Der in Japan alles andere als unbekannte (über 14 veröffentlichte Soloalben!) Komponist und Pianist Joe Hisaishi gilt hierzulande noch immer als Geheimtipp. Filmmusikalisch hat er über 30 Werke betreut und zählt in Japan zu den ganz Großen in der Unterhaltungsbranche. Sein Werk ist vor allem durch eine langjährige Zusammenarbeit mit dem Regisseur und Schauspieler Takeshi Kitano in Europa auf Interesse gestoßen.Stilistisch sind die meisten Filme Kitanos durch den äußerst exzessiven Einsatz von Gewalt geprägt, diese jedoch nie als reinen Selbstzweck, als Mittel der Unterhaltung einsetzend. Weitere, immerwiederkehrende, unverzichtbare Stilmittel sind der Gegensatz von urbaner Großstadthölle und naturbelassenen Schauplätzen, sowie Männerfreundschaften, Liebe und der Ehrenkodex der Yakuza. In fast allen seinen Werken finden die gewaltbesessenen Hauptfiguren den Tod…
Seine vorletzte Komposition für Takeshi Kitano’s Film, Kikujiro • Kikujiros Sommer, der im Jahr 2000 in den Kinos war, wurde bereits von M. Boldhaus auf Cinemusic.de vorgestellt.
Schwerpunkte seiner Zusammenarbeit mit Kitano bilden meist äußerst reduzierte wie melancholische Klangcollagen, basierend auf wundervoll einprägsamen Pianomelodien. Der Score zu Princess Mononoke ist die einzige großorchestral sinfonisch angelegte Partitur, die mir von Joe Hisaishi bekannt ist. Einflüsse des französischen Komponisten Erik Satie sind in seinen Werken für Takeshi Kitano nicht zu überhören.Diente in Kitanos erstem Film Violent Cop noch die „Gnossienne“ von Satie als filmmusikalische Begleitung, so schuf Joe Hisaishi zu seinem dritten Film Sonatine erstmalig die Filmmusik.
Hana-Bi
Hana-Bi – was übersetzt Feuerwerk bedeutet – ist der Titel des 1997 erschienen Filmes, der Takeshi Kitano international zum Durchbruch verhalf. Im Mittelpunkt steht der frustrierte Cop Nishi (Kitano). Immer tiefer in einen Strudel aus Tod und Verzweifelung geratend, begibt er sich mit seiner sterbenskranken Frau auf die Flucht vor seinen alten Kollegen und den Yakuza, bis es zum unvermeidlichen Zusammenstoß kommt…Basierend auf einer sehr reduzierten Streicher- und Klaviermelodie leitet das erste Stück „Hana-Bi“ den Score ein. Elegische Flöten- und Gitarrenklänge verfeinern das äußerst fragile Klanggemälde. Die Komposition steckt wie der Film voll unterdrücktem Schmerz. Die tiefe Liebe des Protagonisten zu seiner Frau und die damit kontrastierende Kälte seiner Umgebung wird von Joe Hisaishis Musik vorbildlich eingefangen.Im weiteren Verlauf des Scores wird die allgemein melancholische Grundstimmung durch den Einsatz einer Mundharmonika nah an die Grenze des Kitsches getrieben. Japanisch klingendes Schlagwerk mit dezenten Holzbläsern kombiniert erzeugt in Track 6 kurzzeitig einen kleinen Lichtblick in der ansonsten trüben Stimmung, fällt jedoch anschließend wieder in die allgemeine Tristesse zurück.
Mehrteilige Rezension:
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