wie das praktisch perfekte Bild, besitzt eine hohe Dynamik und verfügt damit auch in den ruhigen und eher leiseren Passagen über viele fein differenziert wahrnehmbare Nuancen im akustisch perfekt ausgeleuchteten Surroundklangfeld.

Zu den im Set außerdem enthaltenen beiden Discs (Avatar in 2D auf BD und DVD) gibt es nichts Besonderes anzumerken, außer dass der Film auch in 2D von BD über ein geradezu fantastisches Bild verfügt, das dank seiner enormen Plastizität ein optimales High-Def-Feeling erzeugt.

Fazit: Nun ist also James Camerons Avatar — in der Kinoversion — als 3D-BD frei verkäuflich. Damit ist die von vielen lang erwartete 3D-Referenz in Bild und Ton endlich problemlos verfügbar. Dank „Super 35“ konnte das Kino-Scope-Bild dem modernen 16:9-TV-Breitbildformat angepasst werden, ohne dass dabei Bildinhalte verloren gehen! Man bekommt nun vielmehr am oberen und unteren Bildrand zusätzliche Bildinformationen zu sehen.

Durch den Heimkinomarkt dürfte zum überwältigenden Einspielergebnis an der Kinokasse und auch durch die bisherigen 2D-BD-Veröffentlichungen jetzt nochmals ein schönes Sümmchen hinzukommen. Dass auch das mitunter für Verärgerung sorgende FSK-Logo (bereits das Coverbild macht es deutlich) abgelöst werden kann, dürfte zusätzlich helfen, Interessenten zu gewinnen. Möge durch die absolut brillante Qualität dieses Produktes in Bild und Ton die mittlerweile etwas abgeflachte 3D-Debatte neuen Auftrieb erhalten und dies zugleich für fähige Regisseure und Produzenten Ermunterung und Antrieb sein, weitere 3D-Qualitätsproduktionen in Angriff zu nehmen.

Zur Erläuterung der Wertungen lesen Sie bitte unseren Hinweis zum Thema „Blu-ray-Disc versus DVD“.

© aller Logos und Abbildungen bei 20th Century Fox Home Entertainment. (All pictures, trademarks and logos are protected.)

Regisseur:
Cameron, James

Erschienen:
2012
Land:
USA
Vertrieb:
20th Century Fox Home Entertainment
Zusatzinformationen:
2009, 3-Disc-Set (3D-BD & BD & DVD)

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