Kikujiros Sommer ist ein mit leichter Hand inszeniertes Road-Movie des japanischen Regisseurs und Schauspielers Takeshi Kitano. Der Film startete am 18. November 1999 und war in den Programmkinos recht erfolgreich. Der 1947 geborene Kitano ist in Japan regelmäßig in TV-Programmen zu sehen. Manchen Lesern wird er auch als Darsteller des zugleich brutalen und sentimentalen Sergeant Hara in Furyo • Merry Christmas Mr. Lawrence (1983) ein Begriff sein. 1989 inszenierte er seinen ersten Spielfilm Violent Cop und hatte 1997 mit Hana-Bi seinen Durchbruch. Kikujiros Sommer ist Takeshi Kitanos achter Spielfilm und erstmals keine Gangsterballade aus Gewalt, Liebe und Tod, sondern die märchenhaft-poetische und zärtlich-melancholische Erzählung der Reise eines ungleichen Paares.
Der bei seiner Großmutter aufwachsende achtjährige Masao beschließt, in den großen Schulferien seine noch nie gesehene Mutter zu besuchen. Begleitet wird der Junge hierbei von Kikujiro, dem Mann einer Bekannten seiner Oma. Dieser ist nun eher ein Taugenichts und Gelegenheitsdieb als ein idealer väterlicher Begleiter. Doch auf der sich abspielenden Odyssee wandelt sich Kikujiro vom Grobian zum zärtlich-fürsorglichen Begleiter des kleinen Masao, und schließlich trennen sich beide als Freunde.
Die Filmmusik zu dieser schlichten Geschichte schrieb Joe Hisaishi, einer der bekanntesten Gegenwarts-Komponisten Japans im Unterhaltungsbereich, der bis heute mehr als 20 Filme vertont hat. Für Kitanos Durchbruchs-Film Hana-Bi gewann er den bislang letzten von insgesamt 4 japanischen Oscars für die beste Filmmusik. Des weiteren hat er Fernsehserien und Werbespots vertont. Die Musik zu Kikujiros Sommer war für mich die erste Begegnung mit Musik dieses Komponisten und wurde zu einer angenehmen kleinen Überraschung. Inwieweit der Komponist dramatisch sinfonisch komponieren kann, darüber lässt die vorliegende CD keine Aussage zu, aber der Film Kikujiros Sommer böte für eine derart angelegte Musik auch keinen Raum. In jedem Fall ist dem Keyboarder Hisaishi eine gut gelungene und stimmungsvolle Untermalung gelungen. Der Score wird von Klavier und Streichern beherrscht; vereinzelt treten Soli von Cello und Geige und etwas Synthesizer hinzu. Gewürzt wird das Ganze mit ein wenig japanischem Klangkolorit, das zum Teil mit ethnischen Instrumenten, aber auch elektronisch beigesteuert wird. Einflüsse aus Pop und Minimalismus sind zwar unüberhörbar, aber nicht aufdringlich und die Komposition klingt auch nicht banal. Die Themen sind einfach, sanglich und haben durchaus Ohrwurmcharakter. Die Stimmung der Musik ist überwiegend heiter, gelegentlich leicht melancholisch. Die Art, wie hier die Klänge von Klavier (oder auch Violine und Cello) mit den Streichern kombiniert werden, erinnert besonders bei eingehenderem Hören an Arbeiten des Franzosen Georges Delerue. Ein Track ist rein elektronisch und (zumindest für mich) nicht überzeugend geraten, aber die restlichen rund 38 Minuten reichen in jedem Fall für eine aus dem guten Mittelmaß herausragende Bewertung. Gute Klangtechnik und ein ordentlich gestaltetes Booklet runden den guten Gesamteindruck ab.
Fazit: Eine sehr ansprechende CD, deren frische Musik zwar Popeinflüsse aufweist, aber trotzdem im Rahmen guter Unterhaltungssinfonik bleibt. Ein auch abseits des Films angenehmer, nicht fader Ohrenschmaus und somit eine gelungene Produktion.