Betrachtet man die Elfman-Filmmusiken der letzten Jahre, zeigt sich, dass der Komponist — bei allem klar erkennbar modernen, mitunter hysterisch-skurril wirkenden Personalstil — bereit ist, einem Film das zu geben, was der Stoff braucht. So hat zum Beispiel in Sleepy Hollow das Orchester — kombiniert mit eindrucksvollen gemischten Chor-Sätzen, und damit die gotische Horror-Story — klar die Oberhand gegenüber Synthiesounds und entsprechend erzeugter Rhythmik, die bei einem Kostümstoff einfach schnell deplatziert wirken. Gegenüber dem hier also eindeutig „klassischen Touch“ kommt das stärker Poppige stimmig (!) in archaisierend sublimierter Form im futuristischen Planet of the Apes und noch deutlicher ausgeprägt, in lockerer, oftmals leicht abgefahren-schräger Form in Mars Attacks! (1997) und den beiden Men-in-Black-Scores zum Einsatz.
Regisseur Barry Sonnenfelds Versuch, an den Erfolg des 1997er Men in Black anzuknüpfen, ist seit dem 18. Juli 2002 auch in den deutschen Kinos zu begutachten. Zur wirklich ergötzlichen Hör-Angelegenheit ist das Album geraten. Insgesamt merklich poppiger als die Musik zu Spider-Man und, da alles ja auch zum mitunter überdrehten Will Smith und zum wohl etwas blass geratenen Story-Aufguss passen muss, in (high-tech-)discomäßig angelegtem Sound. Hier wird — entsprechend der Filmhandlung und für das junge Zielpublikum — viel mit raveig-funkig-poppigen elektronischen Percussions und Effekten (aber auch natürlichem Schlagwerk) sowie jazzigen Einsprengseln gearbeitet. Dabei ist alles fantasievoll, originell und auch augenzwinkernd gemacht. Bei manchen Elfman-typischen chamäleonhaften Wendungen kann man geradezu von „Mickey-Mousing“ sprechen.
Die Kompositionstechnik des etwas leichter gewichtigen Scores ist aber grundsätzlich die gleiche wie in den bereits genannten Arbeiten. Alles steht auf thematisch völlig solide durchgearbeitetem Grund. Dieses Mal wird mit dem aus dem ersten Teil bekannten Thema (aber auch mit Fragmenten) sowie mit dem Basisrhythmus besonders intensiv und vielseitig umgegangen.
Geradezu ulkig kommen die beiden (an Anfang und Ende der CD platzierten) „Worm-Lounge“-Tracks herüber: im wahrlich „abgespaceten“ Sound lässt Mars Attacks! besonders warm grüßen. Ebenso sind die Choreinschübe geschickt gestaltet und stechen wohltuend vom inzwischen absolut ermüdenden Hornerschen Einheitsgesäusel ab. Und Biss hat auch das Finale: als eine Art handwerklicher Demonstration präsentiert sich „Titles Revisited“: Hier wirbelt Elfman dem Hörer sein zuvor zerlegtes thematisches Material nochmals gekonnt um die Ohren — es geht ähnlich zu wie bei Planet of the Apes, wo besagter Track die sinnige Bezeichnung „Main Title Deconstruction“ trägt. Wobei an die rund 46 Minuten Score noch zwei Songs angehängt sind. Hier bekommt nach der Cover-Version von „I Will Survive“, interpretiert von Tim Blaney, Will Smith höchstpersönlich seinen obligatorischen Auftritt.
Unterm Strich: ein sehr vergnüglich-unterhaltsames und dabei sehr gut fließendes Hör-Album für den, der auch stärker poppig durchwirkten (dabei jedoch keineswegs lieblos kreierten) Sounds etwas abgewinnen kann. Auch die Abmischung ist exzellent, bietet ein wuchtig nuanciertes Klangpanorama.
Danny Elfman hat sich inzwischen wohl endgültig zu einem sehr guten Filmkomponisten entwickelt: zu einem, bei dem man jeder neuen Komposition mit einiger Vorfreude und Erwartung entgegenblicken kann.
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