Brother

Geschrieben von:
Cinemusic.de - Team
Veröffentlicht am:
9. April 2002
Abgelegt unter:
CD

Score

(3/6)

Im Jahr 2001 war Brother, der als neunter und bislang letzter Takeshi Kitano-Film die sechste Zusammenarbeit des Teams Kitano/Hisaishi ist, auch auf deutschen Leinwänden zu sehen.

Yakuzamitglied Yamamoto flieht von Tokio zu seinem Bruder nach Los Angeles. Yamamoto macht aus der kleinkriminellen Bande seines Bruders eine machtvolle Organisation, die durch zunehmende Kontrolle der Drogengeschäfte der Mafia in die Quere kommt. Doch das wird sich als folgenschwerer Fehler erweisen.Im Mittelpunkt des Films stehen die für Kitano typischen Themen Gewalt, Freundschaft, Liebe, Verlust und Tod. Neu ist das alles nicht, geändert hat sich vor allem der Ort der Handlung, und die Darstellung von Gewalt errreicht nach dem völlig gewaltfreien Vorgänger Kikujiros Sommer einen neuen Höhepunkt in Kitanos Gesamtwerk.

Die Filmmusik ist eine melancholische Großstadtserenade. Die Stimmung des Filmes erinnert in ihrer Tristesse nicht zum ersten Mal bei einem Werk Kitanos an Martin Scorseses Film Taxi Driver. Die musikalische Grundstimmung ist der von Hana-Bi sehr ähnlich.Das Titelthema, erstmalig in „Drifter…In LAX“ erklingend, wird getragen von Flügelhorn und Klavier. Begleitet wird es durch dezentes Schlagwerk, bevor es in großer, hauptsächlich durch Streicher getragener orchestraler Begleitung voll aufblüht. Die Unterstützung durch ein Orchester, in diesem Fall des New Japan Philharmonic, fand in dieser Dimension bisher in keinem Takeshi Kitano Film statt. Diese klangliche Erweiterung scheint dem Film eine kongenial zur Filmhandlung (Japaner im Land der unbegrenzten Möglichkeiten) stehende Aufwertung zu geben.In Track Nr.2 „Solitude“ spiegelt sich sinnbildlich die Verlorenheit und Einsamkeit des kein Wort Englisch sprechenden Mannes wider, der in einem ihm völlig fremden Kulturkreis landet. Die Sprache der Gewalt jedoch versteht man auch in L.A.In Track Nr. 5 „Party-One Year Later“ findet sich eine jazzig-beschwingte Abwandlung des Titelthemas, die stark an Taxi Driver von Bernard Herrmann erinnert. Im Gegensatz zum 70er Jahre Klassiker stellt sich bei Hisaishi allerdings eine distanziert Unterkühltheit ein, die ohne Zweifel ein Spiegelbild der im Film eine wichtige Rolle spielenden japanischen Mentalität ist. Eine ähnliche Stimmung findet sich in Track Nr.10 „Wipe Out“ wieder.

Mit ihrer ausgesprochenen Ruhe und Schwermütigkeit begleitet Hisaishis Musik die Filmhandlung vortrefflich. Scheint sie auch in starkem Widerspruch zur expliziten Gewaltdarstellung des Filmes zu stehen, ist sie doch ein Spiegel der Gemütszustände der agierenden Figuren. Es ist, wie bei Hisaishi/Kitano-Filmen üblich, kein Action-Thriller-Score im herkömmlichen Sinne, eher eine fast schon meditative, am Rande der Eintönigkeit entlanggleitende, poppig angehauchte Reise.In Track Nr. 8 „Raging Men“, eine Actionsequenz begleitend, finden sich fernöstlich angehauchte Rythmen, metallisch und aggressiv hämmernd, eingebettet in einer orchestralen Untermalung.Glücklicherweise am Ende der CD bieten die Tracks 14 und 15 mit „Brother“ und dem „Brother Remix“ meiner Meinung nach unnötige, mit elektronischen Beats, Scratching und E-Gitarre unterlegte Tanzversionen des Titelthemas, die möglicherweise als Bindeglied zwischen der eigentlichen Filmmusik und der urbanen Posse fungieren sollten.


Mehrteilige Rezension:

Folgende Beiträge gehören ebenfalls dazu:


Komponist:
Hisaishi, Joe

Erschienen:
2001
Gesamtspielzeit:
49:45 Minuten
Sampler:
Milan
Kennung:
74321 71689-2

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